Professor Zamorra Nr. 8: Der Werwolf

Professor Zamorra Nr. 8: Der Werwolf


Es war mitten in der Nacht, als der Töpfer Fred Candrix die unbekannte Melodie der Spieluhr hörte. Beunruhigt verließ er seine Werkstatt und ging die Paar Schritte bis zu seinem Haus. Jetzt waren die Klänge der Spieluhr ganz laut und deutlich zu vernehmen. Sie füllten das ganze Gebäude vom Dach bis zum Keller hinunter. Nervös schritt Candrix auf die Wohnzimmertür zu. Er griff nach der Klinke, zögerte einen kleinen Moment, drücktr sie dann aber entschlossen nach unten und stieß die Tür jäh auf. Im Raum war es finster. Das melodische Spiel der seltsamen Uhr, die er nicht kannte, klang ihm welch entgegen. Er trat ein und machte Licht. Sein Blick fiel auf eine prachtvolle Spieluhr, die mitten Im Zimmer auf dem Tisch stand. Ihr Klimpern ließ Candrix unwillkürlich erschauern. Mit geweiteten Augen, staunend und mißtrauisch ging er auf die Spieluhr zu. Sie war ihm fremd, und er fragte sich, woher sie kam und wer sie hier auf den Tisch gestellt hatte. Fein ziseliert war die Oberfläche. Eine kunstvolle Holzeinlegearbeit lief um die Uhr herum. Obenauf stand ein kleines weißgekleidetes Mädchen, die Arme erhoben, den Kopf weit zurückgeneigt, mit einem feenhaften Gesichtchen. Es drehte sich nach den seltsamen Klingen unentwegt im Kreis. Plötzlich hatte Fred Candrix das Gefühl, nicht allein in diesem Raum zu sein. Er vernahm ein tierhaftes Schnaufen und kreiselte entsetzt herum. Da sah er ihn. Mit gefletschten Zähnen stand der Werwolf da. In seinen mordgierigen Augen glomm ein tödliches Feuer. Die langen Fangzähne schimmerten weiß und wirkten ungeheuer gefährlich. Dichtes, struppiges Haar lag um den Kopf des Untiers. An den Händen hatte das Monster grauenerregende Krallen, die einen Menschen schrecklich zerfleischen konnten.


von Friedrich Tenkrat, erschienen am 08.10.1974
Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
In London sterben zwei Männer auf grausame Weise. Sie wurden regelrecht zerfleischt. Während die Polizei an einen Psychopathen als Täter denkt, glaubt der Reporter Phil Logada eher an einen Werwolf. Phil findet heraus, das während der Tat eine Spieluhr gespielt hat, die aber an keinem der beiden Tatorten gefunden wurde. Er informiert Professor Zamorra, der sich gleich mit Nicole Duvall nach London aufmacht. Nachforschungen ergeben, das beide Opfer Mitglied eines spiritistischen Zirkels waren. Kurz darauf gibt es ein weiteres Opfer, das ebenfalls Mitglied dieses Zirkels war. Zamorra besucht den Veranstalter des Zirkels, einen gewissen Raphael Hathaway. Hathaway kommt Zamorra recht eigenartig und verdächtig vor, was die Spieluhr verstärkt, die in Hathaways Haus steht. Wie sich heraus stellt, hält Hathaway sich öfters Frauen, die er bei Begleitagenturen bestellt. Zamorra bittet Nicole, sich als ein solches "Girl" auszugeben, um in Hathaways Haus nach Spuren zu suchen, während er und Phil Logada andere Mitglieder des Zirkels befragen. Doch Zamorra ahnt nicht, in welche Gefahr er Nicole bringt...


Meinung:
Dieser Roman wurde von Friedrich Tenkrat geschrieben. Ich war damals von den allermeisten Romanen, die er bei John Sinclair geschrieben hat, wenig begeistert. Auch die Tatsache, das die meisten der ersten 7 Romane von Zamorra nicht wirklich der Bringer waren, sorgte nicht gerade dafür, das ich voller Vorfreude an diesen Roman ging. Doch ich wurde angenehm überrascht. Dieser Roman wurde sehr spannend und gruselig geschrieben. Tenkrat schaffte es, einen wirklich gelungenen Werwolf-Roman zu verfassen, der mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Die reißende Bestie, die unheimliche Spieluhr, der zwielichtige Hathaway mit seinem spiritistischen Zirkel, die grausigen Morde und Nicole, die diesmal auf eine recht gelungene Weise in die Fänge der Feinde gerät, sorgen für spannende Unterhaltung. Denn diesmal arbeitet Nicole Undercover als Nutte , wenn man das mal so schreiben darf. Für mich war dies der bisher beste Roman, in dieser bis dato noch recht jungen Gruselreihe. 4 Kreuze gibt s von mir.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Ein echt schönes und stimmungsvolles Cover. Der alte Zeichenstil gefällt mir. Die ganze Szenerie hat was an sich, was mich ziemlich anspricht. 4 Kreuze gibts von mir.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Professor Zamorra Romans wurde auch schon auf dem Cover des spanischen Magazins DOSSIER NEGRO Nr. 25 verwendet:

Dossier Negro Nr. 25