Margy Heller traute ihren Augen nicht.. Sie schaute weg und gleich darauf
wieder hin, aber die Erscheinung blieb. Das Gemälde, vor dem sie stand,
lebte! Die schon reife Frau rang nach Atem. Normalerweise war sie nicht so
leicht aus der Fassung zu bringen, aber was zuviel war, war zuviel. Hastig
entfernte sie sich rückwärts von dem Ölschinken und schrie
entsetzt auf. Jemand berührte sie an der Schulter ... eine kalte,
knöcherne Hand! Sie übte energischen Druck aus und hielt ihr Opfer
fest. Die Vierzigjährige erstarrte und öffnete den Mund zum Schrei,
doch es kam kein Ton heraus. Nur ein Röcheln, das sich in dem weiten
Saal des Schlosses verlor. Die anderen Besucher waren dem Führer der
Gruppe bereits in den angrenzenden Raum gefolgt. Nur sie war
zurückgeblieben, weil sie sich von dem Bild, das eine Hexenverbrennung
darstellte, fasziniert fühlte. Der Künstler hatte verstanden, es
mit Leben zu füllen. Die Angst der Verurteilten vor dem Feuer, die
gnadenlosen Augen des Henkers, die fanatischen Blicke der gaffenden Menge
... und darüber ein unheilschwangerer Himmel, der seinen heiligen Zorn