Professor Zamorra Nr. 951: Untergang
Ebene des Hohen Himmels
Nicole Duval schrie erschrocken auf. Die kahle, graubraune Landschaft, in
der sie sich eben noch befunden hatte, verschwand von einem Moment auf den
anderen. Es war, als ziehe eine gigantische Hand einen unüberschaubaren
hässlichen Teppich weg um das Schöne, das er verborgen gehalten
hatte zum Vorschein zu bringen. Nicole hatte tatsächlich den Eindruck,
dass das, was vor ihr entstand, Stück für Stück an das bereits
Bestehende angebaut wurde. "Das gibt's nicht", flüsterte sie. Maneki
Neko lachte glucksend. "Hast du wirklich geglaubt, wir leben in diesem Nichts,
Schwester? Das hier ist die wahre Ebene des Hohen Himmels. Willkommen in
Takamanohara, dem Land, in dem sich dein Schicksal erfüllen wird."
Teil 2 von Christian Schwarz, erschienen am 09.11.2010, Titelbild: Arndt
Drechsler
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Auch Fu Long hat die Umwälzungen in der Hölle wahrgenommen und
stattet Zamorra einen Besuch ab, der fasst den Entschluss selber in die
Schwefelklüfte zu reisen, um den Irrwisch Mehandor zu finden, der angeblich
ein alter Freund sein soll. Fu Long, seines Zeichens Fürst der Finsternis,
stellt dem Meister des Übersinnlichen eine Truppe Wächterdämonen
an seine Seite, die Zamorra auch bitter nötig hat, denn der neue
Ministerpräsident der Hölle ist brandgefährlich. Zur selben
Zeit muss Asmodis JABOTH zu LUZIFER bringen, damit dieser sich erneuern kann.
Er entführt Rhett Saris ap Llewellyn aus dem Chateau Montagne und bringt
ihn in die Hölle, denn der Erbfolge wird eine wichtige Rolle bei der
Erneuerung des absolut Bösen spielen. Asael dagegen hat ganz eigene
Pläne. Doch auch Nicole Duval und die japanische Göttin Maneki
Neko werden in den Strudel der Ereignisse hineingerissen. Ereignisse, die
das Ende der Hölle bedeuten können
Meinung:
Der zweite Teil schließt nahtlos an den ersten an. Leider gilt das
nur für die Qualität. Zu Beginn gibt es einen Schnitt in der Handlung,
denn der Fokus richtet sich auf Nicole Duval, von der im ersten Teil des
Doppel-Bandes noch nicht viel zu lesen war. Was sich die Autoren bei der
Idee gedacht haben Nicole zur Schwester der Maneki Neko zu machen und ihr
in Aussicht gestellt haben, zur obersten japanischen Göttin zu werden,
wissen wohl nur sie. Leider ist es Mode geworden immer
größenwahnsinnigere Plots zu ersinnen, um sich selbst zu
übertrumpfen und den Leser krampfhaft bei der Stange zu halten. Dabei
liest sich der alberne Streit zwischen Amaterasu und Susanoo eher wie eine
schlechte Slapstick-Komödie. Erlöst wird der Leser dann endlich
auf Seite 9, wo die Handlung sich wieder auf Professor Zamorra konzentriert
und man endlich lesen kann, wie die Höllenschlacht geendet hat. Dass
man den Ausgang des Kampfes aus einer Erzählung von Fu Long erfährt
ist allerdings sehr ärgerlich. Die mächtigsten Erzdämonen
der Hölle inklusive der Führungsspitze wurden quasi in
Nebensätzen gemeuchelt. Wie die Spiegelwelt und diverse
Alternativ-Realitäten in der Vergangenheit bereits zeigten, kann dies
natürlich wieder einmal eine Finte des Autors sein, um Leser und
Protagonisten in die Irre zu führen. Das macht den Roman jedoch auch
nicht besser. Trotzdem hätte man die Schlacht und die anschließenden
Hinrichtungen spannender und detaillierter beschreiben können, statt
sich in Nebenhandlungen mit Wächterdämonen und Rattenmonstern zu
ergehen, die kaum von Bedeutung sind. Man bekommt unweigerlich den Eindruck
keinen Roman mit einer fortlaufenden Handlung und einem steig steigenden
Spannungsbogen zu lesen, sondern ein wirres Konglomerat aus zusammengeschusterten
Exposees, die allein bis Band 1000 gereicht hätten. Erst im Finale kommt
wieder richtiges PROFESSOR ZAMORRA-Feeling auf und immerhin wird ein weiteres,
bislang streng gehütetes Seriengeheimnis schlüssig und originell
aufgelöst, denn der Leser erfährt endlich was es mit dem FLAMMENSCHWERT
auf sich hat. Die Auflösung, wer Asaels Vater ist, vermag ebenfalls
zu gefallen, doch bereits der Part von Asmodis ist mehr als unbefriedigend.
Ansonsten wird auf höchst ärgerliche, beinahe schon langweilige
Art und Weise Tabula rasa gemacht. Die Handlung um JABOTH und CHAVACH, die
so vielversprechend begann, platzt wie eine Seifenblase. Sicherlich ein Roman,
der die Leser und Fans spalten wird.
Fazit: Völlig überfrachtetes Konglomerat von Handlungsszenen, in
denen kaum eine Atmosphäre transportiert wird. Lediglich das Finale
kann teilweise überzeugen.
Besonderheiten:
Tafaralel hat als einziger Erzdämon die Schlacht unversehrt überlebt
und lässt Stygia, Astaroth und Zarkahr hinrichten.
LUZIFER stirbt, weil er sich nicht erneuern kann und mit ihm stirbt die
Hölle.
Zamorra ist Asaels Vater.
Asael ist JABOTH.
Das FLAMMENSCHWERT wird durch die Maneki Neko zu CHAVACH.
Professor Zamorra tötet Asael.
Nicole Duval und Professor Zamorra finden wieder zueinander.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nicht ganz so surreal und dämonisch, wie das Cover zum letzten Roman,
aber dennoch ein stimmungsvolles Titelbild, das auf jeden Fall besser zum
Heftchen passt, als die sterilen Computergrafiken. Der Dämon soll vermutlich
Asael darstellen.
Coverbewertung: