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"Schnell, Wolfgang!" rief Renate Eberbach und stürzte nach Atem ringend
in die Hütte. "Nordlicht! So etwas hast du in deinem Leben noch nicht
gesehen! Nun komm doch schon nach draußen, es ist phantastisch!" "Nordlicht
auf diesem Breitengrad?" wunderte sich Wolfgang Eberbach. Voller Skepsis
sah er seine Frau an, die sich ungeduldig auf die Unterlippe biß.
"Sicherlich hast du nur die Milchstraße entdeckt und glaubst nun..."
"Mein Gott, nein!" unterbrach sie ihn. "Ich werde doch wohl noch ein Nordlicht
von der Milchstraße unterscheiden können! Aber wenn du lieber
auf die Mattscheibe sehen willst, anstatt das großartigste Schauspiel
deines Lebens zu genießen - bitteschön!" Damit riß sie die
Tür auf und lief durch die Diele ins Freie. Wolfgang Eberbach erhob
sich kopfschüttelnd von seinem Stuhl, warf einen letzten Blick auf den
Fernsehschirm, wo gerade eine finnische Ballettgruppe die Beine schwang und
folgte seiner Frau nach draußen. Zunächst erkannte er nichts weiter
als die dunklen Silhouetten der Tannen gegen den Abendhimmel. Hier und da
schimmerten schwache Lichtreflexe vom See zu ihm herauf. Renate lehnte gegen
die Hüttenwand, hatte den Kopf in den Nacken gedrückt. "Siehst
du es?" hauchte sie.