John Sinclair Nr. 128: Der Seelenwald
John Sinclair Nr. 128: Der Seelenwald


Schlagartig brach die Hölle los! Hunde kläfften! Rauhe Männerstimmen schrien durcheinander! Sämtliche Bewohner des Dorfes waren auf den Füßen. Überall herrschte hektische Bewegung und Aufregung. Unruhig flackernder Fackelschein tanzte hierhin und dorthin, wie Irrlichter auf der Jagd nach armen Seelen. Riesige, bizarre Schatten huschten über die Häuserfassaden. Und die Unheimliche, die die Fackeln trugen, waren tatsächlich auf der Jagd... Auf Menschenjagd!


von Martin Eisele, erschienen am 15.12.1980, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Jane Collins und ein gewisser Peter McCrady werden von Anhängern Asmodinas durch ein kleines Dorf gehetzt. Eigentlich hätte die Privatdetektivin einen Auftrag im nahegelegenen Gorlochny erledigen sollen, doch dort kam sie nie an. Stattdessen wäre sie beinahe von den dämonisierten Satanisten auf einem schwarzen Altar geopfert worden, doch besagter Peter McCrady, der selber auch einen Dämon in sich trägt und diesen unterdrücken kann (für wie lange?), rettete sie und flüchtet mit ihr nun durch das nächtliche Dorf - verfolgt von den Verblendeten und ihren Bluthunden. Während die beiden Flüchtenden den Seelenwald - der das A und O der höllischen Dorfgemeinschaft darstellt - erreichen, werden John Sinclair und Glenda Perkins, die gemeinsam Essen gegangen sind, in London auf offener Straße angegriffen. Trotz der beherzten Gegenwehr des Geisterjägers endet diese Auseinandersetzung gegen eine fünfköpfige Übermacht wie so oft für ihn und er bekommt gehörig eins auf den Deckel. Während er zurückbleibt, wird Glenda entführt. Mit hämmernden Kopfschmerzen und einem grün und blau geschundenen Körper nimmt John die Verfolgung auf, nachdem ein versoffener Stadtstreicher ihm erzählt hat, daß die Entführer und Glenda in einem Rolls Royce verschwanden. Tatsächlich entdeckt der Oberinspektor den Wagen auf einem Trümmergrundstück und dringt in die darauf befindliche Hausruine ein. Jane und McCrady gelangen tief in den Seelenwald, der plötzlich zu leben beginnt. Aus den Stämmen seiner dicht beieinanderstehenden Bäume recken sich plötzlich Klauenhände, die Jane an ihrer weiteren Flucht hindern und aufhalten. Beinahe wird sie erwürgt, doch das Erscheinen des obersten Dämonendieners Murthoom verhindert dies. McCrady kann weiter fliehen. John nimmt die Ruine derweil genauer unter die Lupe und entdeckt seinerseits Anhänger von Asmodina, die hier, ebenfalls für den Seelenwald Nachschub an Seelen zu organisieren versuchen. Er kann Glenda davor bewahren, von einem Schwert enthauptet zu werden und flüchtet mit ihr vor den Sektenanhängern. Eine Projektion Asmodinas vernichtet die Ruine endgültig und im letzten Moment entkommt John der Explosion, wird aber dabei ausgeschaltet. Murthoom treibt nun das Projekt Seelenwald, welches der Schwarze Tod vor seiner Vernichtung initiiert und welches danach von der Tochter des Teufels übernommen wurde, weiter voran und gerät dabei unter die Kontrolle der immer stärker werdenden Kollektiv-Intelligenz des Waldes, der Seelen Verstorbener aufnehmen und in dämonische Energie umwandeln kann. Diese soll dann Asmodina zur Verfügung gestellt werden, doch der Seelenwald hat eigene Pläne entwickelt. Er greift den Ort Peyspean an, der nicht weit entfernt liegt und in dem zwei Mädchen untergekommen sind, die auf Peter McCrady trafen, und die dessen qualvollen Tod mitansehen mussten. McCrady verging, weil er außerhalb des Einflußbereiches des Waldes nicht überleben konnte, als er ihn verließ. Nachdem McCrady vollkommen skelettierte, gaben die Mädchen von Payspean eine Meldung ab, die Scotland Yard erreichte und somit ist John Sinclair, der inzwischen aus seiner Ohnmacht erwachte, wieder im Spiel. Gemeinsam mit Suko und Glenda Perkins, die durch einen magischen Schock während der Opferungszeremonie kurz davor steht den Verstand zu verlieren, bricht John in einem Hubschrauber in Richtung des Seelenwaldes auf, um diesen zu vernichten und.....Jane Collins zu retten. Denn auch von ihrer Beteiligung an diesem Fall, berichtete McCrady vor seinem Tod. Können die beiden Frauen, die John so viel bedeuten, noch gerettet werden? Und wird es John gelingen die Bewohner Peyspeans vor dem Angriff des Seelenwaldes zu bewahren?


Meinung:
Hier ein neuer Beitrag unter der Überschrift "Lobos Fegefeuer der Romane". Der vorliegende Roman ist weder vollkommen schlecht noch wirklich gut. Er besitzt einige sehr gute Ansätze - wie ich finde. Zum einen einen spannungsgeladenen, unheimlichen Anfang, der den Leser mit einer - für Jane Collins - lebensgefährlichen Situation konfrontiert und sofort im Geschehen einsteigt. Sehr schön! Dann die Szenen, in denen Jane und Peter McCrady durch den Seelenwald stolpern und die unheimlichen Klauenhände aus den Bäumen ragen und nach ihren Opfern greifen. Sehr schön! Die Idee einen Mann (Peter McCrady), der einen Dämon in sich trägt, diesen jedoch unterdrücken kann und zu einem wackeligen Verbündeten für Jane Collins wird, in die Geschichte einzubauen. Sehr schön! Wirklich. Aber bereits jetzt merkt der geneigte Leser dieser Rezension, daß die meisten guten Szenen und Ideen mit der Flucht von Jane Collins zu tun haben. Und genauso ist es auch, denn der Rest, also die Szenen in denen John, Suko und Glenda im Mittelpunkt stehen sind von: "naja so lala" bis hin zu "urgh" zu bewerten. Dabei möchte ich nicht einmal den Schreibstil von Martin Eisele direkt angreifen, denn er weiß schon mit Worten umzugehen. Aber leider schafft er es nicht, eine durchgehend flüssige Geschichte darzubieten, wobei ich anmerken möchte, daß er dabei nicht so einen Bockmist baut wie seinerzeit Richard Wunderer in z. B. John Sinclair Nr. 118 "Der Dämonenwolf". Nein, nein, auch wenn nicht wirklich alles stimmig wirkt, ist der Roman lesenswert und bietet solide Unterhaltung. Aber zwei Dinge möchte ich noch erwähnen! In diesen Tagen, da viele Fans fragen, was wohl aus dem silbernen Bumerang geworden ist, könnte dieser Roman vielleicht eine Antwort beinhalten. Wenn auch eine ziemlich verwegene. Wie eigentlich jeder informierte Fan weiß, verlor John diese, für ihn so wertvolle, Waffe im Kampf gegen Dr. Tod auf Abbeys Island (JS Nr. 123) nachdem er Tokatas linken Arm damit abtrennte. Dieselbe Gattung von Fan weiß natürlich auch, daß John den Bumerang ansich erst in Roman Nr. 202 "Bring mir den Kopf von Asmodina" zurückerobern konnte, also knapp anderthalb Jahre später! Nun muß ich doch gestehen, daß ich ziemlich überrascht war, als ich in dieser Geschichte lesen konnte, daß John eben jenen silbernen Bumerang im Kampf gegen den Seelenwald sehr wohl einsetzte. Könnte es also sein, daß John den Bumerang 2003 verlor, weil ihn ein Zeitloch aufsog und ins Jahr 1980 zurückbeförderte, wo der Geisterjäger ihn wohlbehalten in seinem Einsatzkoffer vorfand, sich nicht über sein plötzliches Wiedererscheinen wunderte und ihn dann gegen den Seelenwald einsetzte. Was danach geschah? Keine Ahnung, aber vielleicht eine kleine Anregung an Michael Pliet. Vielleicht kannst du daraus ja auch noch eine Story basteln? Wäre doch mal interessant, oder? ;-))) Aber Scherz beiseite! Ich vermute (und ich kann hier wirklich nur vermuten) daß hier irgendwie ein armer Wicht, der Korrekturlesen sollte, geschlafen hat oder aber die ursprüngliche Reihenfolge durcheinandergebracht wurde. Na ja, is' egal. Zum anderen gesteht Glenda Perkins John auf Seite 52 ihre Liebe. Auch wenn es bereits jeder Fan bis zu diesem Zeitpunkt bereits ahnte und auch wenn Glenda dies tut, wo ihr Verstand brüchiger ist, als das Eis auf unserem Mühlteich kurz nach Einsetzen des Tauwetters, so finde ich diesen Umstand der Offenbarung ihrer tiefsten Gefühle für ihren Chef, doch erwähnenswert. Aber weder diese Worte noch der Einsatz des Bumerangs werten den Roman wirklich auf und verhelfen ihm dazu, von mir besser, als eben noch gut durchschnittlich beurteilt zu werden.


Besonderheiten:
John benutzt den silbernen Bumerang, obwohl dieser ihm 5 Romane zuvor von Dr. Tod abgenommen wurde.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die Qualität des Covers liegt bei weitem über der des Romans. Auch wenn die Klauenhände, die da gekrümmt aus den Baumstämmen gestreckt werden, nicht unbedingt wirklich furchterregend auf mich wirken, stellt das Bild zum einen Jane Collins sehr ansprechend dar und vermittelt durch seinen dunklen Hintergrund eine düstere Atmosphäre, die mir sehr zusagt.


Coverbewertung:
4 Kreuze
Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
Nach einem netten Abend in einem Restaurant, werden John und Glenda Perkins von mehreren maskierten Männern angegriffen. Glenda wird entführt und John verfolgt sie bis hin zu einem alten Fabrikgelände. Dort kann er Glenda befreien, erfährt zuvor aber noch von dieser Sekte, die Asmodina huldigen vom Seelenwald. John kann aber mit dem Begriff nichts anfangen. Daraufhin fällt das Gebäude in sich zusammen. John kann sich und Glenda noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Sektenmitglieder sterben. Zur selben Zeit wurde Jane in einem kleinen Dorf, von anderen Asmodina-Anhängern gefangen genommen. Zusammen mit einem gewissen Peter McCrady kann sie bis in den nahen Wald fliehen. McCrady erzählt ihr, dass dies der Seelenwald ist. Dort werden sie von Händen und Armen, die aus den Bäumen wachsen gefasst. Während McCrady entkommen kann, wird Jane wieder ins Dorf gebracht, wo sie am nächsten Tag geopfert werden soll. McCrady kann aus dem Wald entkommen, doch er trägt einen Dämon in sich, der ihn versucht zu töten. Doch davor trifft er auf zwei junge Frauen, die in der Nähe des Waldes campen. Er bittet sie, Scottland Yard und einen John Sinclair zu informieren. Daraufhin stirbt McCrady. Die Mädchen informieren John Sinclair, der sich zusammen mit Suko und Glenda auf den Weg zu diesem Dorf machen. Dort trifft er auf den Anführer der Sekte, einen Dämonenpriester namens Murthoom, der einen blutroten Stein besitzt. John zerstört den Stein und somit werden Murthoom und er Seelenwald vernichtet.


Meinung:
Au weia. Es ist gar nicht so leicht, eine Zusammenfassung für diesen Roman zu schreiben. Ich weiß auch gar nicht, was ich hier alles dazu erzählen soll. Eins ist auf jeden Fall sicher. Schon nach dem zweiten Roman von Martin Eisele weiß ich, dass er nicht zu meinen Lieblingsautoren gehört. Der Roman animierte mich eher zum einschlafen, als zum weiterlesen. Das einzig positive an Eisele ist, dass er sich gut mit der Materie Sinclair auskennt. Er hat John mehr als einmal an frühere Abenteuer erinnern lassen. So hatte ich den Eindruck, dass Eisele selbst ein großer John Sinclair Fan ist und die Romane nicht nur aus beruflichen Gründen liest. Ansonsten konnte ich dem Roman nicht viel abgewinnen.


