Silber-Grusel-Krimi Nr. 61 (NA): Die Gruft der bleichenden Schädel
Silber-Grusel-Krimi Nr. 61 (NA): Die Gruft der bleichenden
  Schädel


Stuart Hamshere war 26 Jahre alt. Zu jung, um zu sterben, aber darauf nahm sein Mörder keine Rücksicht. Er lauerte seinem Opfer vor Jonny´s Nachtbar auf. Es war der 5. Mai, 23.56 Uhr. Als Stuart Hamshere die Bar verließ, ahnte er nicht, daß er den 6. Mai nicht mehr erleben würde. Er trat auf die menschenleere Straße. Die Nacht war kühl, ein feuchter Wind wehte von der Themse her. Fröstelnd schlug Stuart Hamshere den Kragen hoch, griff in die linke Brusttasche und zog ein Etui hervor. Er zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief und wollte auf die andere Straßenseite gehen, wo sein Fahrzeug stand. Genau in diesem Augenblick öffnete sich die Tür der Bar hinter ihm. "Hallo, Mister Hamshere", rief eine Stimme.


von Dan Shocker, erschienen am 19.08.1975, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Miriam Brent wird von ihrem Freund Harry van Loose zu einer Expedition in den Dschungel von Borneo eingeladen. Dort will der Forscher und Abenteurer die vor zwei Jahren verschollene Expedition des Wissenschaftlers Hamshere suchen. Gerüchte gehen um, dass Hamshere und seine Begleiter einem Fluch der Zauberpriester zum Opfer gefallen sind. Bei einer Fernsehübertragung sieht Miriam, wie Tausende anderer auch, einen riesigen Totenschädel über dem Forscher erscheinen. Im Gegensatz zu den anderen Menschen glaubt die Schwester des PSA-Agenten Larry Brent nicht an eine Täuschung oder Fehlübertragung. Sie informiert ihren Bruder. Dieser fragt seinen Chef, David Gallun, ob er die Expedition begleiten darf. Der stimmt zu, denn kurz zuvor starb der Sohn des verschwundenen Forschers Hamshere unter mysteriösen Umständen in London. David Gallun vermutet einen Zusammenhang zu den Geschehnissen damals in Borneo. So begleitet Larry Brent die Wissenschaftler auf ihrer gefahrvollen Reise, nichts ahnend, dass der Schrecken der sie erwartet alles übertrifft, was sie sich vorgestellt haben ...


Meinung:
Wie so viele Brent-Romane beginnt auch dieser hier recht unscheinbar. Die Handlung gewinnt sehr schnell an Tempo und macht den Roman zu einer kurzweiligen und spannenden Unterhaltungslektüre. Im Prinzip besteht die Story aus zwei parallel laufenden Handlungssträngen. Da wären zum einen die Ereignisse in Borneo und zum anderen die Geschehnisse in London. Beide Handlungsfäden laufen zum Ende hin geschickt zusammen und überraschen den Leser mit einem Finale, dass einem Schauer über den Rücken jagt. Wieder einmal schafft es der Autor die Atmosphäre packend zu gestalten, nur die Charakterisierung der Nebenfiguren kommt das eine oder andere Mal ein wenig zu kurz. Für die Fülle der Informationen und der agierenden Personen ist der Umfang eines Heftromans einfach zu kurz. Die titelgebende Gruft entpuppt sich zwar eher als Grube, bietet aber dem hartgesottenen Horror-Fan aber auch einige blutige Szenen, welche zartbesaiteten Gemütern unter die Haut gehen dürften. Der Part von Larrys Schwester verblasst allerdings vollkommen und steht eigentlich immer im Schatten ihres großen Bruders. So wird auch kaum auf die Beziehung zwischen Miriam und Harry van Loose eingegangen. Man bekommt unweigerlich das Gefühl, dass Larrys Schwester nur deshalb mitspielt, weil sie schon geraume Zeit nicht mehr mit von der Partie war. Eine etwas aktivere Rolle würde dem Charakter sicher nur zu Gute kommen.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ein Gefangener der Eingeborenen wird den bleichenden Schädeln geopfert. Die Szene wurde von Lonati sehr lebensecht nachempfunden. Der grüne Hintergrund vermittelt im Zusammenhang mit der grausigen Szenerie einen sehr guten Eindruck von der umgang-sprachlich grünen Hölle Borneos, auch wenn ein paar Bäume den tristen Hintergrund sicher bereichert hätten.


Coverbewertung:
4 Kreuze
Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Zwei Jahre ist es her, als die Expedition des Wissenschaftlers Frank Hamshere zu einem noch relativ unerforschten Gebiet am Kinabalu in Borneo aufbrach, um dort intensive Nachforschungen über einen mysteriösen Eingeborenenstamm anzustellen. Seitdem gelten die Teilnehmer dieses Unternehmens als verschollen. Der holländische Reiseberichterstatter Harry van Loose verkündet recht medienwirksam, dass er sich mit einer kleineren Gruppe auf den Weg nach Borneo machen möchte, um dort dem Schicksal der Forscher auf den Grund zu gehen bzw. eben auch diesen legendären Stamm der so genannten Baraks ausfindig zu machen. Zu der illustren Gruppe gesellt sich nebst Piet, dem Kameramann und dem französischen Päärchen Buscon auch Larry Brents Schwester Miriam. Als während der Fernsehübertragung der Ankündigung dieser neuen Expedition plötzlich ein paranormales Phänomen eintritt; ein grinsender Totenschädel erscheint auf den Bildschirmen der verschiedensten Haushalte; beschließt X-RAY-3, sich ebenfalls dem Unternehmen anzuschließen. Zusätzlich kommt es in London zu einigen Zwischenfällen, bei denen X-RAY-1 alias David Gallun einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der Hamshere-Gruppe zu erkennen meint. Stuart Hamshere, der Sohn des Wissenschaftlers wird abends auf offener Strasse vor den Augen des Reporters Harold Shorthand ermordet. Shorthand stellt anschließend einige Nachforschungen im Haus eines gewissen Robert A.Whitaker an, da er hier unter anderem die Antworten auf den Verbleib einiger hochgradiger Wissenschaftler zu finden glaubt. Tatsächlich macht er in dem abseits gelegenen Haus eine schaurige Entdeckung, die letztendlich sein Schicksal besiegelt. Alle diese Ereignisse münden in einem einzigen Ort: der Gruft der bleichenden Schädel, eine Grube, verborgen im Dickicht des Kinabalu, angefüllt mit den Gerippen zahlreicher Menschenopfer und den recht aktiven Schädeln einiger verblichener Zauberpriester, in welche die Baraks ihre Gefangenen hinunterstürzen. Wie schon damals Hamshere und sein Team soll nun auch die Expedition mit Larry und Miriam in dieser grausigen Opferstätte von den unheimlichen Totenköpfen bei lebendigem Leib verzehrt werden …


Meinung:
Mein erster Gedanke nach der Lektüre dieser Geschichte war: viel Action, dafür nicht so viel Atmosphäre. DS legt diesmal wieder etwas mehr Wert auf den Faktor "Abenteuer", dazu trägt auch der sehr exotisch anmutende Schauplatz bei. Ich fühlte mich häufig an den guten alten Indiana Jones erinnert, vor allem durch den Auftritt dieses wirklich sehr menschenverachtenden Eingeborenenstamms. Richtig schaurig gestaltet sich hingegen die schon recht detailgetreue Beschreibung, als sich die hungrigen Schädel über ihre hilflosen Opfer hermachen, ihnen buchstäblich das Fleisch von den Knochen reißen - dort wartet Shocker mit einer gehörigen Portion krasser Brutalität auf. Ebenso das Blutbad, welches die furchtbar entstellte Tochter von Whitaker in dessen Haus anrichtet, ist der blanke Horror und nicht unbedingt für den zartbesaitenen Leser gedacht. Bleiben nur noch ein paar Minuspunkte zu erwähnen: Der Auftritt von Miriam Brent und ihre versteckte Zuneigung zu Harry van Loose wollten mir gar nicht so schmecken, was sich im Nachhinein auch tatsächlich als gänzlich unnötig erwiesen hat. Kurz vor dem Finale regte sich bei mir zunehmend der Eindruck, dass hier doch recht viel Stoff recht fix zusammengepackt und abrupt zu Ende gebracht wird, woran die Tiefe der Handlung und auch die der auftretenden Charaktere etwas krankt - insbesondere die abschließende Zusammenfassung der Ereignisse in Borneo und London auf den letzten verbleibenden Seiten wirkt doch ziemlich gehetzt, als wäre DS mit Erschrecken aufgefallen, dass ihm ja nur noch ein paar Zeilen zur Verfügung stehen, um diese Geschichte auch noch zu Ende zu bringen. Nun, trotz dieses kleinen Mankos, und auch wenn hier nun mal der Adventure-Pegel insgesamt recht hoch gehalten wird, gibt es doch wieder reichlich Abwechslung, Spannung und entsprechend ein paar nette Lesestunden …


Besonderheiten:
Miriam Brent hat wieder mal einen Gastauftritt.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Lonati gibt hier in seiner unverkennbaren Art die brutalen letzten Minuten eines der Opfer in der Gruft der bleichenden Schädel wieder. Betrachtet man dieses Bild und ruft sich dazu noch mal die Beschreibung in der Geschichte in Erinnerung, kann es einen doch einigermaßen schaudern …


Coverbewertung:
3 Kreuze