Vampir-Horror-Roman Nr. 243: Die Stunde des Blutvogels

Vampir-Horror-Roman Nr. 243: Die Stunde des Blutvogels


Arnold Preston war unterwegs um zu töten. Niemand sah ihm an, was er vorhatte. An ihm war nichts Auffälliges. Er wirkte bieder und seriös, wie ein Mann, der kein Wässerchen zu trüben vermochte. Seine Krawatte war korrekt gebunden, sein Anzug war dunkel und ein wenig altmodisch. Preston trug einen schmalkrempigen Hut. Wenn er eine Straßenlaterne passierte, fingen sich in den Gläsern seiner randlosen Brille kalte spiegelnde Reflexe. Preston hatte den Mordauftrag von seinem Anwalt erhalten, einem Mann namens Roy Crawlings. Crawlings hatte Preston schon zweimal verteidigt und vor dem Schlimmsten bewahrt. Für Preston war der Auftrag eine Überraschung, fast ein Schock. Er zeigte, daß Crawlings ihn durchschaute und seinen Menschenhass kannte. Preston lächelte düster, als er sich an die mit Crawling geführte Unterhaltung erinnerte. Er konnte Crawlings verstehen. Sylvia Crawlings hatte kein anderes Ende verdient. Dreiundzwanzig Uhr fünfzehn. Arnold Preston bog ohne Eile in die stille schmale Elms Road ein. Am Straßenrand parkten keine Fahrzeuge. Die Anlieger verfügten über Garagen, und ihre Gärten waren groß genug, um die Wagen von Besuchern aufzunehmen. Arnold Preston erreichte Nummer 23. Das Haus stand nahe der Straße. Sein kleiner, nicht sonderlich gepflegt wirkender Vorgarten wurde von einem Holzzaun begrenzt. Das Tor ließ sich öffnen. Lautlos. Arnold Preston vermied er, den Kiesweg zu betreten. Er blieb auf der Grasnarbe und schritt auf das Haus zu.


von Cedric Balmore, erschienen 1977, Titelbild: N. Lutohin