Professor Zamorra Nr. 820: Im Netz der Para-Wölfin
Als Carlos Rivera den Motorradfahrer sah, wusste er gleich, dass es Ärger
geben würde. Gespannt beobachtete der bullige Türsteher des
Nobel-Restaurants "Red Diamond", wie der Biker seine Maschine am
Straßenrand parkte und sich dann dem Restaurant zuwandte. Er trug eine
schwarze Leder-Kombi und baute sich drohend vor dem Türsteher auf. Rivera
starrte einen Moment auf das geschlossene Visier des Sturzhelms. "Einlass
nur in Abendgarderobe", erklärte er gelassen. Rivera spürte, wie
der Biker ihn kurz fixierte. Dann wurde er von ihm beiseite gewischt wie
ein lästiges Insekt. "Du bist nur ein Mensch", zischte er. "Verschwinde!"
Ohne den zitternden Türsteher weiter zu beachten, betrat der Biker das
Restaurant. Und im Inneren des "Red Diamond" brach die Hölle los...
von Michael Breuer, erschienen am 31.10.2005
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Newcastle, eine der sechs größten Städte Australiens, wird
Schauplatz eines Gemetzels. Ein schwarzgekleideter Mann dringt in ein Restaurant
ein und tötet sieben Personen. Der Killer, der sich Veidt nennt behauptet
die Opfer seien Wer-Dingos. Veidt entkommt dem Polizei-Gewahrsam und taucht
in der Stadt unter. Zamorra erfährt von diesen Vorfällen über
die Nachrichten. Da er sowieso nach Australien reisen wollte, um das fünfte
Siegel zu öffnen, verlegt er den Trip kurzerhand ein paar Tage nach
vorne und macht sich mit seiner Gefährtin Nicole über die
Regenbogenblumen auf den weg nach Sydney und von dort nach Newcastle. Dort
nehmen sie zunächst Kontakt zu dem ermittelnden Chiefinspector Seagrove
auf, der sich nach einer Rückversicherung bei seinem französischen
Kollegen Robin, den beiden Dämonenjägern annimmt. Derweil reagieren
auch die Werdingos auf den Angriff. Das Oberhaupt La Grange lässt Veidt
jagen und zu sich bringen. Veidt ist ein Werwolfjäger, der vor zehn
Jahren seine Familie durch einen Angriff der Werwölfe verloren hat,
seine Schwester ist seitdem verschwunden. Auf der Suche nach ihr ist er nach
Australien gekommen, wo sich Elena, auch zu einer Werwölfin mutiert,
dem Dingo-Clan angeschlossen hat. La Grange will mit der parabegabten Elena
ein Ritual durchführen, um seinen Clan mental zu verstärken, um
somit die Vormachtstellung unter den Werwölfen zu erlangen. Doch Elena
hat ihre eigenen Pläne; Zamorra und seine Gefährten drohen zwischen
den Fronten zerrieben zu werden.....
Meinung:
Nun hat sich auch der Schriftzug auf der dritten Seite dem neuen Layout
angepasst, allerdings wirkt er hier ein wenig blass, was aber mehr den
Sparmaßnahmen des Verlages anzurechnen ist. Der Roman selber ist
äußerst lesenswert, und dass gleich aus mehreren Gründen:
Zum einen liegt hier wieder ein Einzelroman vor, der sich darüber hinaus
mit der Thematik Werwölfe oder Werwesen auseinandersetzt. Und zum anderen
spielt das Geschehen endlich mal wieder in Australien. Um die Werwölfe
ist es ja seit geraumer Zeit sehr ruhig geworden, mal abgesehen von Kuang-Shis
Tulis Yon und dem Hardcover-Zweiteiler Band
10 und
11. Hier
wird meines Wissens nach auch zum ersten Mal erwähnt, wer sich die
Führung der Werwölfe nach dem Tod Lykandomus' unter den Nagel gerissen
hat: Nämlich der Albino-Werwolf Larkahn. Die Story selber erzählt
eigentlich nicht viel Neues: Eine Rachegeschichte der alten Art; ein einsamer,
verbitterter Mann rächt den Tod seiner Familie. All die Komponenten,
die es bei diesen Geschichten und in diesem Genre zu Hauf gibt. Auch die
Begegnung mit der veränderten Schwester ruft keine Überraschung
mehr beim routinierten Leser hervor. Unsere Helden Zamorra und Nicole lösen
den Fall ziemlich schnell, aber dafür bleiben am Ende auch wieder sehr
viele Fragen offen. So wird eigentlich nicht richtig geklärt, ob Elena
und Veidt tot sind oder nicht doch vielleicht überlebt haben. La Grange
entpuppt sich sogar als Dämon mit Ehre und lässt Zamorra ziehen,
ohne ihm ein Haar zu krümmen. Unser guter Prof wird dagegen langsam
aber sicher zum Dämonen-Liebhaber, denn als er die Chance hat das Oberhaupt
der Dingos und seinen Sohn auszuräuchern begnügt er sich zunächst
damit einen Warnschuss abzufeuern, und dass ohne zu wissen ob dieser
überhaupt fruchtet und mit der Zeit im Nacken, denn es galt ja
schließlich ein gefährliches Ritual zu stoppen. Auch später,
wo ihn La Grange ziehen lässt macht er seinerseits keine Anstalten den
Werdingo zu vernichten. Man kann es ja noch nachvollziehen, weil der Dämon
ihn auch gehen ließ, aber Zamorra muss immer im Hinterkopf haben, dass
jeder lebende Dämon eine potentielle Gefahr für Unschuldige darstellt.
Diese Doppel-Moral scheint ein Trend der Geisterjäger zu werden. Auch
John Sinclair arbeitet ja immer öfter mit einer menschenmordenden Vampirin
zusammen. Ansonsten ist der Roman sehr flüssig zu lesen und vor allem
kurzweilig und spannend. Hoffentlich führt Michael Breuer die Handlung
weiter und belässt es nicht bei dieser Eintagsfliege und mit Seagrove
haben Zamorra und Nicole nun auch tatkräftige Unterstützung in
Newcastle. Bleibt zu hoffen, dass er nicht bald den Dingos zum Opfer fällt.
Sehr gut gefallen hat mir auch der Rückblick auf Zamorras erste Begegnung
mit dämonischen Dingos (siehe Band
151). Insgesamt gesehen also ein routinierter Zamorra-Roman, der sich
auch für Einsteiger eignet, bleiben die Hauptakteure doch in einem
überschaubaren Rahmen.
Besonderheiten:
Der Albino Larkahn ist das neue Oberhaupt der Werwölfe.
Erster Auftritt von Edward La Grang und dessen Sohn Paul, den Oberhäuptern
der Wer-Dingos in Newcastle.
Erster Auftritt von Chief-Inspector Seagrove.
Titelbild:
del Nido
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Sexy Cover von Del Nido. Die hübsch anzusehende Dame im Vordergrund
ist die titelgebende Para-Wölfin Elena. Eins der besseren Cover in letzter
Zeit. Halbnackte Frauen und wilde Tiere sind ja schon immer beliebtes Motiv
für Grusel-Geschichten gewesen, aber diese Umsetzung sucht
ihresgleichen.
Coverbewertung: