John Sinclair Nr. 692: Herr der Schattenburg
Da war der Schrei! So anders, so unheimlich. Nicht menschlich und auch nicht
tierisch. Es hörte sich an, als wäre dieser Schrei künstlich
erzeugt worden- mit einem Synthesizer, der den Schrei in einen klagenden
Heulton verwandelte. Er wehte über das Land, als wollte er alle Kreaturen,
die dort lebten, warnen. Menschen und Tiere sollten sich vor diesem Schrei
in acht nehmen, denn er kündigte Böses an. Er war dünn und
sehr schrill zugleich. Und er erreichte die Ohren eines Mannes, der durch
diesen Schrei aus einem langen, finsteren Tunnel zurückgezerrt wurde.
Dieser Mann war ich! Ich hörte den klagenden Laut, er malträtierte
mich, er drang in mein Gehirn, er schien von innen gegen meine Augäpfel
zu drücken, als wollte er sie aus den Höhlen hervorsprengen...
Teil 2 von Jason Dark, erschienen am 07.10.1991, Titelbild: Maren
Rezension von
Begemotas:
Kurzbeschreibung:
Dieser Roman beschreibt zwei Werwölfe unter dem Einfluss des sogenannten
Weißhaarigen, eines alten und rätselhaften Mannes, welcher ein
Amulett aus Atlantis besitzt. Damit löste er die Verwandlung zweier
Menschen, einer Engländerin namens Noah Shane und des Griechen Krystos,
zu Werwölfen aus (siehe Band 691
- Die Werwölfe aus Atlantis). Nachdem Mord an einem Trucker kidnappt
er - natürlich wiederum mit Hilfe der enormen Kräfte dieser beiden
Monster - ein älteres Ehepaar aus deren Wohnmobil heraus (großartiger
Grusel) und führt sie zur Schattenburg in einem Wald nördlich von
London, dort sollen sie ebenfalls zu Werwölfen mutieren. Die Schattenburg
kann nur mit dem genannten Amulett in einer Mondnacht in einer abgelegenen
Gegend realisiert werden, hat die Konsistenz von Rauchglas und ist nur für
wenige durch Dimensionstore erreichbar. Der Burgherr ist Semerias, eine Art
Ur-Werwolf aus dem sagenumwobenen Atlantis; er ist auch direkter Befehlsgeber
für den Weißhaarigen. Durch Kontakt zwischen John Sinclairs Kreuz
und dem Amulett kann die Schattenburg schließlich zum Verschwinden
gebracht werden - eindrucksvoll deren Auflösung in zahlreiche
glasähnliche Splitter, der Weißhaarige löst sich mit ihr
auf. Zuvor wurden jedoch beide Werwölfe von John Sinclair und Suko
vernichtet, sowie das ältere Ehepaar aus dem Burglabyrinth in letzter
Sekunde befreit.
Meinung:
Wie schon gesagt, großartiger Grusel in der 1.Hälfte des Romans,
die Schilderung eines älteren Ehepaares auf Englandrundreise und wie
deren Wohnmobil unaufhaltsam von einer scheinbar sicheren Festung zur leicht
zu öffnenden (im Sinne des Wortes), praktisch widerstandslosen Hülle
für die beiden wird. Die 2. Romanhälfte schildert eindrucksvoll
die Schattenburg und deren im Burghof angelegtes Labyrinth, wo die beiden
fast zu Tode kommen. Ich persönlich hätte mir statt des vorliegenden
Zweiteilers einen 3. Teil mit ausführlicherer Beschreibung der Schattenburg
sehr gewünscht, insbesondere die Labyrinthidee finde ich faszinierend.
Deren Art der Existenz ist für mich übrigens ein Beweis dafür,
dass JD alte Sagenbücher irgendwann mal gelesen hat...........Meine
Sammlung alter Sagenbände (um 1900) enthält mehrmals Zauberburgen
und Schlösser, die nur nachts und nur für bestimmte Personen erscheinen
bzw. zugänglich sind, oft mit Labyrinthen oder Rätseln versehen,
welche zu einem Schatz oder -ganz simpel- zur ersehnten Befreiung führen.
Besonderheiten:
Das genannte Ehepaar im Wohnmobil ist benannt mit Ann und Fred
Morland......ergibt abgekürzt A.F. MORLAND und ist somit eine Hommage
an den österr. Gruselmeister (aus Wien, oder !?), der unter anderem
jahrelang für die Gespensterkrimis schrieb, die Serie Tony Ballard
(1982-1990) schuf und schon seit Jahrzehnten zu den persönlichen Freunden
von Jason Dark zählt, ich glaube seit den frühen 70ern.... Laut
mehrfachen Angaben von Jason Dark selbst, auf den Leserbriefseiten in diversen
Sinclair-Heften, treffen sich Jason Dark und A.F.Morland mindestens einmal
jährlich in Österreich, z.B. in Salzburg und am Wolfgangsee. Ich
denke, dass im vorliegenden Heft das Ehepaar Morland recht real und menschlich
sehr positiv beschrieben wurde (mit deren Künstlername natürlich!);
alle Zweifel werden beseitigt durch österreichischen Schillinge, die
das , im Roman ja an sich englische Ehepaar, mit sich führt (S.39).
Sehr nette Idee, wirklich.
4 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Super!
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Titelbild kommen von Michael Schick:
Das Monster vom Titelbild des John Sinclair Romans wurde spiegelverkehrt
auch schon auf dem Cover des Romans Dark Satanic (dem ersten Band in der
Claire Moffatt-Reihe) verwendet. Dieser Roman wurde von Marion Zimmer Bradley
geschrieben und erschien im Jahr 1972.
Das Monster vom Titelbild des John Sinclair Romans wurde dann auch noch auf
dem Cover des John Sinclair Taschenbuchs
Nr. 135
verwendet:
Ohne Hörner war die Fratze dann außerdem auch noch auf dem
französischen Comic-Magazin INCUBE Nr. 14 abgebildet:
Auf einem weiteren französischen Comic-Magazin, nämlich der Publikation
LUCIFERA Nr. 18, war das Gesicht des Mannes ebenfalls noch einmal zu sehen:
Und auch auf dem bei Warren erschienenen US-amerikanischen Comic-Magazin
VAMPIRELLA Nr. 72 wurde sein Gesicht verwendet:
Und alle oben genannten Bilder haben ihren Ursprung in dem amerikanischen
Horrorfilm "The Ghost" aus dem Jahr 1963. Auf dem italienischen Filmplakat
war dieser Mann übrigens ebenfalls dargestellt:
Und auf der im Jahr 1990 erschienenen italienischen Publikation URANIA FANTASY
Nr. 26 war nicht nur die Fratze des Mannes, sondern exakt das gleiche, von
Maren gemalte Titelbild wie auf dem John Sinclair-Roman Nr. 692 verwendet
worden: