John Sinclair Nr. 231: Meer der weißen Särge
Zwischen den alten, verfallenen Gemäuern nistete das Unheil. Gespenstisch
hörte es sich an, wenn das Wasser gegen die porösen Hauswände
klatschte, als wären seltsam glucksende Stimmen dabei, von einem anderen,
geisterhaften Leben zu erzählen. Die Nacht war fast schwarz. Der Mond,
sonst Bote der Verliebten und gerade in Venedig zu diesem Symbol hochstilisiert,
hielt sich vornehm zurück, denn die gewaltigen Wolken konnte auch er
nicht mit seinem fahlen Licht durchdringen. Venedig schlief. Doch es war
eine trügerische Ruhe. Irgend etwas lebte in dieser geheimnisvollen
Stadt, in dem Atem der Geschichte fast körperlich spürbar war.
Etwas lauerte im Verborgenen, schien eins geworden zu sein mit dem brackigen
Wasser und den alten Palästen der großen Vergangenheit dieser
Metropole.
von Jason Dark, erschienen am 06.12.1982, Titelbild: Vicente Ballestar
Rezension von
Olaf:
Kurzbeschreibung:
John und Suko werden nach Venedig gerufen, da man dort blutleere Tauben gefunden
hat und rote Fledermäuse gesichtet wurden. Die beiden vermuten
natürlich sofort, dass es sich dabei nur um Vampiro-del-mars rote Vampire
handeln kann. In Venedig liegen sie nachts zusammen mit einem italienischen
Inspektor auf der Lauer, ohne dass sich irgend etwas tut ... bis sie auf
eine junge Frau stoßen, die von zwei roten Vampiren gejagt wird und
deren Freund bereits von den Fledermäusen getötet wurde. Gleichzeitig
taucht auf einem Kanal noch ein weißer Sarg auf und als John und Suko
ihn öffnen, finden sie darin eine Eule mit einem Totenschädel -
eine Strige! Die Strige fliegt aus dem Sarg und wird in der Luft von den
roten Vampiren zerrissen. Schließlich taucht auch noch der "tote" Freund
des Mädchens in einer Gondel auf. Durch die Bisse der Fledermäuse
hat er sich in einen Vampir verwandelt und wird von John vernichtet.
Außerdem killen John und Suko noch die Fledermäuse. Am nächsten
morgen werden am Strand vor der Stadt auf dem Meer weitere weiße
Särge entdeckt und darüber hoch in der Luft kreisen die roten Vampire.
Als John und Suko dort eintreffen, sind die Särge bereits weiter getrieben
und sind über die Kanäle in die Stadt gelangt. Die Särge werden
dort von Polizisten geöffnet und die Strigen gelangen ins Freie. Sie
greifen sofort die Menschen an und es gibt Tote und Verletzte. John und Suko
können von einem Hubschrauber aus fast alle Strigen vernichten. Eine
entkommt und John nimmt im Hubschrauber die Verfolgung auf, während
Suko zurück bleibt und sich um die Toten und Verletzten kümmern
muss, da sich diese in Mensch-Eulen verwandeln werden. In einem verfallenen
Viertel von Venedig entdeckt John an einem alten Stadtpalast eine Steintafel,
auf der der Name Strigus steht. Strigus ist der Herr der Strigen und John
dringt in das leer stehende Haus ein. Im Keller entdeckt er eine Steinfigur,
die Strigus darstellt und tatsächlich erscheint plötzlich der
Eulen-Dämon. John steht ihm nun zum zweitenmal gegenüber(das erste
mal im TB Nr.
17). Er erfährt, dass Strigus vor Jahrhunderten im alten Venedig
verehrt wurde und von der uralten Feindschaft zwischen den roten Vampiren
und den Strigen. Kurz darauf tauchen die roten Fledermäuse auf und es
kommt zwischen den Strigen und den Vampiren zu einer großen Schlacht
... und John steht genau zwischen den Fronten ...
Meinung:
Guter Durchschnittsroman, mit ein paar Schwächen! Venedig wird mit seinem
maroden Charme gut und stimmungsvoll beschrieben. Wie die beiden jungen Menschen
von den roten Vampiren durch das nächtliche Venedig gejagt werden, ist
schon recht spannend beschrieben. Auch dass die Strigen mal wieder eine
große Rolle spielen, hat mir gut gefallen. Die Idee mit der alten
Feindschaft zwischen den Strigen und den roten Vampiren und den damit verbundenen
Kämpfen fand ich auch super. Allerdings fand ich die Sache, dass die
Strigen in weißen Särgen liegen, auf dem Meer treiben und durch
die Kanäle in die Stadt gelangen völlig unsinnig. Die kurze
Erklärung im Roman, dass die Menschen durch die Särge in Angst
und Schrecken versetzt werden sollten, fand ich überhaupt nicht
einleuchtend. Wenn Eulen mit Totenschädeln durch die Stadt fliegen,
ist es ja wohl schon beängstigend genug. Die Särge sollen ja wohl
gestohlen worden sein. Hat nun Strigus seine Eulen alle in die Särge
gelegt und sie dann alle aufs Meer hinaus geschafft, damit sie dann wieder
in die Stadt treiben? So ein Quatsch!!! Interessant wäre ja noch gewesen,
wenn Vampiro-del-mar seinen Dienern noch zur Seite gestanden hätte und
gegen Strigus angetreten wäre.
Besonderheiten:
Die Strigen aus dem TB
Nr. 17 tauchen
mit Strigus wieder auf und bekämpfen sich mit Vampiro-del-mars roten
Vampiren.
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das Cover ist sehr gut gezeichnet und kommt auch ungefähr so in der
Story vor. Schöner hätte ich es allerdings gefunden, wenn ein
düsteres und stimmungsvolleres Cover in den Kanälen von Venedig
gezeichnet worden wäre, auf dem ein Kampf zwischen Strige und Vampir
zu sehen ist. Den Titel finde ich etwas hoch gegriffen und irreführend,
da die Särge auf dem Meer nur kurz vorkommen. Außerdem fand ich
die Idee mit den Särgen sowieso schwachsinnig.
Coverbewertung:
Rezension
von Tom:
Kurzbeschreibung:
John und Suko reisen nach Venedig, da dort eine Menge blutleerer Tauben vom
Himmel fielen. Die beiden vermuten Vampire. Während sie zusammen mit
Commisario Tolini Nachts die Kanäle durchfahren, sind das
Liebespärchen Marco und Franca auf der Flucht. Die beiden haben eine
schreckliche Entdeckung gemacht und fliehen nun, verfolgt von zwei roten
Fledermäusen, durch das einsame nächtliche Venedig. Während
Marco den Vampiren zum Opfer fällt, kann Franca weiter entkommen und
stürzt direkt vor John und Suko in den Kanal. Suko rettet das Mädchen.
Zeitgleich taucht ein weißer Sarg auf, der mitten im Kanal schwimmt.
Als sie ihn an Bord holen und öffnen, liegt darin eine Strige. Sie erhebt
sich in die Lüfte und will fliehen, wird jedoch von den beiden roten
Vampiren buchstäblich zerrissen. John vermutet, das die Strigen und
die roten Vampire des Vampiro-del-mar Feinde sind. Kurz darauf erscheint
noch Francas Freund Marco, der mittlerweile zum Vampir wurde. John vernichtet
ihn. Von Franca erfahren sie von einer alten Grabkammer, die sie entdeckt
haben. Am nächsten Morgen entdeckt ein Hotelangestellter einige weiße
Särge, die auf dem Meer schwimmen, über denen eine Menge roter
Vampire kreisen. Die Strömung treibt die Särge in die Kanäle
der Stadt. Die Strigen befreien sich aus den Särgen und greifen die
Menschen an. Während Suko versucht die Strigen zu vernichten, suchen
John und Tolini die Grabkammer. John findet sie und trifft dort auf niemand
geringeren als Strigus persönlich. Er erfährt von einer uralten
Feindschaft zwischen Strigus und Vampiro-del-mar. Plötzlich tauchen
auch noch die roten Vampire auf und John befindet sich mitten im
Kampfgetümmel zwischen den beiden Todfeinden.
Meinung:
Ich liebe ja Gruselromane die in Venedig spielen. Ich finde, diese Stadt
bietet die perfekte Kulisse für jede Art von Grusel. Und Jason Dark
beschreibt die Stimmung im nächtlichen Venedig hervorragend. Obwohl
ich kein großer Fan der roten Vampire bin, passen sie wunderbar ins
Geschehen und geben dem Roman dieses düster-romantische Flair der Vampire.
Schade nur, das Vampiro-del-mar nicht persönlich in Erscheinung tritt.
Aber dafür wird man mit Strigus entschädigt, der zwar leider nur
ganz zum Schluss auf den Plan tritt, aber immerhin mit dabei ist. Einziges
Manko: Man erfährt nicht, wieso die Strigen in weißen Särgen
auftauchen. Es wird zwar die Theorie in den Raum geworfen, das sie einen
spektakulären Auftritt wollten, aber richtig befriedigt hat mich diese
Lösung auch nicht. Wie dem auch sein, ich fand den Roman einfach nur
spitzenklasse und deshalb bekommt er von mir 5 Kreuze.
Besonderheiten:
Zwischen Strigus und Vampiro-del-mar besteht eine uralte Feindschaft.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover gefällt mir. Hat was. Aber es gab trotzdem schon bessere.
3 Kreuze von mir.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Ein Teil des John Sinclair Titelbilds wurde später dann auch noch auf
dem Cover des "Grusel-Kalender 1991" verwendet: