Silber-Grusel-Krimi Nr. 220: Die Müll-Monster
|
"Eines Tages wird noch etwas passieren. Das spür´ ich!" Der Mann,
der dies sagte, griff nach seiner speckigen Mütze und erhob sich. Der
kräftige Mann hinter dem Schreibtisch grinste. "Passieren?" Er breitete
die Arme aus, als wolle er die ganze Welt umfassen. "Was soll schon passieren,
Göck? Bisher ging alles gut, also wird's auch weiterhin gutgehen. Keine
Gedanken darüber machen, das ist alles." "Und eben das ist es." Göck
verzog das Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. "Mir
ist diese Lebensregel zu einfach, Herr Wolfhard." "Nanu? Mit einem Mal
Gewissensbisse?" "Irgendwann mußte es so kommen. Man liest soviel
darüber. Sie sind eben ganz scharf hinter denen her, die die Umwelt
verpesten. Eines Tages kriegen die uns." Wolfhard erhob sich. Er war einen
ganzen Kopf kleiner als der Fahrer. Der Unternehmer lachte leise. Die ulkigen
Ausdrücke Göcks amüsierten ihn immer. "Wo kein Kläger
ist, ist kein Richter, Göck", meinte der Unternehmer, der gerade
fünfunddreißig geworden war. "Und das mit der Verantwortung -
das ist meine Sache! Darüber brauchen Sie sich keine grauen Haare wachsen
zu lassen."
von Jürgen Grasmück, erschienen am 05.12.1978, Titelbild: R.S.
Lonati
Rezension von
Bullwinkel:
Kurzbeschreibung:
Bei einem Brand entkommen aus einem Forschungslabor radioaktiv bestrahlte
Spinnen und Tausendfüßler, die auf einer nahe gelegenen verlassenen
Müllkippe mit Chemikalien in Berührung kommen, die ein skrupeloser
Unternehmer dort illegal entsorgt. Die Tiere mutieren dadurch erstens zu
aggresiven Fleischfressern und zweitens setzt ein enormes Wachstum ein. Dabei
gehen sie eine Symbiose ein: Die Tausenfüßler besorgen die Nahrung,
die Spinnen konservieren die Vorräte. Darüber hinaus entwickeln
sie eine schwache Art von Telepathie mit der sie zwei ehemalige Angestellte
des Forschungslabor dazu bringen eventuelle menschliche Besucher der
Müllkippe zu "entsorgen". Larry Brent besucht einen zufällig in
de Nähe der Müllkippe wohnenden alten Freund. Nach einigen
Vorfällen der eckligen Art und einigen Toten können die sich inzwischen
rasend vermehrten Tiere mit Hilfe der Armee und einiger Flammenwerfer vernichtet
werden.
Meinung:
Beinahe ist es mir schon peinlich, aber ich muß wieder mal die
Höchstnote für einen Larry-Brent-Roman vergeben. Obwohl ich mich
eigentlich als eher kritischen Leser bezeichnen würde, schafft es Dan
Shocker wieder spielend den Leser zu fesseln. Wann der Roman genau geschrieben
wurde weiß ich nicht, aber er vermittelt diese typische Anfang-der-70er
Ököangst, als sich das ökologische Gewissen entwickelte und
jedermann wirklich jede noch so abstruse Folge der Umweltverschmutzung für
absolut möglich hielt. Diese wohl in jedem verankerte Angst greift der
Roman gut auf. Ohne die Umweltverschmutzung verharmlosen zu wollen, glaubt
heute wohl niemand mehr daran, daß Tiere innerhalb weniger Tage um
das tausendfache anwachsen können. Daher muß der Roman früher
umso beängstigender auf die Leser gewirkt haben. Fazit: Für Freunde
des Tierhorrors ein absolutes Muß.
5 von 5 möglichen Kreuzen: