John Sinclair Nr. 672: Das teuflische Ultimatum
Die leichte Metallbrücke ächzte im Nachtwind wie ein angeschossenes
Tier. Unter ihr kräuselte sich eine teerschwarze Fläche, ein dunkler,
stillgelegter Kanal, ein Wasser arm, auf dem noch vor sich hinrostende Schiffe
lagen oder flache Kähne stumm vor sich hindümpelten. Die Brücke
war an den Ufern durch Trossen befestigt, sie galt mehr als Provisorium,
und ausgerechnet sie war für Suko wichtig, denn man hatte sie ihm als
Treffpunkt genannt. Er sah den Kerl und sah sein boshaftes Grinsen. Suko
wußte nicht genau, ob man ihn in eine Falle locken wollte, er ging
allerdings davon aus, auch wenn es Landsleute gewesen waren, die zu diesem
Treffen "gebeten" hatten.
Teil 1 von Jason Dark, erschienen am 20.05.1991, Titelbild: San
Julian
Rezension von
Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
Suko wird von einem 'Vetter' zu einem Treffen an einer alten Brücke
gebeten. Dort trifft er auf Knife, der den Triaden angehört und Suko
zur Mitarbeit überreden will, da die Triaden die Geschäfte der
Mafia in London übernehmen wollen. Als Suko ablehnt, kommt es zu einem
Kampf, in dessen Verlauf der Chinese in den Fluss stürzt und von Tauchern
überfallen und betäubt wird. Nachdem er wieder erwacht ist, bemerkt
er, dass sein Stab gestohlen wurde. Die Gangster sind verschwunden.
Im Büro im Yard kommt es unterdessen zur Rückkehr von Glenda Perkins,
die sich von ihren Verletzungen (s. JS
Band 658) erholt hat. Sie wird
von John Sinclair und Sir James herzlich empfangen, doch als Suko auftaucht
und von seinem Erlebnis berichtet, trübt sich die Stimmung.
Als John per Telefon Logan Costello, seines Zeichens Mafia-Pate von London,
über die Triaden befragen will, erfährt er, dass er Urlaub in Arosa,
einem Schweizer Skiort, macht. Genau dorthin ist auch Jane Collins gereist,
da sie dort den geheimen Aufenthaltsort von Francine Joy vermutet (s. JS
Band 671).
Während sich Suko auf den Weg zu seiner Wohnung macht, um sich von dem
Schmutz des Flusses zu befreien, kommt es in London zu einem blutigen
Banküberfall, bei dem vier Triaden-Mitglieder, darunter Knife, zwei
Menschen niederschießen. Einer von ihnen wird getroffen, während
die Triaden mit dem Stab die Zeit anhalten, und stirbt. Nach ihrer Flucht
lauert die Bande Suko in der Tiefgarage des Hochhauses, in dem er wohnt,
auf. Sie schlagen ihn nieder und entführen ihn. Festgeklemmt in einer
Röhre irgendwo in einem Keller im Chinesenviertel erwacht Suko wieder
und muss sich mit den Drohungen von Knife und einigen Ratten, die es auf
ihn abgesehen hatten, auseinander setzen.
Auch John wird nach Chinatown gelockt, wo es in einem Restaurant zu einem
Treffen mit Knife kommt. Er gibt dem Geisterjäger ein Ultimatum: sollte
es John nicht schaffen, in drei Tagen Logan Costello nach London zu holen
und ihn den Triaden zu übergeben, wird Suko sterben. Der Geisterjäger
macht sich sofort auf den Weg nach Arosa, wohl wissend, dass Ultimatum kaum
erfüllen zu können...
In Arosa muss sich Jane in der Zwischenzeit mit den Drohungen zweier Mafiosi
auseinander setzen, die von ihr verlangen, bis zum Abend den Ort zu verlassen.
In ihrem Hotel trifft Jane auf Francine Joy, die die in ihr schlummernden
Hexenkräfte gespürt hat. Sie betäubt die Detektivin und
verschleppt sie in ihr Hexen-Chalet...
Auch Logan Costello bleibt nicht untätig. Er schickt zwei seiner Killer
aus, um Jane Collins zu töten. Diese haben bereits den Aufenthaltsort
der Detektivin herausgefunden und machen sich auf den Weg...
Meinung:
In diesem Roman kommt es wirklich dick: Gleich drei Parteien stehen
unabhängig voneinander gegen das Sinclair-Team an - die Mafia, die Triaden
und die Hexe Francine Joy. Ein Gegner ist dabei perfider als der andere.
Gerade Suko wird diesmal übel mitgespielt. Seine Verzweiflung nach dem
Verlust des Stabes, der für ihn so viel bedeutet hat und die
Demütigung, wehrlos in eine Röhre gestopft und von Knife ausgelacht
zu werden, werden sehr anschaulich und intensiv geschildert. Die Tatsache,
dass innerhalb der Zeitspanne, in der der Stab aktiv ist, gemordet wird,
dürfte außerdem tiefgreifende Folgen innerhalb der Serie haben.
Das titelgebende teuflische Ultimatum hat seinen Namen auch wirklich verdient.
Die spannende Frage bleibt, wie John das einhalten will und wie Suko gerettet
werden soll.
Auch der Handlungsabschnitt von Jane Collins hat mir sehr gefallen. Gerade
vor der Urlaubsidylle in Arosa passt es, dass dort nur Gefahren auf die
Detektivin warten. Mit Logan Costello taucht dabei ein Gegner auf, der schon
sehr lange keine aktive Rolle mehr gespielt hat und dementsprechend wieder
etwas unverbraucht wirkt. Natürlich ist die Darstellung der Mafiosi
angefüllt mit allen Klischees, die man sich für die Gangster vorstellen
kann, aber das macht eben auch ein bisschen den Charme dieser Gegner
aus.
Selbst Francine Joy hat diesmal einen viel besseren Auftritt als in 'Der
Sarg-Designer', auch wenn erneut fälschlicher Weise auf ihre Tätigkeit
als 'Sex-Tante aus dem Fernsehen' bzw. 'TV-Aphrodite (allein diese
Ausdrücke sind schon ein Schlag ins Gesicht) hingewiesen wird, obwohl
die doch eigentlich eine Radiomoderatorin ist. Etwas störend ist zudem,
dass das Titelild mit irrsinnigen Verrenkungen noch kurz vor Ende des Romans
in die Handlung integriert wurde.
Was mir aber vor allem an diesem Roman negativ auffällt, ist der wirklich
haarsträubende Zufall, dass Francine Joy ausgerechnet an dem Ort Urlaub
macht, an dem auch Logan Costello zur Erholung weilt. Ist die Welt wirklich
so klein, dass sich zwei von Johns ärgsten Gegnern unbedingt nach Arosa
zurückziehen müssen? Ansonsten ist der Roman aber wirklich gelungen,
deshalb kann ich auch diesmal guten Gewissens vier Kreuze vergeben.
Besonderheiten:
Suko werden der Stab des Buddha und seine Dämonenpeitsche gestohlen.
Während mit dem Stab die Zeit angehalten wird, geschieht ein Mord.
Die Triaden starten einen Versuch, die Mafia aus London zu
verdrängen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Die Szene auf dem Cover wurde mit Biegen und Brechen noch auf den letzten
zwei Seiten in den Roman eingebaut. Es zeigt Jane Collins in ihrer neuen
Kleidung, die ihr Francine Joy übergezogen hat und dazu eine
merkwürdige Säurepistole der Hexe. Ob das wirklich sein musste?
Jedenfalls geht das Bild eher in Richtung Science Fiction, gefällt mir
aber an sich ganz gut.
Coverbewertung:

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Auf dem Cover des 1992 beim schwedischen Verlag Atlantic Förlags AB
erschienenen Magazins "Magnum Comics" Nr. 11 war das San Julian-Motiv ebenfalls
schon einmal verwendet worden: