Vampir-Horror-Roman Nr. 273: Der Schlaf des Todes

Vampir-Horror-Roman Nr. 273: Der Schlaf des Todes


Ich bog in die Seitenstraße ein und wunderte mich, wo ich mich befand, wollte stehen bleiben, doch mein Körper gehorchte mir nicht; stur ging er weiter. Die Häuser, an denen ich vorbeikam, waren klein und niedrig. Ich kam mir wie in eine mittelalterliche Stadt zurückversetzt vor, nur die Autos störten, die überall herumstanden. Ich stutzte. Die Autos standen kreuz und quer. Einige standen auf den Bürgersteigen, und bei vielen waren die Fahrertüren offen. Es sah so aus, als hätten die Fahrer und sonstigen Insassen die Fahrzeuge panikartig verlassen. Und dann fiel mir auf, daß alle Autos, an denen ich vorbeigekommen war, belgische Nummerntafeln trugen. Das konnte nur bedeuten, daß ich mich in irgendeiner belgischen Stadt befand, welche es war, konnte ich nicht sagen. Und wieder erhob sich die Frage: wie war ich hierher gekommen? Mein Körper schien es zu wissen, denn er schritt rasch aus und ging die Straße entlang. Jetzt konnte ich den Straßennahmen lesen: Rue de Waterloo. Die Geschäfte, an denen ich vorbeikam, waren leer. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Die Stadt schien ausgestorben zu sein. Rechts war ein alter Bunker zu sehen, der poppig angestrichen war und dadurch verrückt wirkte. Der Bunker konnte aus dem Zweiten Weltkrieg stammen, was mir aber reichlich unwahrscheinlich vorkam, da es meines Wissens in Belgien nur in der Nähe der Küste kleinere Bunker gegeben hatte, die aber alle außerhalb der Städte lagen. Schräg gegenüber war eine jener modernen Kirchen zu sehen, die auf mich abstoßend wirkten. Vor dem Haus Nummer 103 in der Rue de Waterloo blieb ich stehen. Rasch blickte ich mich nach allen Seiten um. Es war unnatürlich still.


von Neal Davenport, erschienen 1978, Titelbild: Vicente Segrelles
Rezension von Adee:


Kurzbeschreibung:
Spoiler folgen: Derek Hammer, der Hexenhammer, hat eine Vision, wo er in Belgien im Haus von Madame Lacombe zwei Skelette findet, während draußen ein Hubschrauber in Nähe eines Bunkers landet. Die Spur führt nach Brüssel und dem nahe liegenden Middelbourg. Hammer und Dr. Gulda reisen hin. Und tatsächlich treibt in Brüssel der Hypnotiseur Cagliostro, mit dem Hammer bereits einen Zusammenstoß hatte, sein Unwesen. Er erpresst die Stadt. Er will Millionen, ansonsten lässt er die ganze Stadt in Schlaf versinken. Und er liefert eine Probe seiner Macht, indem er Leute einschlafen und Polizisten sich wie sabbernde Irre verhalten lässt, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Das alles geschieht vor einer Horde Journalisten.
In Irland haben Vesta Banshee und Crofton Dunbar keine Lust, nach Bansheeloe zurückzukehren. Sie gehen erst einmal zum Pferderennen. Da werden sie von den Hexen von Bansheeloe gefunden. Bei den Frauen ist auch die dicke Xanthippe, Croftons Frau. Als sich Vesta weigert, weiter Jagd auf Derek Hammer zu machen, wird sie von den Banshees verstoßen. Crofton soll gefoltert werden und dann sterben als Exempel für untreue Ehemänner, aber in ihrer Rage verstößt Xanthippe ihren Mann, und Vesta rettet ihn, indem sie ihn für sich beansprucht. Nun haben die Frauen aus Bansheeloe keine Macht mehr über ihn. Crofton ist frei. Die beiden beschließen, Derek Hammer zu suchen und ihm beim Kampf gegen Magus zu helfen.
Hammer und Gulda finden in Middelbourg schnell heraus, dass Cagliostro und Magus von dem Maklerehepaar Lacombe den Bunker gemietet haben. Mithilfe seiner Vision und weil er Magus und Cagliostro in dem Bunker praktischerweise belauschen kann, reimt sich Hammer zusammen, dass Cagliostros Erpressung in Brüssel nur ein Ablenkungsmanöver ist. Er will ganz Middelbourg mit Hypnose in Schlaf versetzen, damit Magus den Dämon im Hubschrauber unbemerkt einfliegen lassen und im Bunker unterbringen kann. Hammer will den Plan scheitern lassen, indem er das Bunkerinnere mit Benzin anzündet. Mittlerweile sind Vesta und Red Dunbar zu ihm und Gulda gestoßen.
Kurz vor der Stunde X verwandeln sich die Lacombes innerhalb von Sekunden in Skelette. Hammer findet sie genau wie in der Vision, verwandelt sich in den brennenden Mann und prügelt sich mit Magus´ Handlangern herum, während Vesta die Bunkereinrichtung mit Benzin tränkt und anzündet. Cagliostro will Hexenhammer einen Sprung aus dem Turmfenster einsuggerieren, da seine Fähigkeiten aber an ihm abprallen, beeinflusst er sich selbst und springt in den Tod.
Magus und Lemuron fliegen wieder ab, da ihr Helfer tot ist und der Bunker brennt, während einige gesichtslose Handlanger aus der Hypnose erwachen und nach der Flucht ihres Herrn ebenfalls skelettieren. Am Ende hat Hammer den Hinweis auf einen Dr. Heyden, der ein Handlanger von Magus ist und in Brüssel sein Unwesen treibt.


Meinung:
Eine temporeiche Geschichte konnte Kurt Luif immer erzählen, selbst wenn der Plot eher sinnfrei ist. Und so ist das flüssig erzählt und kann mit ein paar stimmungsvollen Szenen punkten, ob es nun die Rennbahn ist oder die Skelettierung von Madame und Monsieur Lacombe. Auch die Konfrontation zwischen dem Hexenhammer und Cagliostro ist kompetent erzählt.
Inhaltlich gesehen ergibt Magus´ Meisterplan allerdings selbst bei wohlwollender Betrachtung keinen Sinn. Da breitet also der Meisterhypnotiseur Cagliostro vor der versammelten Presse seinen Erpressungsversuch in aller Öffentlichkeit aus, was aber nur ein Test/Ablenkungsmanöver sein soll, damit er dann die Stadt Middelbourg in Schlaf versetzt. Um zu verhindern, dass jemand sieht, wie der Dämon Lemuron, der die Weltherrschaft anstrebt, mit dem Hubschrauber eingeflogen wird, um in einem sehr öffentlichen Bunker einzuziehen. Doch, klingt völlig logisch und listig. Vermutlich hätte der Plan funktioniert, hätte man den Dämon nachts im Laster angeliefert, aber das wäre zu einfach gewesen :-)
Warum das Ehepaar, das den Bunker vermietet, in Skelette verwandelt wird, bleibt mehr oder weniger offen. Vermutlich durch Lemurons Macht, weil sie Verräter sind. (Was Cagliostro und der Magus aber erst danach erfahren ...) Warum die namenlosen Handlanger nach ihrer Befreiung von Cagliostros Hypnose jedoch ebenfalls zu Staub zerfallen, ist nicht so ganz einsichtig. Aber am Ende macht es keinen Unterschied.
Die unsägliche Geschichte mit den Hexen von Bansheeloe findet erst einmal ihr Ende. Ansonsten folgt der Roman seinen Vorgängern. Flüssig erzählt ohne dramatische Höhepunkte. Immerhin gibt es ein paar Horrorelemente und man folgt dem Konzept, die Serie zu einer Art Europagrusel zu machen, indem man die Helden durch die Nachbarländer schickt und auf Jet-Set-Lokalitäten verzichtet. Eben alles eine Nummer kleiner beim Hexenhammer.


Besonderheiten:
- Hexenhammer Nr. 5
- Der Roman spielt in Belgien. Middelbourg ist anscheinend ein fiktiver Schauplatz. Es sei denn, es wurde mit Mariembourg verwechselt, das in der Tat wie im Roman geschildert zwischen Philippeville und Couvin liegt :-)


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Ein stimmungsvolles Cover, das vermuten lässt, dass es als Inspiration für die Handlung diente.


Coverbewertung:
2 Kreuze