Professor Zamorra Nr. 831: Wurzel des Bösen
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Nicht der kleinste Lichtfetzen hatte sich in das Haus verirrt. Seit Tagen
verdeckten Wolkenberge den Himmel, aus denen es unablässig regnete;
in den Nächten versteckten sich Sterne und Mond hinter ihnen,
überließen der Finsternis das Feld, das hier nicht einmal von
Straßenbeleuchtungen erhellt wurde. Nicht hier... Das alles störte
ihn nicht, als er schwankend die alten Holztreppen hinaufstieg. Er musste
nichts sehen, um sein Ziel dennoch zu erreichen. Viele Jahre lang hatten
sich diese Stufen in sein Unterbewusstsein eingegraben. Jahre, die nun ein
jähes Ende finden sollten. Vor der letzten Tür in der oberen Etage
blieb er stehen, stieß sie vorsichtig mit dem Fuß auf. Er konnte
sie hören... dort, hinter der Holzklappe, die zum Dachstuhl führte...
Mit beiden Händen schwang er das Schüreisen, das donnernd gegen
die altersschwache Verschalung knallte. Wieder und wieder schlug er zu. Wie
durch dicken Nebel hörte er seine eigene, sich überschlagende Stimme
- und sie war ihm seltsam fremd: "Verschwindet, verfluchte Dämonen!
Lange genug habt ihr mich tyrannisiert. Nun ist damit Schluss, ein für
alle Mal Schluss. Nur verreckt doch endlich!" Dann fand die Dunkelheit auch
den Weg in sein Denken
von Volker Krämer, erschienen am 04.03.2006
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
Beim Abriss von Brik Simons altem Haus wird im Fundament ein geflügeltes
Skelett gefunden, das eine mumifizierte Frau in den Armen hält. Die
Frau hat große Ähnlichkeit mit Briks vor Jahren verschwundener
Ehefrau. Brik bittet Professor Zamorra um Hilfe, der auch sofort mit dem
Vampir Laertes anreist. Sie stellen fest, dass es an dieser Stelle wohl einmal
eine weiße Stadt gegeben haben muss - ähnlich wie Armakath, das
sich von Seelen ernährt und in den Schwefelklüften der Hölle
wie ein Krebsgeschwür vor sich hin wuchert (siehe
PZ 826). Doch da diese Stadt hier
schon Jahrtausende alt ist, hat sie vermutlich nicht genug Seelen gefunden
und ist regelrecht verhungert. In der Frau und dem Skelett-Engel vermutet
Laertes die Wächterin der Stadt und ihren Gefährten. In der
Zwischenzeit lagert Sabeth, die Letzte aus dem Vampirstamm der Asanbosam
(siehe PZ 818), in Laertes Auftrag
vor den Mauern von Armakath, um zu beobachten, ob und wie sich die Mächte
der Hölle gegen des Eindringen der Stadt wehren. Doch bevor Sabeth etwas
Interessanteres als unzählige Ratten beobachten kann, wird sie von der
Wächterin Armakaths in die Stadt gebeten. Dort erhält sie das Angebot,
fortan die "Hüterin der Wurzel" zu sein - des zentralen Schachts, aus
dem heraus der erste Stein einer weißen Stadt wächst. Auch die
Wurzel der weißen Stadt bei Briks Haus wird wieder aktiv. Und so droht
die Gefahr, dass sich auch auf der Erde eine stetig wachsende, Seelen fressende
Stadt einnistet - eine Gefahr, der Zamorra und Laertes beinahe hilflose
gegenüberstehen...
Meinung:
Der Unsterblichen-Zweiteiler ist gerade halbwegs angedaut, da wird uns schon
der nächste Höhepunkt einer an Handlungsfäden wahrlich nicht
armen Serie zum Fraß vorgeworfen. Diesmal lüftet Volker Krämer
etwas von den Geheimnissen, die Armakath umgeben - na ja, wenn man bei diesem
Fitzelchen von "lüften" sprechen kann. Gemeiner Schurke, dieser
Krämer! Aber gerade durch diese sehr, sehr zögerlichen
Enthüllungen bleibt das Thema natürlich hochinteressant. (Und ich
will jetzt endlich wissen, wie es weitergeht, verdammt noch mal!) Der Band
ist sehr kurzweilig, spannend, mysteriös, unterhaltsam - kurz: echt
gut! Besonders erwähnen möchte ich einen Satz, der für den
Roman völlig bedeutungslos ist, der aber für einen anderen Autoren
einer anderen Serie ein gutes Lehrbeispiel dafür liefern könnte,
wie man ein kleines Kind sprechen lässt, ohne es wie einen gescheiterten
Akademiker in den Vierzigern klingen zu lassen: "Mann, so was von langweilig.
