Silber-Grusel-Krimi Nr. 409: Die Geistervernichter von Katmandu
Silber-Grusel-Krimi Nr. 409: Die Geistervernichter von Katmandu


Die Touristen kreischten erschrocken auf. Die zischende Schlange, die ihnen unerwartet entgegenzuckte, flößte ihnen ein Gefühl von Grauen und Ekel ein. Sie begriffen nicht, daß der Fakir beinahe zärtlich, auf alle Fälle aber respektvoll mit ihr umging. "Bei uns in den Staaten", erklärte ein beleibter Amerikaner stolz, "bringt man solche Scheusale um. Hier werden sie anscheinend verehrt. Die Asiaten sind ein merkwürdiges Volk. Reichlich primitiv. Komm, Darling! Wir müssen noch den Tempel besuchen. Der Bus fährt in fünfzehn Minuten weiter." Er zog eine mit Schmuck behangene, doppelbekinnte Lady mit sich fort, die verzweifelt mit der Tücke ihres Fotoapparates kämpfte, um den Schlangenbeschwörer zur Erinnerung im Bild festzuhalten. Der Fakir versteckte sein Gesicht unter der Kutte. Seine Augen funkelten höhnisch, als er die Kobra mit sicherem Griff packte und in den runden Korb zurückzwang. Er bedeckte den Behälter wieder mit dem schwarzen Tuch, erhob sich geschmeidig, nahm den Korb und ging damit davon. Sein Gesicht war starr wie eine Maske. Lediglich die Mundwinkel zuckten ein wenig.


von Wolfgang Rahn, erschienen am 31.08.1983, Titelbild: ???