Vampir-Horror-Roman Nr. 258: Das Spukschloß in der Gascogne

Vampir-Horror-Roman Nr. 258: Das Spukschloß in der Gascogne


"Sieht es nicht aus wie ein verwunschenes Schlößchen, das neue Stammhaus derer von Corentin?" fragte Raymond seine Braut Beatrice de Cavaignac fröhlich. Er streckte seinen kräftigen braungebrannten Arm aus dem Mercedes Cabrio und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das baumbestandene Anwesen zwischen den sanften Hügeln der nördlichen Gascogne. "Soweit das Auge reicht, alles mein Eigentum. Ich kann es noch gar nicht fassen, daß alles jetzt mir gehören soll. Es will mir einfach nicht in den Kopf." "Du hattest wieder mal unverschämtes Glück", sagte Beatrice lächelnd. "Den Seinen gibt's der Herr im Schlafanzug, wie man zu sagen pflegt. Obwohl das Ganze wahrscheinlich eine baufällige und unbewohnte Ruine ist, wird mein Vater jetzt sicher seine Meinung ändern, wenn du dich als Schlossbesitzer präsentieren kannst. Und auch die Tatsache, daß irgendeiner deiner Vorfahren so was Ähnliches wie ein Aristokrat war, wird ihn gnädig stimmen. Wahrscheinlich sieht er jetzt großzügig darüber hinweg, daß du zeit deines Lebens ein Herumtreiber gewesen bist, der es fertig gebracht hat, ein ansehnliches Vermögen in weniger als sechs Jahren zu verschleudern. Grundbesitz und ein Hauch von Adel werden ihn letztlich davon überzeugen, daß du der richtige Mann für mich bist." "Hauptsache, daß ich dich davon überzeugt habe", sagte Raymond. Er legte seinen Arm um Beas Schulter. "Du hättest mich doch auch ohne Erbschaft genommen. Oder hättest du es dir am Ende doch noch überlegt, he?" Bea betrachtete Ray, ein Prachtexemplar von einem Mann.


von Georges Gauthier, erschienen 1978, Titelbild: Nikolai Lutohin