John Sinclair Nr. 625: Die Schrumpfkopf-Königin
Das sanfte Klingen der Türglocke war mit einem letzten schwingenden
Ton verklungen. Stille hüllte den Mann ein, ebenso wie das Dämmerlicht
des kleinen Kramladens, der im Sommer nicht anders aussah als im Winter.
Pete Sagari blieb einen Moment vor der Tür stehen. Er sah aus, als
müßte er überlegen, ob er weitergehen sollte oder nicht.
Schließlich gab er sich einen Ruck und visierte die dunkelbrauen Theke
an, über die das schwache Licht strich. Er fand seinen Weg durch zwei
Fenster und ließ auch den Staub sehen, der wolkenartig die dunstigen
Strahlen durchwehte.
von Jason Dark, erschienen am 25.06.1990, Titelbild: Vicente Ballestar
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
Suko erhält von Shao einen Hinweis, dass eine Dämonin aus der
japanischen Hölle in London sei. Ihr Name sei Akido und sie nenne sich
selbst die Schrumpfkopf-Königin. Ohne es zu wissen, ermittelt auch John
in diese Richtung. Es stellt sich heraus, dass Akido ein Tengu ist, ein
Dämon mit unglaublichen körperlichen Kräften, der als nahezu
unbesiegbar gilt. Lediglich Shao gelingt es mit einem Armbrustpfeil in Akidos
Gehirn, die Dämonin zu zerstören.
Meinung:
Zunächst einmal sei gesagt, dass Schrumpfkopf-Romane nicht unbedingt
zu meinen Lieblingsromanen gehören. Aber die Vorstellung
tennisballgroßer Köpfe, die durch die Gegend hüpfen oder
fliegen oder sich (wie hier) an unerklärlichen Fäden durch die
Lüfte schwingen, wirkt auf mich eher erheiternd als gruselig. Diese
Einstellung gepaart mit einem grottenschlechten Coverbild haben mich diesen
Roman eher sekeptisch zur Hand nehmen lassen. Ganz so schlimm wurde es dann
aber doch nicht. Es passiert zwar nicht wirklich viel, aber wenigstens taucht
eine neue Dämonenart auf (Da ich die neueren Hefte noch nicht kenne,
weiß ich allerdings nicht, ob dieser Dämonenart ein langes Leben
beschieden ist.). Ich muss gestehen, dass dieser Roman derartig durchschnittlich
ist, dass mir nichts, aber auch gar nichts einfallen will, was man darüber
schreiben könnte. Deshalb sag ich einfach: "Zwei Kreuze" und halte die
Klappe.
Besonderheiten:
Na ja, so ganz die Klappe halten kann ich doch noch nicht. Denn es gibt wieder
mal eine sprachliche Besonderheit in diesem Werk, die der Erwähnung
bedarf. Mit welcher Impertinenz JD in diesem Band das Wort "Person" benutzt,
grenzt schon beinahe an Körperverletzung. Gemeint ist damit jedesmal
Akido. Aber anstatt wirklich aussagekräftige Wörter zu benutzen
reitet er ein Unwort wie "Person" bis zu drei Mal pro Seite tot. "Die Person
bewegte sich zu dem Gegenstand und vollbrachte damit eine Handlung" (nicht
von JD, sondern von mir, aber auch nicht viel schlechter). Weiß jemand
mit einem solchen Satz etwas anzufangen? Nein? Schade, denn JD erwartet das
von Euch! Und noch etwas sei gesagt. Inmitten einer Action-Szene auf Seite
47 schreibt JD: "Was ich hier so bedächtig erzähle, lief
tatsächlich sehr schnell ab." Ja, um Himmels Willen, warum erzählt
er es denn dann so bedächtig? Was für ein armseliges, stilistisches
Mittel soll das denn sein? Dann soll er halt einfach mal ein bisschen flotter
schreiben. Oder er soll das nächste Mal ehrlicher sein und das Ganze
so formulieren: "Eigentlich lief das alles sehr schnell ab, aber ich bin
als Schriftsteller nicht kompetent genug, um es auch so zu schildern." Und
an "kompetent" könnte dann der Redakteur ja noch eine Fußnote
anhängen, in der das Wort erklärt ist.
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Juhu! Ein Ballestar, wie er scheußlicher nicht sein könnte. Diese
Art von Bild führt eher dazu, dass ich Schrumpfkopf-Romane noch
lächerlicher finde als ohnehin schon.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild wurde auch schon auf dem Cover des bei Tulp Reeks erschienenen
holländischen John Sinclair Romans Nr. 119 verwendet, obwohl es sich
dabei nicht um die selbe Geschichte handelte. Bei der holländischen
Ausgabe handelte es sich stattdessen um den Roman "Der unheimliche
Bogenschütze" (John Sinclair
Nr. 69 der deutschen
Erstauflage):