Silber-Grusel-Krimi Nr. 55 (NA): Corrida der Dämonen
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"X-RAY-1 an X-RAY-3. Hallo, X-RAY-3 können sie mich hören?" Der
Mann, an dem mit zahlreichen technischen Anlagen versehene Schreibtisch,
hatte die Stirn in Falten gelegt. Die Augen hinter der dunklen Brille des
blinden Leiters des PSA-eigenen Satellit getragen und von dort aus auf einer
nur für die PSA bestimmten Frequenz in alle Welt gefunkt. X-RAY-3 alias
Larry Brent hätte sich jetzt melden müssen. Doch das war nicht
der Fall. Auf dem betreffenden Kanal herrschte absolute Funkstille. Seit
drei Tagen gab es von Larry Brent kein Lebenszeichen! Seine letzte Aktion
war in Mexiko City über die Bühne gegangen. Dort hatte er vor
zweiundsiebzig Stunden das Hotel gewechselt: Aus welchem Grund, wußte
man hier nicht, dafür gab es keine plausible Erklärung innerhalb
der PSA. Larrys letzte Adresse in Mexiko City war das mondäne Hotel
Teotihuacan gewesen. Die Computer waren aktiviert und arbeiteten auf Hochtouren.
Die Wahrscheinlichkeit, daß Larry Arent nicht mehr lebte, war gegeben.
Ein Alarmplan trat in Aktion.
Teil 1 von Dan Shocker, erschienen am 04.03.1975, Titelbild: R.S. Lonati
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Larry Brent ist spurlos verschwunden! Die PSA schlägt umgehend Alarm,
als von dem Agenten kein Lebenszeichen mehr zu vernehmen ist. Von dem PSA-Ring
ist zwar noch nicht Larrys Todesmeldung gesendet worden, dennoch wird Morna
Ulbrandson schnellstens nach Mexico-City geschickt, um in dem letzten
Aufenthaltsort des Verschollenen nach dem Rechten zu sehen. Sie findet einige
Spuren ihres Kollegen, doch er selbst bleibt unauffindbar. Wie es scheint,
war er einer unheimlichen Vereinigung auf den Fersen, denn in Mexico-City
haben sich einige Anhänger der Dämonengöttin Rha-Ta-N'my
niedergelassen, wo sie Vorbereitungen zur Rückkehr ihrer Herrin treffen.
Immer wieder werden in jüngster Zeit Menschen in Mexico entführt.
Die männlichen Opfer wachen mitten im Dschungel in der Ruine einer Arena
wieder auf. Von einem dämonischen Torero werden sie vor den Augen einiger
vermummter Gestalten auf den Zuschauerrängen über den Sandplatz
gehetzt, um abschliessend ihren gewaltsamen Tod zu Ehren der
Dämonengöttin zu finden. Die weiblichen Entführten hingegen
infizieren sich mit einer Art Teufelsmal, welches sich rasend schnell ausbreitet,
den gesamten Körper in eine unansehnliche blaue, knotige Masse verwandelt
und dabei auch das Wesen der Mädchen verändert. Sie mutieren zu
willenlosen Dienerinnen der Rha-Ta-N'my. Hinter diesen dunklen Machenschaften
scheint ein Mann namens Raymondo Camero zu stecken. Morna versucht diesem
Kerl auf die Schliche zu kommen, da er auch etwas über den Verbleib
Larry Brents wissen könnte, doch noch ahnt sie nicht, daß die
Ereignisse in Mexico-City erst der Anfang sind ...
Meinung:
Wir lesen hier ein Solo-Abenteuer von Morna Ulbrandson, und fast wird sie
schon zu einer Randfigur degradiert, denn die Ereignisse um die Rha-Ta-N'My-Sekte
entwickeln sich ohne grosses Zutun der PSA-Agentin. Sie ist vielmehr damit
beschäftigt, ihrem Freund und Kollegin Larry auf die Spur zu kommen,
der wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Gegen Ende erst gerät
sie in die Mühlen von Cameros Machenschaften, erfährt von den
düsteren Ereignissen in Mexico-City und muss erkennen, daß sie
erst ganz am Anfang steht. Ebenso wie der Leser, denn diesen Band kann man
als eine Art Einleitung in den Zyklus um die geplante Rückkehr der
Dämonengöttin ansehen. Wie sich die Handlung weiterentwickelt und
wo unser guter Freund Larry denn letztendlich abgeblieben ist, dürften
wir wohl erst in den beiden Folgebänden erfahren. Etwas störend
stiess mir wieder dieser fantastische Rahmen auf, wie er stets bei den
Geschichten um Rha-Ta-N'my seinen Gebrauch findet. Dieser Charakter passt
nun mal nach meinem Geschmack besser in die MACABROS-Serie...
