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Dieses Band ist ein Nachdruck der zwei Romanhefte:
Professor Zamorra Nr. 60: Das Kastell der Toten
(Romanheft)
Donnernd schlug die Brandung gegen die Felsklippen, die im fahlen Mondlicht
bizarr gegen den Himmel starrten. Hell spritzte die meterhohe Gischt in die
Höhe, zerstäubte sich zu winzigen Wassertropfen, bevor sie sich
wieder mit dem Meer vereinigte. Die Nacht brachte die ersehnte Kühle,
hatte einen glühendheißen Augusttag abgelöst. Weit
außerhalb der Bucht tuckerte ein kleines Fischerboot über die
Wellen. Jorge Spinole, der Besitzer des Bootes, war ein uralter Mann. Er
war damit beschäftigt, die Netze auszuwerfen. "Das wird heute bestimmt
ein guter Fang", murmelte der Alte vor sich hin. Der Seebär zog die
Kapitänsmütze, die so alt wie er selbst war, tiefer in die Stirn
und kratzte über seine Bartstoppeln, die das verwitterte Gesicht bedeckten.
Die Sturmlaterne am Bug des Kahns verbreitete milchiges Licht. Spinole war
der einzige, der sich weit und breit hier befand. Die anderen Fischer zogen
noch weiter hinaus und erhofften sich dadurch einen besseren Fang. Jorge
Spinole war zufrieden. Er war Zeit seines Lebens bescheiden gewesen, hatte
nie hohe Ansprüche an das karge Leben hier gestellt. Er blickte fast
wehmütig zu dem Fischerort in der Bucht hin. Estaquiro! Hier lebte er
schon, solange er denken konnte. Spinole ließ seine Blicke über
das Dorf, wo noch vereinzelter Lampenschein zu ihm herüberblinkte, zu
dem finsteren Berg, der sich über Estaquiro erhob, schweifen. Die dunklen
Umrisse einer Ruine, die einst ein prächtiges Schloß gewesen sein
mußte, ragten gespenstisch gegen den sternenübersäten
Nachthimmel. Jorge Spinole schüttelte den weißhaarigen Kopf,
während er den Motor abstellte. Es war beinahe still rings um ihn.
Professor Zamorra Nr. 61: Der Hexenberg
(Romanheft)
Sie waren zu fünft! Kauernd bildeten sie das Muster des fünfstrahligen
Sterne, des Pentagramms. Masken verhüllten ihre Gesichter. Masken, die
das Gesicht ihrer Herren und Meister versinnbildlichten - Schakal,
doppelköpfiger Löwe, Kröte, Feuersalamander, gehörnter
Stier. Die Nacht war hell. Das volle Gesicht des Mondes tauchte den Hang
in kaltes, gleißendes Licht, Die Latschenkiefern duckten sich, wirkten
wie Wucherungen auf der Haut des Berges. Die Stimme des Windes kam
flüsternd aus allen Richtungen, schien die Worte zu wiederholen, die
die dämonenköpfigen Gestalten ihm anvertrauten. Nur vier von ihnen
murmelten monoton die düsteren Beschwörungsformeln, die nicht für
diese Welt bestimmt waren. Die fünfte Gestalt, die mit dem Kopf des
gehörnten Stiers, schwieg. Sie hatte die Weihe noch nicht erfahren,
war des Zaubers nicht mächtig. Sie wartete auf ihren Bräutigam,
um einzutreten in den Kreis der Dienerinnen. "Komm, oh komm, Sybaoth, die
Braut harrt deiner. Erwartung im Herzen. Freude im Blut und Begierde im Leib.
Komm und hole sie in dein Reich." Immer wieder murmelten sie diese Worte,
in einer Sprache, die kein Sterblicher verstand. Geduldig und in der
Gewißheit, daß ihr Gebet schließlich erhört werden
würde, erhört von Sybaoth, dem Stierköpfigen, dem Herrn mit
dem Hauch des Verderbens. Und denn kam er. Ein Schatten legte sich über
das Gesicht des Mondes. Der kühle Nachtwind erhitzte sich, war wie die
Lohe eines Feuerofens. Ein roter Lichtpunkt erschien auf dem Gipfel des Berges,
wuchs an, wurde zu einem leuchtenden Nebel. Der Nebel schwebte näher,
gewann an Konturen, nahm Gestalt an. Sybaoth!
Und auf dem Band 225 der Vampir-Horror-Roman Reihe war dieses Lutohin-Motiv
ebenfalls abgebildet: