Larry Brent Nr. 16: Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo
Larry Brent Nr. 16: Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo


Unter der krumigen Erde lag der Torso eines Menschen. Würmer und Maden bohrten sich in das verwesende Fleisch. An der Stelle, wo einmal der rechte Arm gesessen hatte, befand sich ein häßliches, großes Loch, angefüllt mit Bakterien und Wurmeiern. Der Torso lag unter einer nur etwa zwei Zentimeter dicken Erdschicht. Verfaultes Blattwerk und feuchtes Laub verbargen das furchtbare Geheimnis. Das Pärchen, das an jenem Spätnachmittag in den Wald kam, ahnte nicht, das es ihnen vorbehalten sein sollte, dem Grauen zu begegnen. "Steward!" rief Nancy Ball über die Schulter zurück, während der junge Mann, der den Austin Mini bis an das Ende des holprigen Pfades gefahren hatte,  stehenblieb. "Was ist?" "Bring den Plastikbehälter mit! Ich habe ihn vergessen ..." Nancy richtete das Picknick. Sie breitete die Decke aus, stellte die beiden Spankörbe hin und setzte sich. Die hübsche Brünette mit dem Pagenkopf  legte sich zurück. Ein leiser Seufzer kam über ihre halbgeöffneten Lippen. Sie hörte Steward drüben am Wagen hantieren. Sonst war die Luft um sie herum still.


von Dan Shocker, erschienen am 17.11.1981, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Da in London/England eine unheimliche Serie von Frauenmorden anhält, wendet sich der Scotland Yard an die PSA und bekommt mit Larry Brent direkt ihren besten Agenten gesandt. Das Kuriose an der Mordserie ist, dass viele Körperteile der Frauen gefunden werden, doch nie ein Kopf der Opfer! Außerdem weist Chiefinspektor Edward Higgins X-RAY-3 auf eine weitere Besonderheit in einem der Mordfälle hin. Die Mutter der ermordeten Bianca Wells wird in letzter Zeit von einem Hund besucht, welcher sich scheinbar im Zimmer des Opfers sehr wohl fühlt und außerdem auf den Namen 'Bianca' hört der Vorname ihrer Tochter. Als Larry und Chiefinspektor Higgins den Collie einfangen wollen, werden sie von einem versteckten Schützen beschossen. Gehören diese Geschehnisse auch zu den Handlungen des Dr. Gorgo, wie die Presse den unheimlichen Killer genannt hat oder steckt noch mehr hinter diesem Fall? Der PSA-Agent verbeisst sich regelrecht in den Fall und so kommt er bei dem Besuch der Mutter von Sarah Malcolm, einer weiteren Vermissten, zu der Bekanntschaft von Dr. Sanders, welcher der unheimlichen Dr. Gorgo zu kennen glaubt!


Meinung:
Der Roman 'Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo' bietet dem Leser an und für sich nichts großartiges Neues, die Motive des Hasses auf das andere Geschlecht werden schnell deutlich. Ebenso einfach ist auch die gesamte Handlung aufgebaut und der Roman liest sich in der ersten Hälfte auch etwas gestreckt. Im zweiten Teil nimmt der Roman zwar etwas an Fahrt auf, doch im Fazit bleibt diese Story etwas schwach.


Besonderheiten:
- erster Auftritt von Edward Higgins, Chiefinspektor von Scotland Yard


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Eine Neuzeichnung zu dem Roman hätte nicht sein müssen, denn das Bild auf dem SK und der SGK - NA war schon gut genug! In einem leicht übertriebenen Violett-Ton wird hier eine der Schlußszenen des Romans dargestellt - auch nicht schlecht gelungen, doch das Original war etwas besser!


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In London geht ein grausamer Frauenmörder um, der nur Leichenteile seiner Opfer zurücklässt, aber niemals einen Kopf. Insgesamt zählt Scotland Yard sechs vermisste, junge Frauen die in das Schema des Täters passen. Chiefinspektor Edward Higgins bittet die PSA, speziell Larry Brent, um Amtshilfe. Kurz darauf erreicht die Kriminalbeamten die Nachricht, dass Dr. Gorgo ein neues Opfer gefunden hat. Die Tochter der Schauspielerin Gay Malcom, Sarah, ist verschwunden. Was die junge Frau in den Fängen des verbrecherischen Arztes erlebt ist das pure Grauen…


