Raven Nr. 11: Die Spinnen-Seuche
 |
Die schwarze Silhouette von Stonehenge zeichnete sich düster gegen den
grauen, wolkenverhangenen Vorfrühlingshimmel ab. Brian McDermott
erschauerte. Mit einer heftigen Bewegung zog er seinen Trenchcoat enger um
sich zusammen und stellte den Mantelkragen auf, beinahe so, als könne
er sich durch diese Geste nicht nur vor der äußeren, sondern auch
vor der inneren Kälte schützen, die ihn seit dem Betreten der Anlage
befallen hatte. Seine Augen schweiften unruhig über das U-förmige
Kernstück Stonehenges, in dem riesige, paarweise angeordnete Steinquader
ein fünffaches Tor bildeten, jedes mächtig genug, um drei Männer
nebeneinander hindurchzulassen. Um dieses U herum zog sich, jetzt nur noch
in Bruchstücken erhalten, ein Ring aus niedrigen, sorgsam bearbeiteten
Steinsäulen. Angesichts dieser gewaltigen, bedrohlich düsteren
Steine wirkten die Menschen, die trotz des schlechten Wetters und der kalten
Jahreszeit wie ein Bienenschwarm in Stonehenge eingefallen waren, klein und
unbedeutend - bunte, aber vergängliche Farbtupfer des Lebens vor dem
Schwarz von Äonen, das für Nacht und Tod zu stehen schien. Zwei
dieser bunten Tupfen waren seine Frau Marjorie und sein Sohn Allan, die er
schon vorausgeschickt hatte, weil sich etwas in ihm sträubte, weiterzugehen.
Denn irgendwo dort vorne war vor wenigen Wochen ein schauerlicher Ritualmord
passiert. Ein rasender Irrer namens Barry Lamb hatte zu nächtlicher
Stunde die junge Betty Malloy vermutlich bestialisch abgeschlachtet und sie
dann auf einem Altarstein im Zentrum Stonehenges als Opfer für irgendwelche
dunklen Götter verbrannt. Lamb, so hieß es, war auch für
weitere Ritualmorde in der Umgebung des uralten Steinkreises verantwortlich,
denen zunächst ein Farmerehepaar und schließlich ein junger Mann
aus der nahe gelegenen Ortschaft Karghill zum Opfer gefallen waren.
von K.U. Burgdorf, erschienen am 09.12.2003, Titelbild: Jan Balaz
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Vier Wochen sind seit der Befreiung der Thul Saduun vergangen und Raven
überredet Sir Anthony Gifford, seine Beziehungen spielen zu lassen,
um Aktivitäten der Dämonen frühzeitig zu erkennen. Doch die
Thul Saduun haben bereits reagiert. Yrdef, der mächtigste der Dämonen
hat ein Ei geschaffen, dass kleine Kügelchen, ähnlich winzigen
Spinnen, absondert, und welche aus Menschen willenlose Marionetten der
Dämonen machen. Jeff Target bekommt die Macht der Dämonen in einer
Raststätte mitten in der Wüste Arizonas zu spüren. Ein
Chopper-Fahrer, der von den "Spinnen" zu einem Zombie gemacht wurde, wird
vor dem Imbiss von einem Truck gerammt. Dennoch "lebt" der zerschmetterte
Leib und versucht Jeff, sowie die Kellnerin, ebenfalls zu Zombies zu machen.
Der Reporter kann den Zombie mit Feuer vernichten und flüchtet mit der
Kellnerin Eddie nach London, wo ihn Card, denn er zuvor angerufen hat, bereits
auf ihn wartet. Doch Card gehört ebenfalls zu den Marionette, ebenfalls
wie Ravens Freundin Janice, und so werden auch Jeff und Eddie infiziert.
Raven, der von Sir Anthonys Tochter Hillary zu einem Treffen bestellt wurde
und dabei selbst nur knapp einem Anschlag der Zombies entkommen ist, verbringt
die Nacht im Hause des Diplomaten. Am nächsten Morgen erscheinen Inspektor
Card, Janice, Jeff, Eddie und zwei weitere Marionetten bei den Giffords und
infizieren den Hausherren, seine Tochter und den Butler. Bevor auch Raven
in den Bann der Dämonen geraten kann, erscheint Boraas, der abtrünnige
Schattenreiter (siehe Raven Band 4)
und nimmt den Detektiv mit in das Reich von Yrdef. Boraas kämpft auf
Befehl des Geisterdetektivs mit dem Dämonenfürsten, die sich beide
gegenseitig umbringen. Mit dem Tod Yrdefs sterben auch die anderen sechs
Thul Saduun, die noch nicht ihre volle Macht hatten. Die Marionetten sind
wieder frei und Raven gelangt zurück in seine Welt.
Meinung:
Leider ist dieser Roman nicht mehr so spannend wie der vorhergehende. Irgendwie
wirkte die Handlung reichlich konstruiert und zusammengeschustert, um
möglichst schnell und nachvollziehbar ein Ende der Thul Saduun (welche
im Roman plötzlich zu Thul Saduum werden) herbeizuführen. Abgesehen
davon, dass der Titel sehr irreführend ist, denn unter einer Spinnen-Seuche
habe ich mir eher eine Invasion von Dämonenspinnen vorgestellt, zumal
das Titelbild ja auch in diese Richtung deutet. Aber selbst der Dämon
sieht aus, wie auf dem Cover zu Band 10. Dass Boraas auftaucht war für
mich, nach der Ankündigung eines alten Bekannten im letzten Band, auch
keine allzu große Überraschung. Dass mit der Vernichtung Yrdefs
auch die anderen sechs Dämonen sterben war für meinen Geschmack
ein wenig zu einfach, ebenso, dass alles ungeschehen gemacht wurde und
sämtliche Zombies wieder normal wurden. Ansonsten ist dieser Roman aber
spannend und kurzweilig. Die Übernahme der Persönlichkeit durch
die spinnenähnlichen Kugeln erinnerte etwas an die
"Körperfresser".
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Eddie Hagen.
Boraas der Schattenreiter tritt wieder auf und opfert sich.
Die sieben befreiten Thul Saduun werden vernichtet.
Dieser Roman erschien bereits als Gespenster-Krimi Band
Nr. 548
unter dem Pseudonym Henry Wolf.
Dieser Roman erschien bereits als Dämonen-Land
Band
176.
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Ein recht ansehnliches Bild, auch wenn das Cover mehr wie eine Collage wirkt,
denn dass die Spinne und der Mann im Vordergrund nicht wirklich zu dem
Hintergrund gehören ist wohl klar. Leider verstärkt das Bild die
falschen Erwartungen, die man aufgrund des Titels bekommt.
Coverbewertung: