Vampir-Horror-Roman Nr. 197: Das Skelett auf der Klippe

Vampir-Horror-Roman Nr. 197: Das Skelett auf der Klippe


Das Mädchen sah wie eine Göttin aus. Es lag wie hingegossen am schneeweißen Sandstrand von Paratinga und zog unwiderstehlich die Blicke aller Männer auf sich, die sich in der Nähe befanden. Manina Robbins schien es nicht zu bemerken. Sie gab sich unnahbar, blickte weder nach links, noch nach rechts. Nur hin und wieder schaute sie mit halboffenen Lidern aufs offene Meer hinaus oder warf einen verträumten Blick in die Schattenspendenden Kronen der Fächerpalmen, deren vom Wind erzeugtes Rascheln wie Musik in ihren Ohren klang. Sie war knapp über zwanzig Jahre alt und hatte eine atemberaubende Figur und langes dunkelbraunes Haar. Ihr hellblauer Bikini kontrastierte stark mit ihrer Bronzefarbenen Haut und verhüllte nicht mehr als unbedingt nötig war. Ihre Augen waren grau, aber die Pupillen waren von einem braunen Kranz umgeben, was ihren Augen ungewöhnlichen Reiz verlieh. Jetzt sah Manina nach der Sonne, die wie eine Orange im Meer versank. Schon ziemlich spät, dachte sie. Spätestens in einer halben Stunde würde es dunkel sein. Höchste Zeit sich auf den Heimweg zu machen. Sie erhob sich und dehnte und streckte ihren herrlich schlanken Körper, Dann schlüpfte sie in ein knöchellanges, seitlich bis zu den Schenkeln geschlitztes und mit großen Blumenmustern versehenes Kleid, schüttelte ihr Badetuch aus, fuhr in ihre Sandalen und packte ihre wenigen Sachen zusammen. Anschließend warf sie die Flut ihrer Haare mit einer energischen Kopfbewegung in den Nacken. Sie wandte sich in die Richtung, in der eine schmale Küstenstraße in die nahe gelegene Stadt Paratinga führte. Da stockte jäh ihr Schritt. Ihre Augen weiteten sich erschrocken. Ihrem Mund entfuhr ein halblauter Schrei.


von Hal W. Leon, erschienen 1977, Titelbild: Nikolai Lutohin