Silber-Krimi Nr. 906: Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo
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Unter der krumigen Erde lag der Torso eines Menschen. Würmer und Maden
bohrten sich in das verwesende Fleisch. An der Stelle, wo einmal der rechte
Arm gesessen hatte, befand sich ein häßliches, großes Loch,
angefüllt mit Bakterien und Wurmeiern. Der Torso lag unter einer nur
etwa zwei Zentimenter dicken Erdschicht. Verfaultes Blattwerk und feuchtes
Laub verbargen das furchtbare Geheimnis. Das Pärchen, das an jenem
Spätnachmittag in den Wald kam, ahnte nicht, das es ihnen vorbehalten
sein sollte, dem Grauen zu begegnen. "Steward!" rief Nancy Ball über
die Schulter zurück, während der junge Mann, der den Austin Mini
bis an das Ende des holprigen Pfades gefahren hatte, stehenblieb. "Was ist?"
"Bring den Plastikbehälter mit! Ich habe ihn vergessen ..." Nancy richtete
das Picknick. Sie breitete die Decke aus, stellte die beiden Spankörbe
hin und setzte sich. Die hübsche Brünette mit dem Pagenkopf legte
sich zurück. Ein leiser Seufzer kam über ihre halbgeöffneten
Lippen. Sie hörte Steward drüben am Wagen hantieren. Sonst war
die Luft um sie herum still.
von Dan Shocker, erschienen am 14.09.1971, Titelbild: R.S. Lonati
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Da in London/England eine unheimliche Serie von Frauenmorden anhält,
wendet sich der Scotland Yard an die PSA und bekommt mit Larry Brent direkt
ihren besten Agenten gesandt. Das Kuriose an der Mordserie ist, dass viele
Körperteile der Frauen gefunden werden, doch nie ein Kopf der Opfer!
Außerdem weist Chiefinspektor Edward Higgins X-RAY-3 auf eine weitere
Besonderheit in einem der Mordfälle hin. Die Mutter der ermordeten Bianca
Wells wird in letzter Zeit von einem Hund besucht, welcher sich scheinbar
im Zimmer des Opfers sehr wohl fühlt und außerdem auf den Namen
'Bianca' hört der Vorname ihrer Tochter. Als Larry und Chiefinspektor
Higgins den Collie einfangen wollen, werden sie von einem versteckten
Schützen beschossen. Gehören diese Geschehnisse auch zu den Handlungen
des Dr. Gorgo, wie die Presse den unheimlichen Killer genannt hat oder steckt
noch mehr hinter diesem Fall? Der PSA-Agent verbeisst sich regelrecht in
den Fall und so kommt er bei dem Besuch der Mutter von Sarah Malcolm, einer
weiteren Vermissten, zu der Bekanntschaft von Dr. Sanders, welcher der
unheimlichen Dr. Gorgo zu kennen glaubt!
Meinung:
Der Roman 'Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo' bietet dem Leser an und
für sich nichts großartiges Neues, die Motive des Hasses auf das
andere Geschlecht werden schnell deutlich. Ebenso einfach ist auch die gesamte
Handlung aufgebaut und der Roman liest sich in der ersten Hälfte auch
etwas gestreckt. Im zweiten Teil nimmt der Roman zwar etwas an Fahrt auf,
doch im Fazit bleibt diese Story etwas schwach.
Besonderheiten:
- erster Auftritt von Edward Higgins, Chiefinspektor von Scotland Yard
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover des Silber-Grusel-Krimis, sowie bei seiner Neuauflage zeigt in
düsterer und typischer LONATI-Manier die bedrückende Szene aus
dem Roman, als Dr. Gorgo sich vor den Augen seiner bisherigen erschaffenen
Monster an sein nächstes Horror-Werk macht! Ein tolles und beeindruckendes
Cover!
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In London geht ein grausamer Frauenmörder um, der nur Leichenteile seiner
Opfer zurücklässt, aber niemals einen Kopf. Insgesamt zählt
Scotland Yard sechs vermisste, junge Frauen die in das Schema des Täters
passen. Chiefinspektor Edward Higgins bittet die PSA, speziell Larry Brent,
um Amtshilfe. Kurz darauf erreicht die Kriminalbeamten die Nachricht, dass
Dr. Gorgo ein neues Opfer gefunden hat. Die Tochter der Schauspielerin Gay
Malcom, Sarah, ist verschwunden. Was die junge Frau in den Fängen des
verbrecherischen Arztes erlebt ist das pure Grauen
Meinung:
Ein Roman, in dem der Autor Jürgen Grasmück, alias Dan Shocker,
einmal mehr seiner tiefverwurzelten Abneigung gegen Ärzte frönt.
Der Schauplatz London und der dichte Nebel bilden das optimale Ambiente für
einen klassischen Gruselroman, während die Grausamkeit, mit der die
Morde verübt wurden, den Gräueltaten aus einem modernen Psychothriller
entsprechen. Die Funde der einzelnen Leichenteile wurden eindringlich
beschrieben, ebenso wie die Tortur von Sarah Malcolm, als sie feststellen
muss, für welch grausige Experimente sie missbraucht worden ist. Der
Plot von dem missachteten und gedemütigten Opfer, dass sich an den
Peinigern, beziehungsweise an deren Nachkommen rächt, ist nicht unbedingt
neu, wurde aber kurzweilig und spannend umgesetzt. Darüber hinaus gibt
es ein wiedersehen mit dem kauzigen, aber ungeheuer sympathischen Chiefinspektor
Edward Higgins, der über die Existenz der PSA, genauestens Bescheid
weiß. Larry Brent darf wieder zeigen was in ihm steckt und der Kampf
mit dem Killer steht einer Actionszene aus einem der neuen Bond-Filme in
Rasanz und Tempo in Nichts nach. Die Ermittlungsarbeit von Brent und Higgins
wurde authentisch und glaubhaft beschrieben, nur die Experimente von Gorgo
bedürfen einer gewissen Portion wohlwollender Fantasie und
Vorstellungskraft. Darüber hinaus ist auch die Namensgebung ziemlich
krude ausgefallen, was aber Edward Higgins selbst schon aufgefallen ist.
Denn obwohl die Polizei nur weiß, dass die Köpfe der Opfer
verschwunden sind, wurde der Name Dr. Gorgo geprägt. Zu den Gorgonen
zählt unter anderem auch Medusa, die Dame mit dem Schlangenhaupt, dessen
Blick jedes Lebewesen zu Stein erstarren lässt. Letztendlich hat es
Larry aber mit durchaus realen Gegnern und lebensechten Problemen zu tun.
Der Roman diente außerdem als Vorlage für die denkwürdige
Hörspielversion gleichen Namens, die kurz nach ihrem Erscheinen der
Indizierung anheim fiel. Dabei kommt die Schlüsselszene, der diese
Indizierung zu verdanken ist, im Roman gar nicht so krass vor. Denn Larry
Brent kann dem Unhold gar nicht so schnell zu Hilfe eilen, wie er eigentlich
will. Gewöhnungsbedürftig ist bisweilen der gestelzte Stil, in
dem Shocker seine Romane verfasst hat. Besonders Sätze, in denen Larry
oder sein Gegner das Übergewicht (gemeint ist wohl eher das Gleichgewicht)
verlieren, entbehren nicht einer gewissen Komik.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover stammt ebenfalls von Lonati und gehört zu seinen früheren
Werken. Das Bild ist unheimlich und stimmig und zeigt Dr. Gorgo bei seiner
grausigen Verrichtung, während seine vorherigen Opfer resigniert zusehen
müssen. Das Cover ist um einiges schauriger und eindringlicher, als
das Titelbild des Romans in der eigenständigen Serie.
Coverbewertung:
Rezension von
GoMar:
Kurzbeschreibung:
In London geht die Angst um, denn ein grausamer Frauenmörder treibt
sein Unwesen. Fein säuberlich abgetrennte Körper ohne Köpfe
werden gefunden. Was aber geschieht mit den Köpfen? Chiefinspector Higgins
bekommt Larry Brent von der PSA zugeteilt, da er sich mit dem Fall etwas
überfordert fühlt. Doch auch Larry Brent kann den Tod der siebenten
jungen Frau nicht verhindern. Dr. Gorgo rächt sich damit furchtbar an
den Demütigungen ihrer Mütter ihm gegenüber, als er um deren
Liebe warb. Die Köpfe der Opfer versieht er mit Tentakeln und
läßt sie in einer Nährflüssigkeit weiterleben. Ein Gehirn
verwendet er für die Implantation bei einem Hund. Als Larry und Higgins
diesen verfolgen, werden sie beinahe Opfer eines Heckenschützens, den
aber Larry ausschalten kann. Higgins wiederum rettet Larry in letzter Sekunde
das Leben. Larry bekommt Kontakt zu Dr. Sangers, einem Arzt, der glaubt,
den Mörder zu kennen: ein früherer Freund von ihm. Mit Hilfe einer
Namensliste gelingt es Larry, das nächste Opfer ausfindig zu machen
und Dr. Gorgo samt seinem Opfer im dichten Nebel zu verfolgen. In einem
abbruchreifen Gasthaus kommt es zum Showdown, wobei die Schlangenköpfe
an Dr. Gorgo furchtbare Rache verüben und ihn töten, bevor sie
selbst absterben.
Meinung:
Dan Shocker und seine Abneigung gegenüber Ärzten ist bereits so
legendär wie seine Romane. Betrachtet man diesen Roman aus der Sicht
der beginnenden 70er-Jahre, dann ist seine These sicher noch etwas kühn,
und daher auch etwas gruselig, wenn er auch eher wie ein Psycho-Thriller
wirkt. Für damalige Verhältnisse ziemlich morbid geschrieben, wirkt
er heute natürlich fast kindlich, aber ist es nicht eigentlich schade,
daß sich unsere Bereitschaft, Gewalt zu akzeptieren, bereits so hoch
gesteigert hat? Betrachtet man den Roman aber von den heutigen
Möglichkeiten her in der Medizin (Genforschung, Organverpflanzung samt
schwunghaftem Organhandel usw.), so kann man Dan Shocker eigentlich ohne
Übertreibung beinahe visionäre Qualitäten zuschreiben. Gegen
das, was heutzutage in möglicherweise geheimen Labors und sonstigen
nicht geheimen Labors abläuft, wirkt sein Roman beinahe als
Medizin-SciFi-Thriller. Natürlich denkt niemand an Schlangenköpfe
in Nährflüssigkeit oder ...? Fazit: Ein durchaus lesbarer Roman,
wenn auch mit sehr viel Gerede und langen Erklärungen. Die Beschreibung
des Selbstmordes des Hundes war früher grausig, aber im heutigen
Splatter-Zeitalter nicht mehr. Schade ist nur, daß das Ende Dr. Gorgos
wieder mal so rasch herbeigeführt wird, daß es fast
nebensächlich wirkt. Eigentlich kein Gruselroman ...
Besonderheiten:
Larry Brent lernt Chiefinspector Higgins kennen und schätzen.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Titelbild ist sehr morbid und grausig ausgeführt und paßt
perfekt zum Roman.
Coverbewertung: