Vampir-Horror-Roman Nr. 309: Die Todesvögel

Vampir-Horror-Roman Nr. 309: Die Todesvögel


In dem kleinen Laboratorium war es feucht, obwohl das Fenster entgegen allen Vorschriften weit geöffnet war. Draußen schien die Sonne, aber die Bäume rings um das graue Gebäude des Midlands Biological Research Centre trugen noch kein Laub, Die Vögel zwitscherten unaufhörlich, während sie nach Zweigen und Grashalmen suchten, um ihre Nester zu bauen. Krähen kreisten laut krächzend über den Wipfeln der hohen Ulmen. Neues Leben war erwacht. Der groß gewachsene, blonde Mann im weißen Kittel trat vom Fenster zurück und zündete sich trotz des Verbotsschilds über dem langen Experimentiertisch "Rauchen verboten" eine Zigarette an, inhalierte tief und blies den Rauch aus der Nase. Sein gebräuntes, hübsches Gesicht verriet einen besorgten Ausdruck. Die fast blutlosen Lippen waren zusammen gepresst. Seine blassblauen Augen starrten auf den Behälter am Ende des Tisches. Er sog noch heftiger an der Zigarette und schien die attraktive blonde Frau, die jede seiner Bewegungen genau beobachtete, nicht wahrzunehmen. Die Ratten, Mäuse und Meerschweinchen in den anderen Käfigen waren unnatürlich ruhig, als spürten sie ein außergewöhnliches Ereignis in diesem Raum, das gegen die Naturgesetze verstieß und das sie nicht verstehen konnten, aber um so mehr fürchteten. Sogar das verstärkte Glas konnte das schrille, fast wahnsinnige Gekreische der Fledermäuse in dem Käfig nicht dämpfen. Normalerweise waren sie tagsüber regungslos und ruhig und wurden erst aktiv, wenn im Labor Dunkelheit herrschte und die Bakteriologen den Raum verlassen hatten.


von Guy N. Smith, erschienen 1979, Titelbild: ???