Besonderheiten:
Ein Solo-Abenteuer mit Morna Ulbrandson. Larry tritt in dieser Geschicht
nicht persönlich auf.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Dieser arme Kerl dürfte entweder Bill Hathly oder Phil Hawkins sein
(wobei ich auf Letzeren tippe), jedenfalls einer der beiden namentlich
erwähnten Männer, die durch die Arena gehetzt werden. Der Kopf
des Toreros sieht mehr wie ein Stierschädel mit Katzenohren aus, nicht
ganz so, wie er in der Geschichte beschrieben. Auf den Rängen sehen
wir die verbleibenden Anhänger der Rha-Ta-N'my-Sekte. Insgesamt ist
das Cover düster, makaber - fast schon brutal, aber gut gemacht.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Larry Brent ist verschollen! Sein letztes Lebenszeichen stammt aus Mexico
City, wo der Agent in einem Hotel wohnte und einer Sekte auf der Spur war,
welche die finstere Dämonengöttin Rha-Ta-N'My huldigt. Morna
Ulbrandson, alias X-GIRL-C, wird beauftragt den Fall von X-RAY-3 zu
übernehmen und das Schicksal ihres Kollegen zu klären. Ersten
Aufschluss soll der Fund der Leiche eines gewissen Phil Hawkins geben, der
entlang einer Bahnlinie durch den Dschungel gefunden wurde. Scheinbar wurde
der Mann in einer Corrida, einem Stierkampf, als Pendant zu dem Tier, zu
Tode gehetzt worden. Morna findet darüber hinaus heraus, dass Larry
kurz vor seinem Verschwinden Kontakt zu der Sängerin Ondella Marichi
hatte. Dadurch trifft sie auf Raymondo Camero, der den Kult anführt.
Ehe Morna sich versieht, wird sie überwältigt und erwacht in einer
verfallenen Arena mitten im mexikanischen Dschungel, wo sie bei der Corrida
der Dämonen sterben soll ...
Meinung:
Mit diesem Roman wagte sich Dan Shocker seinerzeit in mehrfacher Hinsicht
auf Neuland. Zum einen spielte sein Titelheld Larry Brent gar nicht aktiv
mit, so dass der Leser hier einen Morna-Ulbrandson-Soloroman in Händen
hält. Gleichzeitig ist dies auch der erste Teil der ersten
Larry-Brent-Trilogie. Zwar erschien in der eigenständigen Serie bereits
ein Dreiteiler (Band 27 - 29), doch die Romane wurden von Shocker neu
geschrieben, während der vorliegende Band bereits als Silber-Grusel-Krimi
Nr. 55 veröffentlicht wurde. Die Story an sich ist mehr als lesenswert
und entführt den Leser in die Welt der dunklen Kulte und der finsteren
Gottheiten. Die finstere Bedrohung durch Rha-Ta-N'My wird auch in diesem
Roman niemals konkret und schwebt wie ein Damoklesschwert unsichtbar über
den Protagonisten. Allerdings wurde das Leben und Wirken von Bill Hathly
zu minimalistisch und zu detailliert geschildert, was der übrigen Story
nicht gerade zuträglich ist. Die Corrida wurde sehr realistisch beschrieben
und wenn man sich eine solche Marter plastisch vorstellt kann einem schon
die eine oder andere Gänsehaut befallen. Sehr unheimlich schildert der
Autor auch die Verwandlung der Frauen in schleimige Monstren, welche als
Bräute der Dämonenpriester zu Opfergaben für die Monster-Bestie
Gorho werden. In diesem Kontext ist es aber für den Leser schlecht
nachvollziehbar, weshalb die Frauenmonster einfach verbrannt werden, obwohl
sie mit den Priestern gar nicht in Kontakt kamen. Und nachdem sie geopfert
wurden, liest man auch nichts weiter über den Schwarzen Sklaven
Rha-Ta-N'My's namens Gorho. Dennoch sind die Szenen alle durchzogen von einer
düsteren Spannung und auch der Part von Morna Ulbrandson wurde packend
geschildert, so dass man die Abwesenheit von Larry Brent auch gar nicht weiter
vermisst.
Besonderheiten:
Roman ohne Larry Brent.
Erster Teil eines Dreiteilers.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Die teuflische Corrida der Dämonen in voller Aktion. Die Qual des Opfers
wurde gut eingefangen, obwohl der Gesichtsausdruck auch ein wenig debil
wirkt.
Coverbewertung:
Das gleiche Titelbild wurde auch für den Geister-Schocker Nr. 7
verwendet: