Gespenster-Krimi Nr. 18: Schrei, wenn der Werwolf kommt
|
Marjorie Wood lief ängstlich durch die nächtlichen Straßen.
Hinter ihr stampften schwere Schritte auf dem Asphalt. Das Mädchen wagte
sich nicht umzudrehen. Sie rannte, so schnell wie sie konnte. An der
gegenüberliegenden Hausmauer zeichnete sich ein grauenvoll wirkender
Schatten ab. Der Schatten erinnerte nur entfernt an einen Menschen. Der Kopf
war überdimensional, der Hals wirkte breit, die hocherhobenen Hände
zeigten Krallen an den Fingern. Über der Straße hing ein
milchweißer Vollmond am tiefschwarzen Himmel. Er beleuchtete diese
gefährliche, schauerliche Szene. Marjorie Wood erreichte eine schmale
Sackgasse. Sie überlegte nicht lange. Es war keine Zeit dazu. Sie
mußte sich augenblicklich entschließen, wandte sich nach rechts
und huschte in die Seitenstraße hinein. Eine einzige alte
Straßenlaterne spendete Licht. Mülltonnen standen vor den
schäbigen Haustüren. Der Müll, der nicht mehr in die
überfüllten Tonnen gepasst hatte, war einfach daneben auf den Gehsteig
geworfen worden. In diesem Dreckberg wühlten Mäuse und Ratten
herum.Marjorie Wood lief schwitzend und mit klopfendem Herzen weiter. Sie
fühlte, daß ihre Kräfte erlahmten.Sie konnte nicht mehr weit
laufen. Hundert Meter vielleicht noch. Dann würde sie unweigerlich
zusammenbrechen. Sie war am Ende.
von A.F. Mortimer, erschienen am 15.01.1974, Titelbild: Sommer
Rezension von
Frithjof:
Kurzbeschreibung:
Ein Erpresser versucht einen Hollywood-Produzenten um einige Millionen Dollar
zu erleichtern. Zu diesem Zweck verbündet er sich mit einer Hexe, die
wiederum Macht über einen Werwolf hat. Man droht dem Produzenten, sollte
er nicht zahlen, den Werwolf auf Frauen die ihm nahe stehen zu hetzen. Als
der Produzent sich tatsächlich weigert zu zahlen, wird seine Tochter
als erste von der Bestie zerfleischt. Daraufhin beauftragt der Produzent
einen Privatdetektiv damit dem Erpresser und seinem Werwolf das blutige Handwerk
zu legen.
Meinung:
Oh, je. Das war aber gar nichts. Irgendwie mag ich gar nicht glauben, das
dieses Machwerk aus der Feder A.F. Mortimers stammt. Die Handlung
plätschert ziemlich vorhersehbar daher und dann sind da noch all diese
klischeehaften Hauptfiguren - allen voran der Privatdetektiv: ist blond und
natürlich gut aussehend. Hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen
und jede Menge Geld auf der Bank (immerhin besitzt er ein Haus mit Pool und
einen teuren Sportwagen). Und dann hört er auch noch auf den oberpeinlichen
Namen Brad COOL! Ja, so hat man sich wohl in den frühen 70er Jahren
´nen richtig tollen Romanhelden vorgestellt. Oh, Mann. Ach ja, um
Werwölfe zu erlegen, braucht´s hier noch keine Silberkugeln.
Herkömmliche Geschosse tun es auch und wenn Brad COOL! vom Werwolf gebissen
wird, hat das für ihn auch keine Konsequenzen (z.B. das er nun auch
zum Werwolf wird). Nein, lieber A.F. Mortimer, Werwolf-Romane wirst du in
Zukunft noch sehr viel bessere schreiben. Das weißt du jetzt bei Band
18 noch nicht, aber mit Band 78 oder
Professor Zamorra
Band
8 wirst du zeigen, daß du das Werwolf-Thema um einiges besser drauf
hast. Glaub´s mir.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover halte ich für sehr gelungen. Hat zwar nicht unbedingt was
mit dem Inhalt zu tun, aber was soll´s. Zumindest ist ein heulender
Wolf zu sehen. Ansonsten erinnert es an den gespenstischen Charme der alten
Hamer-Horrorproduktionen und verspricht weit mehr als der Roman leider halten
kann.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Ein Filmproduzent erhält Drohungen, dass seine Tochter und seine Frau
getötet werden würden, wenn er kein Lösegeld zahlen würde.
Als er ablehnt wird kurz darauf die Tochter das erste Opfer eines Werwolfs.
Der Erpresser hat sich mit einer Hexe verbündet, welche die Macht hat
einen Werwolf für ihre Zwecke einzuspannen. Der Privatdetektiv Brad
Cool nimmt sich des Falles an und macht sich selbst zum Lockvogel für
die Bestie ...
Meinung:
Typisch für die frühen Heftromane der Spannungsliteratur vermittelt
ein schön trashiger, greller Titel, was den Leser auf den kommenden
Seiten erwartet. Die Charakterisierung der Pro- und Antagonisten ist dabei
so oberflächlich wie bei Namen wie "Brad Cool" zu erwarten ist. Der
Autor bewegt sich einmal mehr im Filmmilieu und verwendet das üblich
Schwarz-Weiß-Schema. Der Leser weiß sofort, wen er vor sich hat
und wen er sympathisch zu finden hat oder nicht. Verwendete Adjektive wie
"schön" oder "häßlich" nehmen ihm (den Leser) die schwierige
Entscheidung ab, sich eine eigene Meinung bilden zu müssen.
Selbstverständlich ist der Held der Geschichte, auch als solcher zu
verstehen; ein Frauenheld mit eigenem Haus und einem "flotten" Sportwagen,
dabei nie um eine Antwort verlegen und immer mit einer zündenden Idee
in der Hinterhand. Leider werden auch viele Szenen von Morland bis ins Detail
beschrieben, so dass kein Platz für Eigeninterpretationen bleibt. Ein
Beispiel findet sich ca. auf Seite 20: "Gary Davies war tot. Er hatte sich
selbst erhängt". Der letzte Satz ist im Prinzip überflüssig.
Der Leser weiß längst, dass es Selbstmord war und wie dieser
ausgeführt wurde. Der Detektiv kann aber allenfalls davon ausgehen,
ohne eine Bestätigung dessen zu haben. Das Finale wurde dem Effekt willen
völlig überzogen und zu einem hochdramatischen Endkampf aufgebauscht.
Dafür verbleibt Morland mit einem recht offenen Ende, was den Leser
aber nicht für die Enttäuschung nach dieser Lektüre zu
entschädigen vermag.
Besonderheiten:
Dieser Roman wurde im Dämonen-Land als Band 44 neu aufgelegt.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Krude gezeichnet und im Prinzip nicht zu dem Inhalt passend, abgesehen davon,
dass ein Wolf auf dem Cover zu sehen ist.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Frank O Connor hat ein neues Mittel der Erpressung gefunden: mit Hilfe der
Hexe Clara Brown bedroht er sein potentielles Opfer, den Filmproduzenten
Delmer Wood, und zwar indem er dessen Tochter von einem Werwolf töten
lässt! Weitere Verwandte oder Bekannte sollen folgen, wenn O Connor
nicht seine gewünschte Summe bekommt! Der Filmemacher schaltet den
Privatdetektiv Brad Cool ein, der durch seinen Freund, dem Leiter der
Mordkommission Captain Robin Wood zwischenzeitlich aber schon auf dem Laufenden
ist und als Mörder tatsächlich einen Werwolf vermutet. Im Laufe
der Ermittlungen stößt das ungleiche Team durch Colin Malden,
einen Bekannten der Ermordeten, auf den Erpresser Frank und die Hexe welche
nun durch ihre Kräfte auch mögliche Zeugen beseitigen soll - doch
man kann ihnen nichts beweisen und so bleibt nur den nächsten Vollmond
abzuwarten. Als es dann soweit ist, kann der Werwolf aber alle austricksen
- wird dabei zwar verletzt, erreicht aber sein Ziel und tötet die Ex-
Frau von Delmer Wood. Kurze Zeit später stellt eine Polizeistreife Frank
O Connor und kappt damit die Verbindung zu Clara Brown. So muss Captain Wood
die Hexe beauftragen Brad Cool zu töten, um den Werwolf nochmals zu
aktivieren und ihn endlich zu stellen!
Meinung:
Bisher leider der schwächste Roman aus der Feder von A.F. Morland alias
Mortimer, vielleicht auch, weil das Werwolf- Thema mir persönlich nur
selten wirklich zusagt! Zu oft gibt es die unterschiedlichsten Theorien,
in diesem Roman zum Beispiel erhält man anscheinend nicht den Werwolfkeim
anhand einer Verletzung durch das Monster. Aber auch der Hintergrund zu dem
Werwolf fehlt, besonders als man am Ende des Heftes erfährt, wer dieser
ist. So tauchen einige Fragen nach dem Wieso und dem Warum auf. Interessant
ist aber das Duo des Sunnyboys Brad Cool (schon allein der Name ist schräg)
und dem Realisten Robin - genannt Hood Wood. Von denen möchte man gerne
noch mehr Lesen, vielleicht in einem der nächsten GESPENSTER KRIMIS.
Besonderheiten:
Erscheinungsdatum: 15.01.1974
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Eine wahrlich klassisches Gruselromancover. Der dämonisch blickende
alte Mann, die ängstliche Frau, ein altes Haus im Hintergrund und der
den Vollmond-anheulenden Wolf. Alles unterlegt in dunlen Blautönen.
Das Beste an diesem Romanheft, auch wenn es nicht den direkten Bezug zur
Handlung hat.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Beim Malen des Mannes im Hintergrund des Titelbildes wurde der Künstler
von dem Schauspieler Peter Cushing inspiriert (bekannt aus seinen Rollen
in Filmen wie "Dracula" oder "Krieg der Sterne").
Exakt das selbe Titelbild wie auf dem Gespenster-Krimi Roman wurde übrigens
auch schon auf dem Cover der spanischen Kurzgeschichten-Sammlung "DESTINOS
DE TERROR" verwendet: