John Sinclair Nr. 761: Nefrets Todesvogel

John Sinclair Nr. 761: Nefrets Todesvogel


Selbst im Licht des Mondes und unter dem sternklaren Himmel schimmerten die Felsen der Insel noch weiß. Daß sich der Tag längst verabschiedet hatte, schien ihnen kaum etwas ausgemacht zu haben. Es war so, als wollten sie dich der Dunkelheit entgegenstemmen, aber das stimmte nicht ganz. Man hielt die Schatten nicht auf, sie kamen, sie nahmen sich ihr Recht, sie beherrschten den ewigen Kreislauf von Tag und Nacht. Das merkte auch Sondrax, der einsame Mann, der sich wie ein Tier an das Gestein klammerte und doch wußte, daß er nur die Spur einer Chance hatte. Helfen konnte ihm niemand mehr, denn er gehörte zu den Wissenden, die gleichzeitig eine Ausnahme bildeten, und es gab Kräfte, die Ausnahmen nicht duldeten. Das wußte Sondrax sehr deutlich. Deshalb hatte er Furcht. Oft in den letzten Jahren hatte er sein Schicksal verflucht. Wie gern wäre er ein normaler Mensch gewesen, ohne die schreckliche Belastung, die auf ihm und den anderen Menschen lag, die zu seiner Gruppe zählten. Er wußte nicht einmal, wer alles zu ihnen gehörte. Wenn die Zeit reif war, dann fanden sie sich zusammen.


von Jason Dark, erschienen am 01.02.1993, Titelbild: N. Smith

Rezension von The Fox:


Kurzbeschreibung:
In Griechenland werden mehrere Leichen gefunden, denen man die Stirn gespalten hat. Bill erfährt davon, sieht sofort einen Zusammenhang zu den Psychonauten und vermutet seinen Todfeind Ari Kiriakis als Drahtzieher. Also machen er und John sich auf nach Griechenland. Dort wollen die beiden zu dem Einsiedler Spimanes reisen, der auf einer abgelegenen Insel lebt und viel über Psychonauten weiß. Trotz Attacken durch den Todesvogel, der aus der Vergangenheit stammt und für die Morde verantwortlich ist, und Kiriakis´ Männern gelangen die beiden zu der Insel und treffen dort nicht nur auf Spimanes, sondern auch auf Nefret, einer Frau mit goldener Haut, die schon im alten Ägypten gelebt hat und die Geheimnisse der Cheops-Pyramide bewachte. Der Totenvogel wollte Nefret damals schon töten, doch er wurde von Henoch, einem der 10 biblischen Urväter und auch Urvater der Psychonauten, daran gehindert. Auch diesmal schafft er es nicht, denn John und Bill können ihn vernichten. Doch es droht neue Gefahr, denn Kiriakis Männer stürmen die Insel um Nefret zu entführen.


Meinung:
Stellenweise ist der Roman recht spannend und man darf sich schon darüber freuen, dass die Dialoge ganz in Ordnung gehen und es keine größeren Löcher in der Logik gibt, abgesehen davon, dass John und Bill tatsächlich überlegen mit einem Hubschrauber von der Insel zu fliehen, da Kiriakis es nicht wagen könne, den einfach so abzuschießen. Genau das hat er aber am Anfang getan, sie mußten notlanden. Die biblischen Zusammenhänge finde ich alle ganz interessant, aber es bleiben auch einige Fragen offen. So ist zum Beispiel nicht klar, warum Nefret überhaupt überleben sollte. Auch der Totenvogel hat überraschend wenig Bedeutung und ist schnell vernichtet dafür, dass er ein Halbgott sein soll. Griechenland als Schauplatz ist dagegen ein Pluspunkt und der Roman hat eine gute Atmosphäre. Langweilig sind dagegen die Stellen, wo John in der Vergangenheit Nefrets Einölung miterlebt und die Passagen mit Kiriakis auf der Jacht. Kiriakis wird allgemein sehr klischeehaft als machtgieriger Bonzen dargestellt. Zusammengefaßt reicht es trotz guter Ansätze nur zu zwei Kreuzen.


Besonderheiten:
Die Insel des Einsiedlers Spimanes muss einen ziemlich abweisenden Eindruck machen. John sagt, sie sei kreisförmig und ein besonders hoher Felsen sehe aus wie der Mittelfinger einer Hand, wenn man die anderen Felsen ebenfalls als Finger ansehe(S.19). Dann sieht die Insel aus der Ferne also aus wie ein gigantischer Stinkefinger :-)
Passend für das Heim eines Einsiedlers, oder?


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze
Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Bill Conolly macht John Sinclair auf Morde in Griechenland aufmerksam, bei denen den Opfern die Stirn gespalten wurde. Bill sieht sofort eine Verbindung zu den Psychonauten und vermutet, dass der Mörder dieser Toten sein Intimfeind Aristoteles Kiriakis ist (s. Band 611 ‚Das Einhorn-Trio'), der den Psychonauten das dritte Auge stiehlt, weil er noch immer an deren geheimes Wissen kommen will, um Anführer aller Psychonauten zu werden. John und Bill fliegen nach Griechenland, wo sie den Einsiedler Spimanes treffen, der mehr über die Hintergründe der Morde zu wissen scheint. Noch bevor die beiden die Insel des Einsiedlers erreichen, wird John von einem schattenhaften fliegenden Wesen angegriffen, das er aber vertreiben kann. Spimanes zeigt sich sehr kooperativ und präsentiert den Freunden eine Frau, die er in seiner Obhut hat. Dieser Frau besitzt eine goldene Haut und ist eine Prinzessin aus dem alten Ägypten mit dem Namen Nefret. Nefret war ein Schützling des Henoch, der ihr durch ein Öl das ewige Leben. Henoch war einer der zehn Urväter, die in der Bibel erwähnt werden, und auch der Urvater der Psychonauten. Er bewahrte das Wissen der Psychonauten in der ursprünglichen Cheops-Pyramide, die unter der jetzt bekannten Pyramide im Sand der Wüste verborgen ist. Und Nefret ist nun eine Hüterin dieses Wissens.. In einer Vision erlebt John, wie Nefret, die dem verschollenen Volk (Atlantis?) entstammt, durch das Öl des Lebens die goldene Hautfarbe bekommt und dass sie einen Feind hat, der sie töten will. Es handelt sich um einen Halbgott in der Gestalt eines Vogelmenschen. Dieser Halbgott war es auch, der John angegriffen hat. Denn der Todesvogel steht nun in den Diensten des Kiriakis und hat den Psychonauten das dritte Auge genommen. Als der Todesvogel nun auf der Insel erneut angreift, kann John ihn mit dem Kreuz vernichten, doch dann stürmen Kiriakis' Leute die Insel...


Meinung:
Dieser erste Teil ist eine spannende Mischung aus Action und Information. Dabei gehört die Salbung der Nefret zu den langweiligeren Teilen; das Gespräch mit Spimanes, in dem auf die biblischen Zusammenhänge hingewiesen wird ist hingegen sehr spannend, wenn auch manchmal ein wenig verwirrend. Etwas schade finde ich, dass in diesem Roman überhaupt nicht auf Henochs Wechsel zur bösen Seite (S. Bände 743 ‚Finsternis' und 744 ‚Die Verwandlung') und zur Verbindung mit Lilith eingegangen wird. Genauso stellt sich mir die Frage, wie es Kiriakis schafft, einen Halbgott in seine Dienste zu stellen.


Besonderheiten:
Dritter Auftritt des Griechen Aristoteles Kiriakis. Allerdings hieß er in den bisherigen Romanen Aristoteles Leonidas... Fragt sich nur, wie es zur der Namensänderung gekommen ist...
Mit diesem Band erschien die dritte Auflage Band 274 ‚Satan mit vier Armen'.
Mit diesem Band erschien die vierte Auflage Band 40 ‚Die Killerpuppen'.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze