Vampir-Horror-Roman Nr. 347: Im Bann der Jenseitigen

Vampir-Horror-Roman Nr. 347: Im Bann der Jenseitigen


Little Big Horn, Montana. Wie an allen Orten, an denen in der Vergangenheit viel Blut vergossen worden war, waren auch hier die Energien der Toten existent. Jim spürte es ganz deutlich, doch das Gefühl unterschied sich nicht merklich von dem, das er an den anderen Stätten gegenseitiger menschlicher Vernichtung empfunden hatte: Atlanta und Gettysburg, die großen Schlachtfelder des Bürgerkrieges, Wounded Knee, wo 1890 an die zweihundert Indianer niedergemetzelt wurden, und Fort Smith, wo der berüchtigte "Hänge-Richter" Isaac Charles Parker in seiner Amtsperiode von 1875 bis 1896 achtundachtzig Menschen hinrichten ließ, hatten annähernd die gleiche Ausstrahlung gehabt. Little Big Horn war negativ. Der Ort des so genannten Custer Massakers war nicht der, den er suchte. Die Aura hielt sich in gewissen Grenzen, war innerhalb der Normwerte. Dieser Platz war neutral ihm gegenüber. Damit war Little Big Horn uninteressant für Jim. Enttäuscht wandte er sich von dem eingezäunten Gedenkstein und den Grabsteinen ab. Die Reise hierher hatte sich nicht gelohnt. Es war genauso ein Reinfall geworden wie die anderen Schlachtfelder. Jim ging nicht gleich zurück zum Wagen, sondern wanderte um den Hügel herum und ging zum Fluss hinunter. Träge floß der Little Big Horn River dahin. Er musste sich erst ein wenig sammeln, bevor er zurückfuhr. Das Gegenwärtigsein jenseitiger Energien war ermüdend und verwirrend. Es waren keine Touristen da- heute.


von HLionel Reynolds, erschienen 1979, Titelbild: ???