Silber-Grusel-Krimi Nr. 224: Gespensterhaus an der Themse
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"Stell dir vor, Mary: ich hab's geschafft! Er wird mir das Haus tatsächlich
verkaufen. Zu einem unglaublich günstigen Preis ..." Die Frau, die das
sagte, hieß Dorothy Myler, war sechsundvierzig Jahre alt, geschieden
und hatte drei Kinder. "Das Haus - an der Themse?" klang es aus dem Hörer
zurück. Dorothy Myler nickte. Sie war ganz aufgeregt. "Ja, Mary, ja.
Davon war doch die ganze Zeit schon die Rede..." Die Frau, eine Freundin
aus dem Londoner Stadtteil Chelsea, seufzte. "Aber ich dachte, du wolltest
dann doch davon Abstand nehmen?" "Das war nur ein Trick, weißt du.
Ich wollte auf diese Weise den Preis drücken." "Es ist also ganz sicher,
daß du das Haus kaufen wirst? Es kann nichts mehr schiefgehen?" "Nein!
Die Angelegenheit ist perfekt. Ich habe mit dem Makler bereits den Vorvertrag
aufgesetzt." "Ich bezweifle, Dorothy, daß es eine gute Idee ist, dieses
Haus zu kaufen. Ich hatte gehofft, du würdest es nicht tun." "Aber warum
denn, Mary?"
von Jürgen Grasmück, erschienen am 02.01.1979, Titelbild: R.S.
Lonati
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Die allein erziehende Mutter Dorothy Myler hat entgegen aller Warnungen aus
ihrem Bekanntenkreis ein seit Jahren leer stehendes Haus am Themseufer für
sich und ihre drei Kinder erworben. Sie gibt nichts auf die Gerüchte,
dass es in dem Gebäude angeblich spuken soll und zieht umgehend ein.
Doch gleich in der ersten Nacht wird sie auf unheimliche Weise eines Besseren
belehrt. Zuerst vernimmt sie Schritte im oberen Stockwerk, irgendwelche
unsichtbaren Mächte richten im Zimmer ihrer ältesten Tochter Susan
ein beachtliches Chaos an und schließlich geht mit ihren beiden anderen
Kindern Janet und Andrew eine unheimliche Veränderung vor. Sie fangen
plötzlich an zu bellen, um schließlich mit den fremdartigen Stimmen
einer Linda und eines gewissen Thomas zu reden. Die fassungslose Dorothy
glaubt zunehmend wahnsinnig zu werden, bis sie sogar ihre eigene Tochter
mit einem Messer angreift.
James Conectree, der frühere Besitzer des Spukhauses hält sich
mittlerweile unter falschem Namen in Hong Kong auf, wo er offensichtlich
versucht, irgendeiner Bedrohung zu entgehen. Seine Flucht führt ihn
von Hotelzimmer zu Hotelzimmer, welche er immer wieder in einem chaotischen
Zustand hinterlässt. Auch hier scheinen diese unsichtbaren Kräfte
am Werk zu sein. Die PSA-Agentin Su Hang alias X-GIRL-G hat sich an die Fersen
des Geschäftsmannes geheftet und findet bald heraus, dass Conectree
in seiner ehemaligen Heimatstadt London mit irgendwelchen Geisterwesen paktierte.
Diese fordern offensichtlich nun ihren Tribut.
In New York sind jetzt auch Larry Brent und Iwan Kunaritschew dermaßen
aufgeschreckt, so dass sie gleich den nächsten Flieger Richtung Heathrow
nehmen, um das unheimliche Haus in Augenschein zu nehmen. Insbesondere nachdem
Oliver Rescue, ein PSA-Nachrichtenagent, bei seinen Nachforschungen in dem
Gebäude anscheinend ermordet wurde, hält die beiden nichts mehr.
Larry begibt sich noch in ihrer ersten Nacht in London zu Mrs. Mylers Haus,
um etwas über Rescues Schicksal heraus zu finden und gerät dabei
in tödliche Gefahr.
Jetzt liegt es an Iwan seinen Kollegen aus der Patsche zu helfen, damit die
PSA nun endlich das düstere Geheimnis des Gespensterhauses lüften
kann. Dabei fällt ein neuer Name - Dr. X
Meinung:
Eine richtig herrlich beklemmende Gänsehaut-Stimmung serviert uns schon
mal die erste Nacht im Gespensterhaus. Vor allem spätestens dann, als
nach den ersten schaurigen Phänomen Dorothys Kinder auf dem dunklen
Treppenabsatz auftauchen, welche zuerst ein paar unheimliche Blicke austauschen,
um plötzlich los zu bellen - das ist ganz großes Gruselkino.
Auch sonst spielt DS seine Stärken in der Gestaltung einer hervorragenden
faszinierenden Geschichte mit der passenden Atmosphäre aus und verbindet
alles zu einem packenden Psychothriller. Ein bisschen Rätselraten, ein
paar interessante Zwischensequenzen ohne jegliche Längen und
schließlich das fulminante Finale mit seinem tragischen Ende. Mich
haben nur die sehr verworrenen Zusammenhänge mit Conectree, seinem
schicksalhaften Pakt, die wahre Existenz und die Motive von Dr. X, dieser
komische Thomas und vor allem diese fragwürdigen Lederhalbmasken etwas
irritiert.
Dennoch kann ich für die vorliegende Geschichte problemlos einen dicken
Daumen nach oben vergeben, da ich davon ausgehe, dass irgendwann auch diese
Geheimnisse gelüftet werden...
Besonderheiten:
- Premiere für Dr. X
- Su Hang alias X-GIRL-G mischt mit.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ich weiß nicht, aber ich hätte mir für diese Geschichte dann
doch ein etwas anderes Motiv als Titelbild gewünscht, denn es passt
nicht so ganz zur gespenstischen Stimmung. Zusätzlich verrät es
auch etwas zu viel und macht dadurch die Spannung ein wenig kaputt. Ansonsten
eben ein klassischer Lonati-Frankenstein-Abkömmling mit den entsprechenden
Utensilien
Coverbewertung: