Madrid. Mitternacht. Erst jetzt entfaltete die Stadt voll ihr turbulentes,
fast exotisch anmutendes Leben. Die Sonores verließen die Restaurants,
eingehakt von ihren Frauen. Alle suchten Abkühlung in der Frische der
Ncht. Heiß war es gewesen. Ein Junitag. Ich verließ die Plaza
Mayor. Wir hatten ein Konzert unter freiem Himmel gegeben, mein Flamenco-Ensemble
und ich. Wie in jedem Jahr. Spaniens Folklore klang immer noch vehement im
Herzen des Volkes, in seinen Gitarren. Ich war zufrieden. Ich hatte mir
vorgenommen, eine gehörige Portion gebratener Tintenfische und ein
kühles San Miguel-Bier zu mir zu nehmen. Ich schritt über den
Zebrastreifen. Die Avenida brodelte. Menschenmassen auf den Bürgersteigen,
Fahrzeugschlangen auf dem Asphalt. Auspuffgase verpesteten die Luft. Ich
war mitten auf der Straße. Da geschah es! Der Wagen kam von rechts.
Ich hörte seine Pneus jaulen und warf den Kopf herum. Es war ein Buick
Riviera, dunkelblau, mit hellem Dach. Der amerikanische Schlitten schlingerte
wild zwischen den Fahrzeugreihen hindurch. Ich wunderte mich noch, wie der
Fahrer das Kunststück fertigbrachte, da krachte es auch schon. Blech
kollidierte mit Blech. Glas splitterte. Dann ein vielstimmiger entsetzter
Aufschrei, der das Kreischen von Bremsen übertönte. Ein
höllischer Unfall. Alles hatte sich kaum zehn Meter entfernt abgespielt.
Ich war der erste Mensch, der bei dem blauen Buick war. Der Flitzer glich
einem Schrotthaufen. Eingeklemmt zwischen drei oder vier anderen Fahrzeugen.
Ich riß den Schlag auf. Der Fahrer fiel mir entgegen. Schwer schlug
sein Körper auf. Der Mann rührte sich nicht mehr...