Silber-Grusel-Krimi Nr. 38 (NA): Der Schlitzer aus dem Jenseits
Silber-Grusel-Krimi Nr. 38 (NA): Der Schlitzer aus dem Jenseits


Sie schlug die Augen auf. Ganz stark war mit einem mal das Gefühl vorhanden, Daß sich jemand im Schlafzimmer aufhielt. "Lee - bist du es?" Peggys Linke tastete hinüber in das Bett, das neben ihr stand. Sie dreht den Kopf, aber das Bett war leer und Lee noch nicht zurück. Peggy Lunch merkte, wie der kalte Schweiß auf ihre Stirn trat. Angst erfüllte die junge Frau, als sie plötzlich den hellen, verwaschenen Fleck vor sich in der Dämmerung wahrnahm. Wie ein Spuk näherte er sich nebelhaft verschwommen und nahm Form und Gestalt an. Die Umrisse eines Menschen. "Was - was - wollen - Sie? Wer - sind - Sie?" stammelte Peggy kreideweiß. Das Phantom antwortete nicht. Peggy richtete sich vollends auf und wich an das Kopfteil ihres Bettes zurück. Die hellen, nebelhaften Arme rissen ihr ruckartig die Decke weg, ohne daß die junge Frau die verhindern konnte. In der Dämmerung blitzte ein Messer! Gellend hallte Peggys Schrei durch das Haus.


von Dan Shocker, erschienen am 16.10.1973, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In London werden kurz nacheinander zwei Frauen ermordet. Hauptverdächtiger ist der Ehemann der ersten Toten Lee Lunch. Dieser ist Mitglied in einem spiritistischen Zirkel, bei dessen nächster Seance auch die Reporterin Linda Davon zugegen ist. Als die Seance beginnt gelingt es dem Medium Kontakt zu einem Geist aufzunehmen, welcher Lindas Tod prophezeit. Larry wird von X-RAY-1 nach London beordert, weil ein Nachrichtenmann der PSA, welcher Psychoanalytiker ist, die Tochter eines reichen Geschäftsmannes untersuchte, welche eine seltsame Nebelgestalt gesehen hat, die vom nahen Friedhof gekommen sei und ein großes Fleischermesser in der Hand hatte. Dieses Detail veranlasst Larry sich mit seinem Freund Chiefinspektor Edward Higgins in Verbindung zu setzten. Gemeinsam besuchen sie Higgins' Vorgänger, der ein Experte für Jack the Ripper ist und der unumstößlichen Meinung ist, dass auch bei den aktuellen Mordfällen der Ripper seine Hand im Spiel hat. Derweil wird der Beamte, welcher an Larrys Stelle die Tochter des Geschäftsmannes bewachen sollte, ermordet. Larry und Higgins fahren zu dem Anwesen und treffen unterwegs Iwan Kunaritschew, welcher zu Larrys Unterstützung nach London geschickt wurde. Als sie am Tatort eintreffen wird die Tochter von dem Nebelkiller angegriffen. Larry kann den Mörder im letzten Augenblick vertreiben. Das elektrische Feld, dass der Laserstrahl erzeugte hat den Geist vermutlich gestört. Plötzlich erreicht den Chiefinspektor die Nachricht, dass ein weiterer Angriff geschehen sei. Opfer ist die Reporterin Linda Davon, die schwerverletzt ist. Während Iwan bei der Tochter des Geschäftsmannes bleibt, fahren Larry und Edward zu Linda davon und erfahren so von der Seance. Im Haus des Zirkelleiters Horace Winter erfahren sie, dass Winter in Spanien ein Medium kennen gelernt hat, welches Gegenstände Apportieren kann, das heißt mittels Geisteskraft Gegenstände an einem Ort entmaterialisieren kann, um sie an einem anderen Ort wieder zusammenzusetzen. Die starke geistige Kraft des Mediums hat sich der Geist Jack the Rippers zunutze gemacht, um wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren und zu morden. Er kann als Geist keine Waffe führen und benutzt daher das Medium Loretta, wenn diese schläft bzw. im Trancezustand ist. Larry Brent lässt die junge Frau von mehreren Psychiatern und Parapsychologen untersuchen. Durch Tiefenhypnose versuchen sie das Mädchen aus den Fängen des Schlitzers zu befreien. Doch in der Hypnose apportiert Loretta mehrere Fleischermesser, die sie sich durch Geisteskraft in den Körper rammt. Mit ihrem Tod nimmt sie dem Geist des Rippers auch die Möglichkeit aus dem Jenseits zurückzukehren.


Meinung:
Mit diesem Roman nimmt sich nun auch Dan Shocker der "Jack-the-Ripper-Thematik" an. Eine weitere Variante, die aber die Identität des unheimlichen Killers völlig im Dunkeln lässt und sich nur mit dem Geist an sich befasst, ohne eine eigene Version des blutrünstigen Killers aus dem vorletzten Jahrhundert aufzutischen. Die unheimliche Nebelatmosphäre wird dem Leser hautnah vermittelt und auch die Morde werden grausig beschrieben, ohne gar zu blutig dargestellt zu werden. Larry Brent kommt dieses Mal in bester James-Bond-Manier daher und flirtet mit der erstbesten, natürlich blendend aussehenden Sekretärin seines Klienten, die natürlich sofort auf die Anzüglichkeiten des smarten Agenten eingeht. Ehrlich gesagt hätte es mich nicht gewundert, wenn Larry gleich im Büro über die Frau hergefallen wäre. Etwas zu zufällig ist mir das Motiv für den Mord an Peggy Lunch. Immerhin ist ihr Mann in dem Zirkel, dessen Leiter das Medium nach London brachte, welches Jack the Ripper die Rückkehr ermöglichte. Und dann wird allen Ernstes behauptet der Mörder habe sich Peggy nur rein zufällig als Opfer ausgesucht. Na klar. Unverständlich ist mir auch die Rolle, die Iwan Kunaritschew spielte. Erst treffen sich die Agenten zufällig auf der Fahrt zu einem Tatort, dann wird der Russe als Wächter für eines der Opfer abgestellt und das war es. Iwan wird mit keinem Wort mehr am Ende des Romans erwähnt. Da frage ich mich schon warum ihn Dan Shocker überhaupt noch in die Handlung mit hineingenommen hat. Um die Atmosphäre aufzulockern? Die Gespräche zwischen Larry und ihm waren immerhin so amüsant wie eh und je. Oder lag es vielleicht auch daran, dass Iwan im letzten Roman schon nicht dabei war? Dennoch bietet der Roman spannende und kurzweilige Gruselunterhaltung.


Besonderheiten:
"Jack the Ripper" gibt sich ein Stelldichein.
Edward Higgins und Iwan Kunaritschew lernen sich kennen.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Hier gelingt es Lonati die unheimliche Atmosphäre aus dem Roman auf einem gelungenen Cover darzustellen.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Ein Doppelmord in dem Londoner Stadtteil Whitchapel veranlasst Scotland Yard, die PSA einzuschalten. Denn keinerlei Spuren auf einen möglichen Täter sind an den Tatorten aufzufinden. Die Computer der 'Psychoanalytischen Spezial-Abteilung' entdecken einen Zusammenhang zur Tochter des vermögenden Shaun Toynbee, welche eine gespenstische Erscheinung gesehen haben will und senden Larry Brent in die Hauptstadt Englands. Gemeinsam mit Chiefinspektor Edward Higgins findet Larry schnell interessante Verbindungen zu dem Massenmörder Jack the Ripper, welcher allerdings bekanntlich tot sein sollte! Ist die Geisterscheinung, welche Myriam Toybee zuhause nahe einer Friedhofsmauer sah, tatsächlich der Schlitzer aus dem letzten Jahrhundert? Wenn ja - wer hat die Macht, diesen aktiv werden zu lassen? Ein heikler Fall für X-RAY-3.


Meinung:
Autor Dan Shocker nimmt sich in diesem LARRY BRENT-Roman einem wirklich interessanten Thema an. Er läßt den Geist von Jack the Ripper auferstehen und bietet dem Leser auch dazu eine plausible Erklärung. Dazu muss er aber das Themengebiet der Materialisation und auch die Geschichte des Rippers etwas tiefgründiger durchleuchten, was den gut geschriebenen und in eine spannende Atmosphäre gepackten Roman hier und da leicht ins Stocken bringt. Trotzdem wird der Leser gut unterhalten - und lernt noch etwas dabei! Shocker erzählt hier seine Variante zu den vielen meist ziemlich durchschnittlichen Geschichten um den berühmten Massenmörder recht frisch, ohne die typische Härte des Massenmörders heraus zu nehmen. Ein leicht überfrachteter, aber guter Gruselroman.


Besonderheiten:
- erster Auftritt von Dr. Barring, einem Psychoanalytiker und Larrys Freund


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das in allen Auflagen gleiche Cover hat alles, was ein Bild des genialen Künstlers Lonati haben muss! Es besitzt mit dem Friedhof eine dunkle Atmosphäre; mit dem bleichen, aus einem Grab kommenden Arm, welcher mit einem blutigen Dolch auf die am Boden liegende Frau einsticht, einen gewissen Gruseleffekt und mit dem dunkelblonden Opfer eine weibliche Figur, wie sie nur 'LO' zeichnen konnte! Das Ganze passt auch noch bestens zur Romanhandlung - perfekt!


Coverbewertung:
5 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild zu diesem Larry Brent Roman wurde ebenfalls für den Silber-Grusel-Krimi Nr. 246 "Luzifers Zepter" von Marcos Mongo verwendet.

Silber-Grusel-Krimi Nr. 246: Luzifers Zepter


Auch auf Christoph Schwarz Nr. 2 wurde es verwendet.

Christoph Schwarz Nr. 2: Das Keltengrab von Kirn