Besonderheiten:
Dieser Roman wurde von Martin Eisele geschrieben.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Die Szene kommt sogar im Roman vor. Doch wirklich gefallen tut mir das Cover nicht.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Ein Auftrag sollte Jane Collins eigentlich in das Städtchen Gorlochny führen, nur ist sie dort nie angekommen. In einem eher unbekannten Dort in der Nähe gerät sie in die Gewalt einiger fanatischer Einwohner, die sich der Teufelstochter Asmodina verschrieben haben. Zusammen mit einigen schwarzen Priestern wollen diese ein neues Projekt ins Leben rufen, dass den Namen "Seelenwald" trägt. Dieser unheimliche Wald entwickelt mit jedem weiteren Menschenopfer ein unheimliches Eigenleben, bis diese eigenartige Wesenheit selbst auf Menschenjagd geht. Dazu wachsen aus den Bäumen lange Tentakel mit Klauen an den Enden, die sich wie Schlangen durch die Landschaft fort bewegen.
John, der von dem Schicksal seiner Freundin noch nichts ahnt, bekommt es mit einem Ableger der Seelenwald-Gruppe in London zu tun. Diese verschanzen sich in einer Wohnhausruine, um von dort aus einen weiteren Seelenwald auf die Menschen los zu lassen. Sinclair kann diese Pläne nach einer heftigen Auseinandersetzung durchkreuzen, so dass Asmodina das klägliche Versagen ihrer Londoner Anhänger mit deren Vernichtung bestraft. Dabei wird jedoch Johns Sekretärin Glenda Perkins, welche ein erstes Opfer für den zweiten Seelenwald werden sollte, plötzlich größenwahnsinnig.
Mittlerweile ist in Scotland Yard auch der Notruf zweier Mädchen aus Gorlochny eingegangen, wobei hier ebenfalls der Begriff "Seelenwald" fällt, aber auch Jane Collins wird erwähnt. John und Suko buchen umgehend einen Hubschrauber, um das Projekt "Seelenwald" schnellstmöglich zu beenden, denn nur so können sie nicht nur Janes Leben retten, sondern auch den Geisteszustand von Glenda wieder herstellen…


Meinung:
Martin Eisele scheint wohl ein großer Fan von surreal angehauchten Episoden mit einem entsprechenden Psycho-Touch zu sein. Die eigenartige Wesenheit des Seelenwaldes mit ihrem außergewöhnlichen Verhalten auf einer vielmehr mentalen Ebene, die wirren Gedankenströme dieser Kollektiv-Intelligenz und ihre seltsamen Fühler , welches fast schon ins Metaphorische abdriftet, erinnert doch stark an Zaandaar, den Traum Dämonen (JS 116). Zwar könnte man diesen Stil von Eisele als Abwechslung verstehen; und bei seinem vorangegangenen Gastbeitrag kam das auch stellenweise so an; nur irgendwie langweilt diesmal das Agieren dieses Seelenwaldes eher und seine Beschreibung liest sich ziemlich zäh.
Die gesamte Szenerie; in dem besessenen Dorf sowie in London; kommt nicht so wirklich in die Gänge, schleppt sich in eher unspektakulären Bildern dahin und bringt von der Rahmenhandlung wenig Neues auf den Tisch. Gleichzeitig musste ich auch etwas mit den weiblichen Protagonisten Jane und Glenda hadern, die wieder mal zu irgendwelchen hilflosen Randfiguren verarmen - hilflose jammernde Mädchen, die von John gerettet werden müssen.
Insgesamt keine Höchstleitung von Martin Eisele in seiner Funktion als Gastautor. Schade, denn eigentlich kann er es ja besser…


Besonderheiten:
Ein nicht ganz so überzeugender Beitrag von Gastautor Martin Eisele.
Apropos Gastbeitrag - ja, genau und wieder mal hat sich ein unaufmerksamer Lektor ein richtig faules Ei ins Nest gelegt. Eisele ist ja sonst einer der wenigen Co-Autoren, die einigermaßen am Original dran bleiben, was z.B. diverse Rückblicke auf ältere Abenteuer anbelangt, nur diesmal ist ihm ungewollt ein mieser Schnitzer passiert. John setzt hier munter den silbernen Bumerang gegen den Seelenwald ein, welcher eigentlich seit Band 123 im Besitz von Dr. Tod ist und erst wieder in Band 202 nach einem dramatischen Einsatz zu seinem Besitzer zurückkehrt. Guten Morgen, die Herren…


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Eine der schönsten Darstellung von Jane Collins, wie ich finde. Und auch sonst als Bild ein herrlich stimmungsvolles Werk…


Coverbewertung:
4 Kreuze