John Sinclair Nr. 631: Die Bluteulen
Der Fuchs witterte die Gefahr erst, als es für ihn zu spät war.
Da huschte der Schatten bereits heran, und er fiel wie ein Stein auf den
Körper des Vierbeiners. Das Gewicht drückte den Fuchs in den Graben.
Er wollte beißen, sich bewegen, aber die Krallen waren stärker.
Sie griffen in sein Fell. Und ein gewaltiges Maul schluckte fast seinen Kopf,
als es zubiß. Der Fuchs starb auf der Stelle und spürte nicht,
wie sich der Schatten über ihn hermachte. Der fraß gierig und
schlürfte das Blut. Danach flog der Schatten weg. Einige Tropfe der
roten Flüssigkeit wirbelten noch aus dem Gefieder und hinterließen
eine gesprenkelte Spur. Sekunden später hatte die Nacht die Bluteule
verschluckt...
von Jason Dark, erschienen am 06.08.1990, Titelbild: Nicolai Lutohin
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
John und Suko bekommen in London Besuch von einem Japaner, der sie anweisen
will, das Phänomen der Tengus zu vergessen. Zwischenzeitlich hat sich
auch der Geist des in Band 630
zerstörten Tengus im Körper einer Eule auf den Weg nach London
gemacht. Dort tötet die Eule den Japaner. Während sich die
Geisterjäger um die Leiche kümmern, greift die Eule unbemerkt Glenda
Perkins an. Im letzten Moment taucht Shao auf und schießt mit ihrer
Armbrust der Eule einen Pfeil in den Kopf, woraufhin diese die Flucht ergreift.
Auch Shao verschwindet wieder, allerdings hinterlässt sie vorher einen
Brief an John und Suko. In diesem Brief bittet sie die Geisterjäger
in den Bayerischen Wald zu fahren und dort Kontakt mit der Asylbewerberin
Bettina Constanza aufzunehmen. Auch der Tengu im Eulenkörper ist
mittlerweile in den Bayerischen Wald gereist und hat sich mit unzähligen
Strigen, den skelletköpfigen Eulendämonen, umgeben. Diese greifen
Bettina Constanza an, die jedoch im letzten Moment von Shao gerettet wird.
Als auch John und Suko eintreffen, gelingt es ihnen mit Shaos Hilfe, die
Strigen und auch den Tengu mit Feuer zu vernichten. Bettina Constanza, von
der sich herausstellt, dass sie die Nachfolge des verschollenen Strigus antreten
sollte, gelingt die Flucht.
Meinung:
Schon alleine an der Tatsache, dass es mir nicht gelungen ist, eine logische
Inhaltsangabe zu schreiben, musste ich die Mängel in der Story erkennen.
Warum tötet der Tengu den Japaner am Anfang des Romans? Wer war dieser
Japaner eigentlich? Warum greift der Tengu Glenda an, wenn sein eigentliches
Ziel doch der Bayerische Wald ist? Ohne diesen Angriff wären John und
Suko niemals darauf aufmerksam geworden! Warum hinterlässt Shao
geheimnisvoll einen Brief, anstatt den sich im gleichen Gebäude aufhaltenden
Geisterjägern direkt zu erzählen, was sie will? Warum hat Bettina
Constanza, von der sich kurz vor Schluss herausstellt, dass sie die Führung
der Strigen übernehmen sollte, noch einige Seiten vorher bei dem Angriff
der Strigen so eine mördermäßige Angst? Und vor allem: Warum
wird sie überhaupt angegriffen? Warum ist kein Mensch überrascht,
dass der Pfeil, den Shao der Eule in den Kopf schießt, dieser
offensichtlich nichts ausmacht, obwohl Shao doch auf genau die gleiche Art
und Weise in Band 625 einen Tengu
getötet hat? Und warum behauptet John dann sogar noch: "Pfeile sind
zu schwach für einen Tengu"? Das alles ist kein Bisschen stimmig und
so wären die Grundlagen für einen grottigen Roman eigentlich gelegt.
Aber zu meiner Überraschung ist dieser Roman keineswegs grottig. Trotz
der Schwächen in der Story ist er spannend und irgendwie geheimnisvoll.
Keine sprachlichen Unglücksfälle, kaum gähnige Dialoge, kaum
Wiederholungen. Vor allem die Szene, in der der Japaner (so völlig sinnlos)
dahingemetzelt wird, ist sehr stimmungsvoll beschrieben. Und so reicht es
dann doch immerhin für drei Kreuze. Gar nicht auszudenken, wie viele
Kreuze der Band bekommen hätte, wenn er noch eine vernünftige
Geschichte erzählt hätte ...
Besonderheiten:
Als Suko auf Seite 22 Shaos Brief in Händen hält, äußert
er - ohne vorher in den Brief gesehen zu haben - folgende Vermutung: "Ich
werde ihn vorlesen. Wie mir scheint, geht er uns alle an." Eine sehr kühne
Vermutung! Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass der Brief nur einen
Absatz später mit folgenden Worten beginnt: "Dieser Brief geht euch
alle etwas an." Wer hätte das gedacht? Als John und Suko den genauen
Aufenthaltsort von Bettina Constanza in Erfahrung bringen wollen, teilt ihnen
Sir James mit, dass sie sich in einer Jugendherberge aufhalte: "Sie liegt
nicht weit von der DDR-Grenze entfernt, in der Nähe des Arbers." Es
tut mir ja furchtbar Leid, dem guten Sir James da widersprechen zu müssen,
aber der Arber befindet sich gute 200 Kilometer südlich der ehemaligen
Grenze zur DDR. Das würde ich nicht unbedingt als "in der Nähe"
bezeichnen. Zumal die tschechische Grenze, die tatsächlich direkt in
der Nähe ist, sich als Ortsbeschreibung wesentlich besser geeignet
hätte. Na ja, aber vielleicht hat Sir James einfach eine andere Auffassung
von Entfernungen als ich.
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das Bild ist mir leider ein bisschen zu grobkörnig. Es hat zwar einen
sehr ansprechenden Fantasy-Touch, aber trotzdem fehlt mir etwas. Ich kann
aber leider nicht sagen, was es ist.
Coverbewertung: