Reverend Pain Hardcover Nr. 3: Festung der Schädel
Der gottesfürchtige Reverend Pain steht vor seiner größten
Herausforderung. Vom Werwolfkeim infiziert, benötigt er die Hilfe der
heidnischen Hexe Asmodia, die jenseits der Berge in der Festung der Schädel
haust. Doch Asmodia hat eigene Pläne, und sie weiß auch schon,
wie sie den Glauben des Gottesmannes ins Wanken bringen kann ...
von Steve Salomo, erschienen im März 2008, Titelbild: Sandobal
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Teil 1: Festung der Schädel
Reverend Pain kämpft immer noch gegen den Keim des Werwolfs an,
der in ihm wütet. Doch weder Gebete noch die härteste Selbstkasteiung
zeigen Erfolg. Dem Reverend bleibt nichts anderes übrig als dem Rat
eines Priesters zu folgen und die Hexe Asmodia aufzusuchen. Diese lebt in
der Festung der Schädel, wo sie sich immer einen Geliebten hält,
der ihre unstillbare Lust zu befriedigen weiß. Wenn sich wieder ein
neuer, junger Mann in die Festung verirrt, schlägt Asmodia ihn in ihren
Bann und macht ihn sich gefügig. Der abgelegte Lover wird enthauptet
und sein Schädel am Eingang der Festung aufgespießt, wo er als
magisches Überwachungsinstrument fungiert. Der Torso wird wiederbelebt
und dient als grausige Leibwache. Als Pain die Festung erreicht soll auch
er den Verlockungen der keltischen Hexe erliegen. Sie verabreicht dem Reverend
einen Trank, der den Gottesmann in Liebe zu ihr entbrennen lassen soll.
Tatsächlich übt der sinnliche Körper der Hexe eine Anziehungskraft
auf Pain aus, wie er es noch nie zuvor erlebte. Der Reverend steht vor der
größten Prüfung seines Glaubens ...
Teil 2: Sklavin des Vampirs
Die Bewohner des kleinen Ortes Nortown ducken sich unter der Schreckensherrschaft
des Blutgrafen Dracuur, der seinen Sitz in einer alten Abtei eingerichtet
hat. Von dort schickt er seine Diener, damit sie ihm junge, hübsche
Frauen bringen, denen er seinen Willen aufzwingen kann. Anschließend
schändet er zunächst ihre jungen Körper, um sie kurz darauf
bestialisch zu foltern. So ergeht es auch Barbara Walker, die auf der Suche
nach ihrem Kätzchen, den Vampirschergen Dracuurs in die Arme lief.
Kurz nachdem die junge Frau verschwunden ist, erscheint Reverend Pain in
Nortown, um dem Treiben Dracuurs Einhalt zu gebieten. Es gelingt dem Priester
Barbaras Mutter vor den Untoten zu retten, die auf der Suche nach ihrer Tochter
allein in die Nacht hinauslief. Mr. Walker ist ein hoffnungsloser Feigling,
der lieber seine Familie opfert, als sich selbst einer Gefahr auszusetzen.
Pain zwingt den Mann ihn zu begleiten und ihm den Weg zur Abtei zu zeigen.
Doch Dracuur wurde bereits vom Nahen seines Todfeinds unterrichtet und schickt
mordgierige Werwölfe in die Schlacht gegen Reverend Pain ...
Meinung:
Nun endlich nimmt REVEREND PAIN endlich Seriencharakter an und entwickelt
einen fortlaufenden Handlungsbogen. Mit der Politik neben einer Neuauflage
eines alten Textes auch einen neuen Roman pro Buch zu veröffentlichen
beweist der Zauibermond-Verlag Weitsicht, denn die in der Reihe GRUSEL-SCHOCKER
publizierten Pain-Storys liefen im Prinzip alle nach dem selben Schema ab
und beinhalteten später kaum noch innovative Ideen. Mit den neuen
Geschichten hat Steve Salomo nun endlich Gelegenheit der Figur des Reverend
Pain mehr Tiefe zu verleihen und die Geschichten auch enger miteinander zu
verzahnen. So wie im vorliegenden Buch. "Festung der Schädel" ist dabei
der inoffizielle zweite Teil zu "Das Kloster der Wölfe" aus
Band 2. Mit Asmodia betritt eine
starke und gerissene Gegnerin die Bühne und macht Pain schwer zu schaffen.
Leider weist auch dieser neue Roman die üblichen Schwächen der
Serie auf. Schwache, einseitige Charaktere und eine geradlinige, leicht zu
durchschauende Handlung. Zwar trifft Pain mit seinem christlichen Glauben
auf die keltische Mythologie und wird einer schweren Prüfung unterzogen,
doch letztendlich bleibt der Roman weit hinter seinen Möglichkeiten
zurück. Pain reagiert mehr, als dass er reflektiert. Es wird erst geschossen
und dann gefragt, was jegliche Atmosphäre im Ansatz erstickt. Statt
Pain erst einige Zeit in der Festung der Schädel verbringen und ihn
langsam hinter das Geheimnis der Hexe kommen zu lassen, wird gleich das
nächste Gemetzel gestartet. Die nötige Selbstironie, die solche
oberflächlichen Aktionen noch satirisch anhauchen könnte, fehlt
vollständig. Natürlich trifft Pain auch in diesem Abenteuer auf
ein Dorf, welches von verführerisch schönen Frauen mit großen
Brüsten bewohnt wird, die nicht alle züchtig leben. Die plumpe
Darstellung sexueller Reize ist beim ersten Mal sicherlich noch als satirischer
Gag zu verstehen und auch beim zweiten Roman, kann man darüber als trashiges
Element hinwegsehen, doch im dritten Buch wirkt es mit der Zeit eher
lächerlich. Auch die innere Logik wird manchmal strapaziert. So zum
Beispiel, als Pain gegen die fünf Zofen der Asmodia kämpft und
eine von ihnen vernichtet. Nach Adam Riese sind jetzt noch vier Hexen
übrig, doch kurz darauf hat es Pain nur noch mit drei Zofen zu tun.
Leider ist der Roman auch stilistisch gesehen fast eine Katastrophe. Neben
einigen, fast noch vernachlässigbaren Druckfehlern, bekommt der Leser
eine Flut von Wortwiederholungen um die Ohren geknallt, dass der Spaß
am Lesen erheblich leidet. Ein Beispiel findet sich auf Seite 52:
Der Weißhaarige erschien ihm wie eine Gestalt aus einer anderen
Welt. Auf einmal rief der Weißhaarige: "Komm her!" Seine Stimme war
zwingend. Sein Blick übte einen fast hypnotischen Zwang auf Carter aus.
Bar jeglichen Willens schritt er auf den Weißhaarigen zu."
Auf Seite 57 wird wiederholt von einem Polizisten gesprochen, dem man der
Einfachheit halber einen Namen geben oder auch Gesetzeshüter hätte
nennen können.
Hinzu kommen diverse Wiederholungen bekannter Tatsachen. Besonders auffallend
ist dieser Umstand auf Seite 117:
Pain schaute über die Schulter. Neben einem Felsvorsprung stand -
Will Carter, der Sohn Jason Carters, der in der Festung der Schädel
ums Leben gekommen war. Des Reverends Gesicht verschloss sich. Hatfield,
der sich erhoben hatte, fragte: "Wer ist das?" "Jason Carters Sohn. Ich werde
ihm sagen müssen, dass sein Vater in der Festung der Schädel umgekommen
ist. Der HERR sei seiner armen Seele gnädig."
Der Text wäre ebenso verständlich und um einiges flüssiger
zu lesen in dieser Form: Pain schaute über die Schulter. Neben einem
Felsvorsprung stand - Will Carter. Des Reverends Gesicht verschloss sich.
Hatfield, der sich erhoben hatte, fragte: "Wer ist das?" "Jason Carters Sohn.
Ich werde ihm sagen müssen, dass sein Vater in der Festung der Schädel
umgekommen ist. Der HERR sei seiner armen Seele gnädig."
Positiv ist die Einführung fremder Mythologien in den postapokalyptischen
Kosmos von REVEREND PAIN und endlich gibt es diverse Gegner, die dem Gottesmann
auch in Zukunft das Leben schwer machen.
Im zweiten Teil des Buches wird dem Leser wieder ein GRUSEL-SCHOCKER-Nachdruck
präsentiert. Der Roman erschien erstmals allerdings als fünftes
Abenteuer von Reverend Pain. Da aber der dritte Grusel-Schocker mit dem Mann
Gottes ebenfalls von einer Hexe handelt, hat man sich vermutlich dazu
entschieden, einen anderen Roman vorzuziehen. Auch diese Geschichte setzt
auf Action und plakative Horror-Elemente. Sonderlich innovativ ist die Story
nicht und erinnert frappant an den ersten Band "Dämonen-Töter".
Wieder terrorisiert ein Blutgraf mit einem wenig originellen Namen ein kleines
Dorf, wo die Menschen wie im Mittelalter leben. Und wieder gibt es eine Handvoll
junger Frauen, die auf ihr Äußeres reduziert, nicht viel mehr
zu tun haben, als mit ihren üppigen Brüsten und drallen Hintern
zu wackeln, um Menschen und Dämonen gleichermaßen, um den Verstand
zu bringen. Kein Wunder also, dass der Bösewicht sich die Mädels
gleich reihenweise aufs Schloss bringen lässt. Nun muss Pain einschreiten
und sich in bester Ego-Shooter-Manier zur Abtei vorkämpfen, wo er dem
Obermotz mit Laserstrahl und Silberkugel zu Leibe rückt. Die
Atmosphäre des düsteren Waldes und der entweihten Abtei kommt schon
sehr schaurig herüber, bemüht allerdings auch sämtliche Klischees
des Genres. Leider ist dieser Roman kein stilistisches Meisterwerk und wurde
darüber hinaus sehr oberflächlich lektoriert. Wortwiederholungen
sind, wie oben bereits erwähnt, keine Seltenheit und wie oft beschrieben
wird, dass Conny, Barbara und Lily sündige Körper, üppige
Brüste und dralle Hintern haben, mag man gar nicht zählen.
Selbstverständlich sind die Damen nur unzureichend bekleidet und die
dämonischen Kreaturen haben nichts besseres zu tun, als bei der erstbesten
Gelegenheit auch den Rest an spärlicher Kleidung den Mädchen zu
entreißen. Zwar wurde der Roman überarbeitet und in die aktuelle
Handlung integriert, so dass Pain gerade aus einem Kloster kommt, wo er sich
von seinem Abenteuer auf der Festung der Schädel erholt hat, aber selbst
in diesen Passagen haben sich haarsträubende Fehler eingeschlichen.
Die exzessive Verwendung des Wortes "hatte" ist besonders in folgendem Abschnitt
der Seiten 156/157 auffallend:
Nach seinem Kampf in der Festung der Schädel gegen die heidnische
Asmodia war er kurz in einem Kloster eingekehrt, wo er sich mit Munition
und neuen Waffen versorgt hatte. Und er hatte dem Abt des Klosters gebeichtet,
hatte ihm erzählt, dass er sich den Zauberkünsten einer heidnischen
Hexe ausgeliefert hatte, um den Werwolfskeim in seinem Körper zu
bezwingen."
Bedauerlicherweise wurden auch die Fehler der Heftversion unverändert
übernommen. Wer auf anspruchslose Ballerorgien steht, wird hier bestens
bedient. Nur bei einem kann man sich nie sicher sein: Wer letzten Endes den
Kampf gegen die durch und durch bösen Blutsauger überlebt.
Fazit: Wüste Schießereien, Gewalt, Sex und jede Menge Action erwarten
den Leser statt stimmiger Gruselatmosphäre und origineller Handlung.
Mit Asmodia hat eine ernstzunehmende und interessante Gegnerin ihren ersten
Auftritt, die viel Potenzial birgt, welches nur noch genutzt werden muss.
Bedauerlicherweise fehlt auch diesem Roman der nötige Schuss Selbstironie,
um wirklich gelungen zu sein und als Satire funktionieren zu können.
Das Buch bietet für all jene gute Unterhaltung, die keinen Wert auf
differenzierte und authentische Charaktere legen.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Asmodia.
Pain erhält von der Hexe einen Trank, der ihn in Liebe zu ihr entbrennen
lassen wird.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Bücher von Zaubermond sind immer ein Glanzstück im Regal, solange
man den Schutzumschlag nicht abnimmt, denn eine Prägung im Leinen sucht
man immer noch vergeblich. Dafür ist der Schutzumschlag umso liebevoller
gestaltet worden. Auch das Cover zu diesem Band ist äußerst kunstvoll
und schaurig ausgefallen. Nur der Reverend selbst wirkt eher einem Comic
entstiegen und keineswegs so martialisch, wie auf den Illustrationen zu den
ersten beiden Büchern.
Coverbewertung: