Vampir-Horror-Roman Nr. 212: Die Werwölfin

Vampir-Horror-Roman Nr. 212: Die Werwölfin


Aristide Lebrun war als Hellseher so bekannt, daß er sogar in London Aufsehen erregte. Kein Wunder also, das auc die heutige Vorstellung in Kensington bis auf den letzten Polatz ausverkauft war. Geduldig hatten die Menschen, die schon Stunden vor der Saalöffnung in langen Schlangen gewartet, um doch noch eine Karte zu ergattern. Die letzte Tat, mit der Aristide Lebrun die Menschen fast weltweit verblüfft hatte, war noch in aller Munde: Nur mit Hilfe eines vergilbten Fotos hatte der Hellseher in Frankreich den Aufenthaltsort eines entführten Millionärs entdeckt, den zuvor die Polizei wochenlang vergebens gesucht hatte. Das war die Spezialität Lebruns: Er benötigte nur einen unbedeutenden Gegenstand, um die erstaunlichsten Einzelheiten aus dem Leben seines Besitzers zu erraten. An diesem Juliabend wollte er seine übernatürlichen Fähigkeiten in London demonstrieren. Gleich würde die Vorstellung beginnen, und immer noch drängten sich die Menschen in den Saal. Alester Dunhill und Mona Chapel, seine hübsche Begleiterin, saßen schon eine Viertelstunde auf ihren Plätzen. Alester, ein 35 jähriger Architekt, war ein sportlicher Typ. Sein Gesicht mit den markanten Zügen gewann noch durch die strahlenden blauen Augen. Sein dunkles Haar war an den Schläfen bereits leicht ergraut. Seit fünf Jahren arbeitete Alester Dunhill selbstständig und hatte sich vor allen Dingen auf die Einrichtung alter Landhäuser spezialisiert. Das brachte ihn natürlich mit vielen einflussreichen Menschen zusammen. Einer davon hatte ihm die Karten für diesen Abend überlassen. Alester hatte sich darüber gefreut. So konnte er Mona Chappel, seiner zehn Jahre jüngeren Freundin etwas Außergewöhnliches bieten.


von John P. Vanda, erschienen 1977, Titelbild: Nikolai Lutohin