Vampir-Horror-Roman Nr. 224: Die Monster aus der Tiefe

Vampir-Horror-Roman Nr. 224: Die Monster aus der Tiefe


Der schrille Schrei, den Alice Rambling ausstieß, ging Sir Horace Vauxhall durch Mark und Bein. Er hatte in einem Deckstuhl gesessen und ein bisschen vor sich hingedöst, während seine 110 Fuß lange Doppelschrauben- Motorjacht "Bel Ami" in mäßiger Fahrt den Atlantik durchpflügte. Seine Nichte Alice hatte an der Reling gestanden und neugierig ins Wasser gestarrt, nachdem sie vorher von einem seltsamen Wasser wesen gesprochen hatte, das ein Zwischending von Mensch und Fisch gewesen sein soll. Nicht nur die sechsköpfige Besatzung der Jacht, sondern auch die anderen Passagiere- Peter Vauxhall, seine Verlobte Winny und Mr. Rank- hatten Alice gutmütig gehänselt und ihre blühende Fantasie gerühmt. Da hatte sich Alice zunächst schmollend zurückgezogen, war dann aber wieder an die Reling getreten und hatte unverwandt ins Meer gestarrt, als wolle sie mit Gedankenkraft das Wesen noch einmal zum Schiff zurückrufen. Sir Horace sprang auf. Trotz seines Alters war er ein beweglicher Mann. Die weiße Schiffermütze, die er ins Genick geschoben hatte, fiel ihm dabei vom Kopf und gab eine braungebrannte Glatze frei. Erschrocken blickte er unter den buschigen Brauen hervor, aber seine Gesichtszüge entspannten sich sofort, als er Alice erblickte. "Verdammt, was ist?" knurrte er erleichtert. "Ich habe schon gedacht du seist über Bord gegangen!" In diesem Moment drehte sich Alice zu ihm um, und Sir Horace blickte in ihr kreidebleiches Gesicht. Die großen, blauen Augen hatte Alice voller Entsetzen weit aufgerissen den Mund zu einem weiteren Schrei weit geöffnet. Mit beiden Händen griff sie sich verängstigt ans Herz, das sie wie rasend pochen fühlte.


von Georges Gauthier, erschienen 1977, Titelbild: N. Lutohin