Immer dürfen wir nie zusehen ..." - Grandios!
Besonderheiten:
Armakath ist nicht die einzige weiße Stadt, auch auf der Erde gab es
einmal eine.
Sabeth wird Hüterin der Wurzel.
Titelbild:
Jose del Nido
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Komisch, aber das Bild erinnert mich mit den Zähnen und den Blitzen
irgendwie ein bisschen an die Werbung mit den empfindlichen Zahnhälsen.
Das Vieh, das uns da so zutraulich entgegenlächelt, macht aber einen
schön fiesen Eindruck. Was ist das eigentlich für ein Ding? Ein
Marder? Ein Frettchen? Eine Ratte? Volker Krämer vor dem Zahnarztbesuch?
(War nicht böse gemeint!)
Coverbewertung:
Rezension von
Tom:
Kurzbeschreibung:
Bei dem Abriss von Brik Simons Haus, werden zwei merkwürdige Leichen
entdeckt. Die eine sieht aus, wie ein großer Engel, die andere sieht
aus, wie Briks verschwundene Frau. Zur selben Zeit erhält Zamorra Besuch
von Dalius Laertes. Er erzählt Zamorra, das auch Gefahr besteht, das
sich auf der Erde eine weiße Stadt wie Armakath entwickeln könnte.
Brik ruft Zamorra zu sich, der zusammen mit Laertes Kraft ins Sauerland reist.
Sie vermuten, das sich dort, wo die beiden Toten gefunden wurde, die neue
Stadt entwickeln könnte. Zur selben Zeit befindet sich Sabeth in Laertes
Auftrag in der Nähe von Armakath, um sie zu beobachten. Die Wächterin
der Stadt bittet Sabeth in friedlicher Absicht in die Stadt, wo sie einen
Schacht entdeckt, in dem die Wurzel der Stadt liegt. Diese Wurzel ist der
erste Stein, aus dem sich die Stadt entwickelt. Die Wächterin macht
Sabeth zur Wächterin der Wurzel. Laertes kommt in die Stadt um Sabeth
zu holen. Er und Zamorra erfahren so einiges. Nämlich, das die Tote
unter Briks Haus die Wächterin dieser Stadt war, die hier im Sauerland
entstehen sollte. Schon Generationen lang, waren hier Wächterinnen und
Briks Frau war die letzte. Als sie den Ort verlies, fing die Wurzel an,
aufzuwachen. Als die Wurzel droht auszubrechen, kann Sabeth sie beruhigen.
Sie beschließt als Wächterin hier zu bleiben und darauf zu achten,
das die Wurzel ruht.
Meinung:
Hier wird das Rätsel um Armakath weitergeführt. Die Geschichte
ist äußerst Spannend erzählt und lässt so manche
Rätsel offen, wie z.B. diese Engelsgestalt, die unter Briks Haus gefunden
wurde. Was soll das darstellen? Woher kommt sie? Welche Bedeutung hat sie?
Ich hoffe, dieses Rätsel wird bald gelüftet. Ansonsten kommen hier
für mich persönlich wieder viele neue Personen vor. Dalius Laertes,
Sabeth und Brik Simon. Was ich nicht verstehe ist, ob Laertes und Sabeth
nun gute oder böse Vampire sind? Ich für meinen Teil hatte eher
das Gefühl, sie sind keine bösen Vampire. Aber das kann sicher
täuschen. Aus der Wächterin werd ich allerdings auch nicht schlau.
Welche Absichten hat sie? Gute oder Böse? Auch das dieses Rätsel
bald gelöst wird, hoffe ich. Nun gut, das Thema Armakath steht ja praktisch
noch fast am Anfang. Ich bin gespannt, was da noch so alles kommt. Von mir
bekommt der Roman 4 Kreuze.
Besonderheiten:
Sabeth wird zur Wächterin der Wurzel.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein einfacher Rattenkopf und ein Blitz. Schlicht und einfach, dennoch sehr
stimmungsvoll in Szene gebracht. 4 Kreuze.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Brik Simons Haus ist marode und soll abgerissen werden. Doch kaum haben die
Arbeiten begonnen, werden sie auch schon wieder eingestellt, denn unter dem
Haus wird das Skelett eines geflügelten, menschenähnlichen Wesens
gefunden, welche die mumifizierten Überreste einer Frau halten, die
Briks verschwundener Gattin Tina zum Verwechseln ähnlich sieht. Der
Engländer informiert sofort Professor Zamorra. Gerade als dieser aufbrechen
will, erscheint plötzlich der Vampir Dalius Laertes im Chateau und bringt
den Parapsychologen ins Sauerland, direkt an den Ort des Geschehens, denn
die magischen Sinne des Untoten haben die Magie gespürt, welche sich
unter Simons Haus ausbreitet. Es ist die Wurzel einer weißen Stadt,
welche sich auszubreiten droht und dabei unzählige Menschen ins Verderben
reißen würde. Im Zusammenschluss ihrer Magien gelingt es Zamorra
und Dalius die Ausbreitung vorrübergehend zu stoppen, aber lange wird
der Bann nicht halten. So beschließt der Vampir Hilfe von jemandem
zu holen, der sich am besten mit den weißen Städten auskennt -
der Hüterin der weißen Stadt Armakath, die sich in den
Schwefelklüften bereits den ersten Angriffen der Hölle erwehren
muss ...
Meinung:
Der Roman von Volker Krämer schafft es auf unvergleichliche Art und
Weise den Leser selbst mit einem ruhigen Einstieg sogleich gefangen zu nehmen.
Der Abschied Brik Simons von seinem Haus ist lebensnah und einfühlsam
beschrieben, dass man als Leser bass erstaunt ist, wenn plötzlich die
ersten neun Seiten vorbei sind, obwohl kaum was passiert ist. Aber auch im
weiteren Verlauf der Handlung geht der Autor sehr sparsam mit der Action
um, was dem Roman nur zu Gute kommt. Die Verknüpfung der Figur des Brik
Simon mit der Handlung um die Weißen Städte ist eine sehr geniale
Idee; insbesondere die Auflösung um die Identität seiner verschwundenen
Frau, auch wenn dahingehend noch einige Fragen offen geblieben sind. Die
Hüterin ist dabei eine noch sehr undurchsichtige Figur, die allerdings
eine wichtige Verbündete für Zamorra und sein Team werden könnte,
denn so wie eine Weiße Stadt eine ungeheure Gefahr auf der Erde darstellen
würde, so bildet sie auch in der Hölle eine ernstzunehmende Bedrohung
und kommt dem Professor daher sehr gelegen. Sabeth, die ehemalige Königin
der Asanbosam, spielt in dieser Geschichte eine zentrale Rolle und man darf
gespannt sein, was sich der Autor noch für sie ausgedacht hat.
Bemerkenswert ist auch der feine Humor, den der Autor gekonnt in die
laufende Handlung miteingeflochten hat. Zum Beispiel, als die Dorfbewohner
mit Schafen die Strasse absperren, damit keine Reporter die Untersuchung
stören können und ein Schafbock als trächtiges Weibchen ausgegeben
wird. Insgesamt gesehen wieder ein rundum gelungener Zamorra-Roman, der keine
Wünsche offen lässt.
Besonderheiten:
Sabeth wird zur Hüterin der Wurzel einer weißen Stadt, die unter
dem Haus des Engländers Brik Simon im Sauerland liegt.
Tina Simon gehört einer langen Ahnenreihe von Hüterinnen an, bleibt
aber weiterhin spurlos verschwunden.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Der grausige Rattenschädel gehört zu einem der nagerartigen
Höllenwesen, welche die Weiße Stadt belagern. Das Cover wirkt
nicht unbedingt sehr ansprechend, dafür wirkt der Schädel zu
aufdringlich und einnehmend, insbesondere vor dem eintönigen Hintergrund.
Es gibt aber auch weitaus schlechtere Titelbilder.
Coverbewertung: