Professor Zamorra Nr. 964: Blutfehde

Professor Zamorra Nr. 964: Blutfehde


Fröstelnd zog Charles Maddox den gefütterten Wildledermantel enger um den Körper und ließ seinen Blick über die nahen Docks schweifen. Es war eine Schnapsidee gewesen, sich auf das nächtliche Treffen einzulassen. Zumal an solch einem abgeschiedenen Ort. Der Güterhafen schien völlig menschenleer zu sein, aber das war auch kein Wunder. Immerhin wurde dieser Teil des Geländes nicht mehr offiziell genutzt, zumindest nicht von Hafenarbeitern. Vielmehr boten die leerstehenden Hallen nun Obdachlosen und allerlei zwielichtigen Gestalten Unterschlupf. Und vielleicht wollte Charles Maddox gar nicht so genau wissen, wer alles noch irrt Dunkeln lauerte ...


von Michael Breuer, erschienen am 10.05.2011, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In Newcastle, Australien, werden hochrangige Finanziers Opfer eines Serienmörders. Die Toten sehen aus, als ob sie von einem wilden Tier zerfleischt worden wären. Chiefinspector Seagrove ahnt Schlimmes und erinnert sich mit Grauen an die Ereignisse vor gut fünfeinhalb Jahren, als er gemeinsam mit Professor Zamorra gegen LaGrange und seinen Werdingo-Clan angetreten ist. Der alternde Chiefinspector informiert sofort den französischen Parapsychologen, der mit seiner Gefährtin Nicole Duval umgehend nach Australien reist. Dort treffen sie auch auf Shado, den Aborigine, der in der Traumzeit etwas Böses auf die Stadt Newcastle zukommen sah. Gemeinsam statten die Gefährten LaGrange einen Besuch ab, doch der lässt Zamorra und seine Freunde eiskalt abblitzen. Auf der Rückfahrt in die Stadt werden die Dämonenjäger und ihre Begleiter plötzlich von einem Rudel Werwölfe attackiert. Für Zamorra steht fest, dass sie mitten in eine Blutfehde zwischen Werwesen hineingeraten sind. Der Fernsehmagnat Gillingham will LaGrange zunächst den Geldhahn abdrehen, ehe er ihm den Todesstoß versetzt. Im Gillingham-Tower, einem modernen Hochhaus, kommt es zum Entscheidungskampf zwischen Werwölfen und Werdingos. Doch Gillingham hat noch einen besonderen Trumpf in der Hinterhand: Valerie, die Tochter von LaGrange, die ihrer Familie vor sechs Jahren den Rücken kehrte.


Meinung:
Lange mussten die Fans warten, doch endlich ist Michael Breuer in das Autoren-Team von PROFESSOR ZAMORRA zurückgekehrt. Ob er dauerhaft mit von der Partie bleibt muss sich noch zeigen, doch den vorliegenden Roman hat er glücklicherweise genutzt, um einen weiteren offenen Handlungsstrang fortzusetzen. In Band 820 "Im Netz der Para-Wölfin" ersann Breuer eine höchst interessante und originelle Storyline um Werwölfe und Werdingos und etablierte gleich ein neues Oberhaupt der Werwesen. Larkahn, der Albino-Werwolf, indes ist jedoch seit dem Untergang der Hölle verschollen, möglicherweise tot, was äußerst schade wäre. Professor Zamorra und Nicole Duval agieren wie in alten Zeiten, so dass der Roman auch für Gelegenheitsleser kein Buch mit sieben Siegeln ist und vor allen Dingen Leser der Giesaschen Ära voll auf ihre Kosten kommen. So ganz nebenbei und sehr dezent wird man darüber hinaus über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis gesetzt. Neben LaGrange und Seagrove gibt es außerdem ein Wiederlesen mit Shado, der ebenfalls seit geraumer Zeit nicht mehr mitspielen durfte. Die Idee mit der Blutfehde ist Breuer glänzend gelungen, nur mit der Durchführung hapert es gelegentlich. Das beginnt bereits mit der Rolle von Nicole, die lediglich als jähzorniges und schießwütiges Flintenweib dargestellt wird, das von Zamorra immer wieder im Zaum gehalten werden muss. Die Auseinandersetzungen mit den Werwölfen werden schnell zu spannungsarmen Schießereien im Ego-Shooter-Stil, bei denen die Dämonenjäger selbst im größten Kampfgetümmel zielsicher das Herz ihrer Feinde treffen. Immerhin kommt noch eine andere, schmählich vernachlässigte Dämonen-Gattung zu einem kleinen Cameo-Auftritt. Ein Ghoul namens Harry Groom, der als Informant dient. Leider erfährt man am Ende weder was aus ihm, noch was aus den Resten der LaGrange-Sippe geworden ist. Nichtsdestotrotz lässt der Tenor des Romans vermuten, dass das Thema Werdingos und Newcastle mit diesem Band abgehakt ist. Das Finale ist dem Autor dann auch wieder prächtig gelungen, ebenso wie die Keilerei zwischen Gillingham und Paul LaGrange, dem Sohn des Sippen-Führers, die Candy Kay so vortrefflich auf dem Titelbild dargestellt hat.
Fazit: Gelungenen Fortsetzung von Band 820 "Im Netz der Para-Wölfin" und ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Werwölfe noch lange nicht zum alten Eisen gehören.


Besonderheiten:
Larkahn, der Albino-Werwolf, ist verschollen.
Paul LaGrange wird im Kampf gegen Gillingham und seine Werwölfe getötet.
LaGrange, der Anführer der Werdingos, zieht in den Outback, um mit der Natur eins zu werden.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Obwohl das Cover wieder komplett am Computer entstanden ist, entbehrt es nicht einer gewissen Atmosphäre und zeigt zugleich eine Schlüsselszene des Romans.


Coverbewertung:
3 Kreuze