Raven Nr. 4: Horrortrip ins Schattenland
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Nach einer Ewigkeit begannen sich die substanzlosen Nebel vor ihm
zusammenzuballen. Ein winziger roter Punkt erschien auf dem samtschwarzen
Hintergrund, glühte auf, wurde zu einem flammenden, diabolischen Auge,
das ihm mit gleichermaßen wachsamen wie spöttischen Blicken
entgegenzustarren schien. Das Gefühl der Kälte wurde intensiver,
überschritt die Grenze zum Schmerz und steigerte sich zur Qual. Dünne,
flimmernde Linien wuchsen aus dem roten Teufelsauge, verwoben sich zu einem
asymmetrischen Spinnennetz und vergingen wieder. Er spürte, wie sich
seine Geschwindigkeit steigerte. Langsam kroch ein neues Gefühl in ihm
empor, gesellte sich zu der Kälte und seiner Verwirrung und begann seine
Gedanken zu durchdringen: Angst. Er versuchte sich zu erinnern, wie er hierher
gekommen war, was ihn auf der anderen Seite dieses diabolischen Zwischenbereiches
erwartete, aber hinter seiner Stirn war nichts als Chaos. Der rote Fleck
vor ihm wuchs beständig weiter. Er glaubte, vage Umrisse in dem wabernden
Rot wahrzunehmen, aber das Bild vor seinen Augen verschwamm, sowie er sich
darauf konzentrierte. Erinnere dich an deinen Namen, wisperte eine Stimme
in seinen Gedanken. Zuerst deinen Namen. Wer du bist. Was du bist. Alles
andere kommt von selbst... Ein Trick, den sie ihm während seiner
Spezialausbildung bei der Navy beigebracht hatten. Die sicherste Methode,
wieder klar zu denken, wenn man einen Moment weggetreten war und die Orientierung
verloren hatte. Aber diesmal funktionierte er nicht. Nicht vollständig
wenigstens. Er erinnerte sich an seinen Namen: Raven. Und er glaubte sich
zu erinnern, dass er durch ein Tor gegangen war. Tor? Nein, kein Tor im
herkömmlichen Sinne, eher eine Barriere, die Grenze zu einem fremden,
nicht für Menschen bestimmten Land, die für Sekundenbruchteile
gefallen war.
von Wolfgang Hohlbein, erschienen am 21.10.2003 , Titelbild: Fabian
Fröhlich
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Raven ist den verbliebenen vier Schattenreitern, die seine Freundin Janice
entführten, in die andere Dimension gefolgt. Dort soll Janice sich dem
Anführer der Schattenreiter, dem geheimnisvollen Assassinen hingeben.
Sie weigert sich, doch der Assassine gibt ihr vier Stunden Bedenkzeit, um
ihre Meinung zu ändern, anderenfalls würde er andere Mittel finden,
sie gefügig zu machen. Die selbe Zeitspanne bekommt Raven als Vorsprung,
bevor ihn die vier Schattenreiter verfolgen und töten werden. Was Raven
nicht weiß, ist, dass er selbst zum Dämon wird, wenn er einen
der Schattenreiter in dieser Dimension tötet. Auf der Erde ist inzwischen
Inspektor Card auf der Isle of Wight eingetroffen. In der zerstörten
Pension trifft er auf drei Schattenreiter, die nicht den Weg in ihre Dimension
gefunden haben. Einen der mittlerweile verwundbaren Dämonen kann Card
mit einer Kugel verletzten, die anderen beiden entkommen. Der verletzte
Dämon bietet Card seine Hilfe an, wenn er ihn dafür am Leben
ließe. Der Schattenreiter will nämlich nicht, dass seine
Gefährten in das Schattenreich zurückkehren, denn der Assassine
wird sie nicht am Leben lassen. Der Plan des Magiers ist, dass Raven
sämtliche Schattenreiter tötet, um dann ein Diener des Assassinen
zu werden. Sobald Raven einen der Schattenreiter tötet übernimmt
er dessen Kraft und mit jedem weiteren potenziert sich Macht, wobei Raven
selbst ein Dämon wird. Tatsächlich gelingt es Raven mit der
anfänglichen Hilfe des alten Magiers die Schattenreiter zu vernichten.
Janice, die sich inzwischen dem Assassinen hingegeben hat ist zu einer Dienerin
des Magiers geworden. Derweil ist es Card, einem Sergeant der örtlichen
Polizei, sowie dem abtrünnigen Dämon Boraas gelungen die zwei
entflohenen Schattenreiter zu stellen und zu vernichten. Danach konnte Boraas
ein Tor zu der Dimension öffnen, durch das die drei in das Schattenreich
eindringen können. Dort soll Raven Card töten. Doch Boraas greift
seinen ehemaligen Meister an und entreißt ihm dessen Hörnerkrone,
das Zentrum seiner Macht. Boraas zwingt den Assassinen, Jancie und Raven
aus seinem Bann zu befreien und zerstört danach die Krone, wodurch das
Schattenreich und der alte Magier vernichtet werden. Boraas rettet sich,
Raven, Janice, Card und den Sergeanten zurück auf die Erde, bevor er
sich für immer (?) verabschiedet.
Meinung:
Dieser Roman hinterlässt ein sehr zwiespältiges Gefühl bei
mir. Einerseits hat mir die Story um Raven als Dämon und den
abtrünnigen Schattenreiter Boraas sehr gefallen, andererseits bietet
dieser Roman aber nicht wirklich neue Ideen oder originelle Einfälle.
Der Oberbösewicht wirkt meines Erachtens nach sehr Farblos, was vielleicht
auch ein bisschen an seiner Namenlosigkeit liegt, und den ewig wiederkehrenden
Bezeichnungen Assassine oder alter Mann vom Berg, mit denen der Leser im
Grunde nichts anfangen kann. Auch die Handlung um die entführte Janice,
die sich unterwerfen soll, wurde schon hundertmal durchexerziert. Und für
Dämonen, die die Gedanken ihrer Gegner lesen können, erschienen
mir die Schattenreiter trotz aller Gefährlichkeit ein wenig zu schwach.
Besonderheiten:
Die Schattenreiter und ihr Anführer werden vernichtet.
Einer der Schattenreiter schließt einen Pakt mit Inspektor Card gegen
seine einstigen Gefährten.
Dieser Roman erschien bereits als Gespenster-Krimi
Band 459
unter dem Pseudonym Henry Wolf.
Dieser Roman erschien ebenfalls als Dämonen-Land Roman
Nr.
128
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das Cover hat mit dem Roman an sich nichts zu tun, abgesehen davon, dass
drei Reiter darauf abgebildet sind und die Frau im Vordergrund vermutlich
Janice darstellen soll. Aber es ist ganz nett gezeichnet worden, auch wenn
es kein Meilenstein innerhalb der Titelbilder ist.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Raven-Roman wurde bereits für den Grusel-Schocker
Nr. 61 verwendet: