Professor Zamorra Nr. 818: Sarkanas Erbe
"Ich habe das, was du schon lange suchst." Der Mann legte einen Gegenstand
auf die schmutzige Theke, der in ein Seidentuch gewickelt war. Andächtig
schlug er die Enden des Tuches zur Seite, sodass der Inhalt des kleinen
Bündels offen lag. "Ist es echt?" Die Worte kamen krächzend aus
dem Mund des Ladenbesitzers. Seine Kehle fühlte sich plötzlich
pulvertrocken an, als er sah, was dort vor ihm lag. "Sag schon - ist es wirklich
das fehlende Teil?" "Willst du mich beleidigen?" Der Verkäufer war
gekränkt. "Habe ich dir je Fälschungen angeboten, Yehab?" Der
Händler atmete tief durch. "Auch ich habe etwas für dich." "Aber
ich - ich will verkaufen, ich suche nichts." Etwas blitzte im Licht der
Öllampe auf. Es war ein gekrümmter Dolch. Tief bohrte er sich in
den Leib des Verkäufers. Der Mörder blickte auf den Toten herab.
"Aber nun hast du etwas gefunden, Freund. Deinen Tod..."
von Volker Krämer, erschienen am 04.10.2005, Titelbild: Maren
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Artimus van Zant weilt für die Tendyke Industries in Afrika, genauer
gesagt in Algier, nicht zuletzt, um sich von dem Verlust von Khira zu erholen.
Doch genau in dieser Stadt, trifft er erneut auf die Blutsauger. Drei Holzfiguren
sind zu einem unheilvollen Leben erwacht. Kurz vor ihrem Tod hat sie Artimus
ein Geschenk gegeben. Durch einen Stich in seine Hand hat sie ihm die
Fähigkeit verliehen, Vampiren selbst über Dimensionen hinweg zu
folgen. Dadurch landet er in Sarkanas Refugium, welches nach dem Tod seines
Schöpfers völlig aus den Fugen zu geraten scheint, denn es
verändert ständig seine Form und Zusammengehörigkeit. Auch
Dalius Laertes befindet sich in dem Labyrinth und sucht nach seiner abgetrennten
Hand. Gemeinsam treffen sie auf die drei afrikanischen Vampire. Es sind die
letzten Blutsauger eines afrikanischen Vampirvolkes, den Asanbosam. Einst
war ihr König Assunta ein Diener Sarkanas, bis Assuntas Volk in Gefahr
geriet und Assunta seinen Herrscher bat, ihn zu seinem Volk zurückkehren
zu lassen. Sarkana willigte ein, nicht ohne Hintergedanken und der
Vampir-Dämon fordert seine Schuld bald ein. Doch Assunta verweigert
dem Fürsten seine Dienste und so kehrt Sarkana mit einem Vampirheer
zurück. Assunta tritt ihm mit seinem Volk entgegen und der Dunklen Krone,
einer mächtigen, mythologischen Waffe. Doch die Armee des
Vampir-Dämons ist zu stark und Sarkana vernichtet die Asanbosam, bis
auf Assunta, dessen Gemahlin Sabeth und ihrem Leibwächter Tahum. Sie
werden durch die Dunkle Krone, welche mit Assuntas Schädel verwachsen
ist, geschützt. So verwandelt Sarkana die Vampire in Holzfiguren. Nach
dem Tode Sarkanas erwachen die Figuren zu neuem Leben und Assunta begibt
sich in Sarkanas Refugium, um sich und sein Volk zu rächen. Als er erkennt,
dass der Dämon tot ist, will er das Reich selber in Beschlag nehmen
und ein neues Afrika formen, um das Volk der Asanbosam neu zu erschaffen.
Sabeth und Tahum erkennen mit Schrecken, dass ihr König im Laufe der
Zeit wahnsinnig geworden ist. Darüber hinaus müssen Dalius und
Artimus, sowie die zu Hilfe gerufenen Zamorra und Nicole feststellen, dass
Assunta nahezu unbesiegbar geworden ist.....
Meinung:
Schneller als erwartet erzählt Volker Krämer, was es mit dem seltsamen
Vermächtnis der Khira Stolt an ihren Freund Artimus auf sich hat. Und
nicht nur die Kleinwüchsige hat ein Erbe zu vergeben, auch Sarkana ist
noch nicht vergessen, denn sein altes Zu Hause steht ja nun gewissermaßen
frei, auch wenn wahrscheinlich niemand außer wahnsinnigen Vampiren
freiwillig dort einziehen will. Dabei ist der Titel "Sarkanas Erbe" durchaus
doppeldeutig gemeint, nicht nur als Erbe, dass der Dämon hinterlassen
hat, sondern auch ein Erbe, dass durch Assunta angetreten wird. Die Asanbosam
werden dabei durchaus sympathisch und gerade zu menschlich geschildert. Dabei
ist das Volk der afrikanischen Vampire keineswegs der Fantasie des Autors
entsprungen, sondern wird tatsächlich in der afrikanischen Mythologie
erwähnt. Besonders spannend sind die Passagen aus der Vergangenheit
geworden, aber auch die Ereignisse in der Gegenwart überschlagen sich
gerade zu. Dabei wird im Grunde ein neues Kapitel aufgeschlagen und man darf
gespannt auf die nächsten Vampir-Romane von Herrn Krämer sein.
Ein wenig abenteuerlich fand ich die Einbindung des Titelbildes in den Roman,
wo behauptet wird, Sarkana hätte in seinem Irrsinn ein Amphitheater
mit einer Kirche und einem Friedhof aufbauen lassen. Abenteuerlich aber nicht
unoriginell, immerhin wird das Cover noch in die Handlung integriert, was
mittlerweile keine Selbstverständlichkeit für Bastei-Romane ist.
Dalius Laertes darf hier ein weiteres Mal an Zamorras Seite kämpfen
und schließt sogar fast so etwas wie Freundschaft mit dem riesigen
Texaner. Der hagere Vampir scheint so etwas wie Fu Longs Nachfolge anzutreten,
ich hoffe nur er wird nicht nur ein Abziehbild desselben. Irgendwie hat man
das Gefühl ein Deja Vù zu erleben: Zamorra vertrauensselig wie
eh und je und Nicole die misstrauische Dämonenjägerin, die keinem
traut, dessen Blut nicht rot ist, sofern er überhaupt welches besitzt.
Dass sich Artimus um den verkrüppelten Julos kümmert zeigt einmal
mehr Volker Krämers Einsatz für Minderheiten und man schließt
den beinlosen Jungen sofort in sein Herz, wenn er Artimus weismachen will,
dass er gerade einen Löwen verspeist. Insgesamt gesehen ein
spitzenmäßiger Zamorra-Roman, der einmal mehr beweist, dass der
Autor nicht umsonst für die Serie schreibt.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Assunta, Sabeth und Tahum, den letzten Asanbosam.
Artimus van Zant kann die Spur von Vampiren sehen und ihnen über
Dimensionsgrenzen hinaus folgen.
Dalius Laertes findet seine abgetrennte Hand wieder.
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Exkurs in Sachen Asanbosam
machen, entnommen aus "Das Buch der Vampire" von Matthew Bunson:
Asanbosam: Vampir, von dem die im Süden Ghanas lebenden Aschanti
sowie Stämme in einigen Regionen der Elfenbeinküste und Togos
berichten. Die asanbosam hausen im Urwald und sehen wie Menschen aus, nur
haben sie Zähne aus Eisen und Beine mit hakenartigen Fortsätzen.
Sie baumeln im Geäst und schnappen sich jeden, der das Pech hat, unter
einem solchen Baum vorbeizukommen.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Wie oben bereits erwähnt, ist der Bezug zur Handlung gegeben, aber vom
zeichnerischen Stil und auch vom Motiv her, gibt es weitaus bessere Bilder.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das liegende Skelett mit dem nach oben gereckten Armstumpf stammt
ursprünglich vom Cover des spanischen Horror-Comics "El Buitre" (erschienen
in der Reihe TERROR):
Und da auf dem Silber-Grusel-Krimi Nr. 69 das selbe Titelbild wie auf dem
spanischen Comic verwendet wurde, war das Skelett natürlich auch hier
wieder abgebildet: