Silber-Krimi Nr. 931: Die Todesspinne
Silber-Krimi Nr. 931: Die Todesspinne


Sie waren hübsch und blond, aber ihr Nachteil war, daß sie jung waren, jung und leichtgläubig. Sie liebten den Tanz; sie tanzten in den Tod. Sie sangen für Geld, eine tödliche Melodie erklang. Sie alle suchten das Glück, doch was sie fanden, war für viele von ihnen schlimmer als der Tod, und einigen unter ihnen erschien er sogar wie eine Erlösung. Die Todesspinne, die ihre Fänge nach ihnen ausgestreckt hatte, ließ sie nicht mehr aus ihrem Bann. Die Schamröte stieg ihr ins Gesicht, als seine tiefschwarzen Augen prüfend über ihren nackten Körper glitten und sie sein zufriedenes Lächeln bemerkte, das seine dünnen Lippen umspielte. Sie hatte sich verzweifelt gewehrt, als er von ihr forderte, sich auszuziehen. Aber ihre Gegenwehr war sinnlos gewesen. Zwei stämmige, verschleierte Frauen waren auf sein Zeichen hin in den mit verschwenderischer Pracht eingerichteten Raum getreten und hatten ihr mit Gewalt die Kleider vom Körper gerissen. "Du bist schön, Senta", sagte er in gepflegtem Englisch. das auf einige Semester in Oxford schließen ließ. Sehr schön sogar. Deine Augen sind wie die Sommerkirschen des Libanon, dein Körper schlank wie der einer Gazelle, deine Brüste rund und prall wie eine halbierte Märzorange." "Aufhören!" preßte das blonde Mädchen hervor. "Hören Sie endlich auf. Ich will hier heraus, begreifen Sie? Und geben Sie mir meine Kleider zurück!" Der schwarzäugige Mann mit der schokoladenbraunen Gesichtshaut schnippte einmal kurz mit den Fingern. "Du erhältst Kleider`, erwiderte er gleichmütig, aber nur solche nach unserem Geschmack." Eine der dicken, verschleierten Frauen betrat den Raum. Schweigend legte sie einige leichte rosafarbene Kleidungsstücke auf die breite Liege, die mit weißem, flauschigem Fell bedeckt war.


von Bert F. Atkins, erschienen am 01.02.1972, Titelbild: R.S. Lonati