Raven Nr. 10: Das Stonehenge-Monster

Raven Nr. 10: Das Stonehenge-Monster


Sie fror. Ihre Hände und Knie zitterten, aber das kam nicht allein von der äußeren Kälte. Ihre Umgebung, die unwirkliche, an einen bedrückenden Albtraum erinnernde Szenerie, die an sich so vertrauten Geräusche, die jetzt plötzlich so fremd und unheimlich wirkten. Die schwarzen, zu flachen, tiefenlosen Silhouetten gewordenen Steinquader schienen irgendetwas in ihr zum Ersterben zu bringen, und die Kälte, die sie zittern ließ, kroch eher aus ihrem Innern empor, als erstarre ihre Seele mit jedem Schritt, dem sie sich dem doppelten Steinkreis näherte, ein winziges bisschen mehr zu Eis. Sie blieb einen Moment stehen, schloss die Augen und versuchte mit Gewalt, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Es war nicht das erste Mal, dass sie hier war, ganz gewiss nicht, und es gab absolut keinen Grund, Furcht oder gar Angst zu haben. Stonehenge war ein Artefakt wie viel e andere auch, ein flacher Hügel voller alter Steine, nicht mehr und nicht weniger, und alle Geschichten von Spuk und Geistern und blasphemischen Riten, die sich die Menschen in der Umgebung seit Jahrhunderten über diesen Ort erzählten, waren allerhöchstens dazu angetan, neugierigen und gutgläubigen Touristen einen sanften Schauer über den Rücken zu jagen. Betty war kein Mensch, der an das Übernatürliche oder gar an Geister oder solchen Humbug glaubte. Jedenfalls war das bis heute so gewesen. Aber irgendetwas war in dieser Nacht anders. Sie spürte, dass eine Veränderung mit dem Land vorgegangen war, irgendetwas Unsichtbares und Unbegreifliches. Es war, als läge eine dunkle, lastende Faust über dem steinernen Rund, als hätte der Fluch dieses heidnische Heiligtum noch einmal über den Abgrund der Jahrtausende hinweggegriffen, um seine grausame Herrschaft auszubreiten und die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen.


von Wolfgang Hohlbein und K.U. Burgdorf, erschienen am 02.12.2003, Titelbild: Jan Balaz
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Eigentlich will der Reporter Jeff Target nur den Mord an seiner Schwester Betty rächen. Zu diesem Zweck engagiert er den Detektiv Raven, der ihm von den Devlins empfohlen wurde. Doch bald schon stellt sich heraus, dass der Mann, welcher zuletzt mit Betty zusammen war und der der jungen Frau viel Geld bezahlt hat, damit sie ihm als nächtliche Führerin zu Stonehenge dient, ein Dämon ist. Genauer gesagt ein ehemaliger Sklave der Thul Saduun, die ihn mit der Macht ausgestattet haben seine Gestalt zu verändern, und der nun die Zeit für gekommen sieht seine Meister zu befreien. Die mächtige Dämonenrasse wurde von der ersten Menschheit in ein magisches Gefängnis gebannt, das direkt unter den Steinkreisen der englischen Kultstätte liegt. Der Reporter Jeff ist der einzige lebende Mensch, in dem das Erbe der ersten Menschheit bereits wieder so stark verankert ist, dass der Dämon Barlaam eine Beschwörung wagen kann. Raven und Jeff wollen das verhindern, doch der Dämon ist zu mächtig. Unter dem Bann der Thul Saduun spricht Jeff Target die verhängnisvollen Worte, welche das Siegel, das bereits durch die Lebensenergie von fünf Menschenopfern geschwächt ist, brechen sollen...


Meinung:
Der Roman setzt in punkto Spannung und Action den Erfolgslauf des letzten Romans fort. Mit Jeff Target ist ein neuer interessanter Charakter in der Serie aufgetaucht, der zunächst auch nicht sonderlich gut mit Raven auskommt. Für meinen Geschmack wird Raven ein bisschen zu stark in den Hintergrund gedrängt, aber das tut dem guten Eindruck des Romans keinen Abbruch. Die Thul Saadun werden scheußlich und bösartig wie immer dargestellt und endlich wird die Bedrohung durch die Dämonenrasse konkret. Die Sache mit den Magiern von Maronar war zwar ganz nett, aber ihre teuflischen Gegner sind einfach interessanter. Etwas zu zufällig ist der Umstand, dass ausgerechnet die Schwester desjenigen, der als einziger in der Lage ist das Siegel zu brechen, als Führerin bei Stonehenge arbeitet, und dass eben dieser Bruder sofort angeflogen kommt, um den Mord an seiner Schwester zu rächen. Aber gut, dass fällt nicht wirklich schwer ins Gewicht und kann ganz einfach mit Schicksal erklärt werden.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Jeff Target
Sieben Thul Saduun erlangen die Freiheit
Dieser Roman erschien bereits als Gespenster-Krimi Band Nr. 530 unter dem Pseudonym Henry Wolf.
Dieser Roman erschien bereits als Dämonen-Land Band 170.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover von Jan Balaz ist außerordentlich gut gelungen und zeigt Raven, wie er den Dämon bei seinem nächtlichen Ritual beobachtet. Wenn man sich dieses Cover so anschaut, kann man es schon bedauern, dass Balaz nicht für die neue Serie "Wölfe" gezeichnet hat.


Coverbewertung:
4 Kreuze