Meinung:
Ein Roman, in dem der Autor Jürgen Grasmück, alias Dan Shocker, einmal mehr seiner tiefverwurzelten Abneigung gegen Ärzte frönt. Der Schauplatz London und der dichte Nebel bilden das optimale Ambiente für einen klassischen Gruselroman, während die Grausamkeit, mit der die Morde verübt wurden, den Gräueltaten aus einem modernen Psychothriller entsprechen. Die Funde der einzelnen Leichenteile wurden eindringlich beschrieben, ebenso wie die Tortur von Sarah Malcolm, als sie feststellen muss, für welch grausige Experimente sie missbraucht worden ist. Der Plot von dem missachteten und gedemütigten Opfer, dass sich an den Peinigern, beziehungsweise an deren Nachkommen rächt, ist nicht unbedingt neu, wurde aber kurzweilig und spannend umgesetzt. Darüber hinaus gibt es ein wiedersehen mit dem kauzigen, aber ungeheuer sympathischen Chiefinspektor Edward Higgins, der über die Existenz der PSA, genauestens Bescheid weiß. Larry Brent darf wieder zeigen was in ihm steckt und der Kampf mit dem Killer steht einer Actionszene aus einem der neuen Bond-Filme in Rasanz und Tempo in Nichts nach. Die Ermittlungsarbeit von Brent und Higgins wurde authentisch und glaubhaft beschrieben, nur die Experimente von Gorgo bedürfen einer gewissen Portion wohlwollender Fantasie und Vorstellungskraft. Darüber hinaus ist auch die Namensgebung ziemlich krude ausgefallen, was aber Edward Higgins selbst schon aufgefallen ist. Denn obwohl die Polizei nur weiß, dass die Köpfe der Opfer verschwunden sind, wurde der Name Dr. Gorgo geprägt. Zu den Gorgonen zählt unter anderem auch Medusa, die Dame mit dem Schlangenhaupt, dessen Blick jedes Lebewesen zu Stein erstarren lässt. Letztendlich hat es Larry aber mit durchaus realen Gegnern und lebensechten Problemen zu tun. Der Roman diente außerdem als Vorlage für die denkwürdige Hörspielversion gleichen Namens, die kurz nach ihrem Erscheinen der Indizierung anheim fiel. Dabei kommt die Schlüsselszene, der diese Indizierung zu verdanken ist, im Roman gar nicht so krass vor. Denn Larry Brent kann dem Unhold gar nicht so schnell zu Hilfe eilen, wie er eigentlich will. Gewöhnungsbedürftig ist bisweilen der gestelzte Stil, in dem Shocker seine Romane verfasst hat. Besonders Sätze, in denen Larry oder sein Gegner das Übergewicht (gemeint ist wohl eher das Gleichgewicht) verlieren, entbehren nicht einer gewissen Komik.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Dr. Gorgo in den Fängen seiner Schöpfungen. Ein wenig eintönig, aber nichtsdestotrotz stimmig in Szene gesetzt.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von GoMar:


Kurzbeschreibung:
In London geht die Angst um, denn ein grausamer Frauenmörder treibt sein Unwesen. Fein säuberlich abgetrennte Körper ohne Köpfe werden gefunden. Was aber geschieht mit den Köpfen? Chiefinspector Higgins bekommt Larry Brent von der PSA zugeteilt, da er sich mit dem Fall etwas überfordert fühlt. Doch auch Larry Brent kann den Tod der siebenten jungen Frau nicht verhindern. Dr. Gorgo rächt sich damit furchtbar an den Demütigungen ihrer Mütter ihm gegenüber, als er um deren Liebe warb. Die Köpfe der Opfer versieht er mit Tentakeln und läßt sie in einer Nährflüssigkeit weiterleben. Ein Gehirn verwendet er für die Implantation bei einem Hund. Als Larry und Higgins diesen verfolgen, werden sie beinahe Opfer eines Heckenschützens, den aber Larry ausschalten kann. Higgins wiederum rettet Larry in letzter Sekunde das Leben. Larry bekommt Kontakt zu Dr. Sangers, einem Arzt, der glaubt, den Mörder zu kennen: ein früherer Freund von ihm. Mit Hilfe einer Namensliste gelingt es Larry, das nächste Opfer ausfindig zu machen und Dr. Gorgo samt seinem Opfer im dichten Nebel zu verfolgen. In einem abbruchreifen Gasthaus kommt es zum Showdown, wobei die Schlangenköpfe an Dr. Gorgo furchtbare Rache verüben und ihn töten, bevor sie selbst absterben.


Meinung:
Dan Shocker und seine Abneigung gegenüber Ärzten ist bereits so legendär wie seine Romane. Betrachtet man diesen Roman aus der Sicht der beginnenden 70er-Jahre, dann ist seine These sicher noch etwas kühn, und daher auch etwas gruselig, wenn er auch eher wie ein Psycho-Thriller wirkt. Für damalige Verhältnisse ziemlich morbid geschrieben, wirkt er heute natürlich fast kindlich, aber ist es nicht eigentlich schade, daß sich unsere Bereitschaft, Gewalt zu akzeptieren, bereits so hoch gesteigert hat? Betrachtet man den Roman aber von den heutigen Möglichkeiten her in der Medizin (Genforschung, Organverpflanzung samt schwunghaftem Organhandel usw.), so kann man Dan Shocker eigentlich ohne Übertreibung beinahe visionäre Qualitäten zuschreiben. Gegen das, was heutzutage in möglicherweise geheimen Labors und sonstigen nicht geheimen Labors abläuft, wirkt sein Roman beinahe als Medizin-SciFi-Thriller. Natürlich denkt niemand an Schlangenköpfe in Nährflüssigkeit oder ...? Fazit: Ein durchaus lesbarer Roman, wenn auch mit sehr viel Gerede und langen Erklärungen. Die Beschreibung des Selbstmordes des Hundes war früher grausig, aber im heutigen Splatter-Zeitalter nicht mehr. Schade ist nur, daß das Ende Dr. Gorgos wieder mal so rasch herbeigeführt wird, daß es fast nebensächlich wirkt. Eigentlich kein Gruselroman ...


Besonderheiten:
Larry Brent lernt Chiefinspector Higgins kennen und schätzen.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Titelbild stellt die Showdown-Szene dar, die so nicht ganz stimmt, denn im Roman wird Dr. Gorgo ertränkt. Außerdem wirken die Frauenköpfe auf mich, als ob sie auf einer Party wären, so lächeln sie teilweise.


Coverbewertung:
2 Kreuze