Professor Zamorra Nr. 904: Der Krieger der Weissen Stadt

Professor Zamorra Nr. 904: Der Krieger der Weissen Stadt


Es war der Gongschlag, der ihn rettete. Seine Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen, doch mit seiner verbliebenen Kraft schaffte er es bis in seine Ringecke. Schwer ließ er sich auf den Hocker fallen. "Lass mal dein Auge sehen." Der Trainer fuchtelte mit irgendwelchen Wattestäbchen im Gesicht seines Kämpfers herum. Schließlich spürte der Boxer, wie ein Eisbeutel sein lädiertes Auge zu kühlen versuchte. "Warum lässt du dich denn hier so verprügeln, Mann? Der kann doch nichts..." Der Boxer knurrte seinen Trainer wütend an. "Der kann nichts? Dafür modelliert er mir aber recht nett ein neues Gesicht... verflucht!" Der Gong rief zur nächsten Runde. Das Publikum johlte lautstark, wenn es auch kaum drei Dutzend Leute waren. Und einen von denen erkannte der Boxer jetzt ganz deutlich. Mit ihm hatte er hier nun überhaupt nicht gerechnet ... nicht mit ihm...


von Volker Krämer, erschienen am 20.01.2009, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Der Roman beginnt mit einer satten Abreibung für Dr. Artimus van Zant, denn er hat sich mit einem energiegeladenen Jungspund in den Boxring begeben und bekommt ordentlich Haue. Trotzdem gewinnt der Physiker, der auch gleichzeitig ein Krieger der Weissen Stadt Armakath ist und trifft sich danach mit seinem Freund Professor Zamorra, dessen Team er zwar verlassen hat, dem er aber dennoch behilflich sein will. Es geht um die Abbildung des Kokons von Armakath, auf dessen Oberfläche Strukturen eingezeichnet sind, die man als Sternenkarte betrachten kann. Nicole Duval hat sie mittels ihres Dhyarra-Kristalls geschaffen (PZ Nr. 900), nachdem Merlin einen dementsprechenden Hinweis gegeben hat. Leider sind alle Versuche aus dieser Abbildung (auch Abklatsch genannt) eine bezugfähige Karte anzufertigen, die auf einem Computer verwertbar ist, misslungen. Van Zant selber war es, der Zamorra während eines Telefonats den Hinweis gab, man solle ein CT also einen Computertomographen einsetzen, damit er aus der dreidimensionalen Abbildung eine zweidimensionale herstellt. Das beste Gerät hierfür befindet sich - na wo schon? Bei Tendyke Industries in El Paso. Natürlich stellt Tendyke das wertvolle Gerät und andere Technik zur Verfügung, damit die aus dem CT gewonnen Daten umgewandelt werden können und nach stundenlanger, mühevoller Arbeit gelingt es dem Parapsychologen und dem Physiker tatsächlich ein verwertbares Resultat zustandezubringen. Doch die Freude wandelt sich schnell, denn aus der Karte wird ersichtlich das eigentlich die Erde die achte Knotenwelt sein soll und somit die Menschheit in unsagbarer Gefahr schwebt. Lediglich die "unmittelbare" Nähe zwischen Erde und Hölle bewirkte, dass Armakath in den Schwefelklüften manifestiert wurde. Als wäre diese Erkenntnis nicht genug, ereilt Artimus van Zant in diesen Momenten auch noch der Ruf der Krieger. Er kann sich nicht dagegen auflehnen, greift Zamorra an und erwürgt ihn beinahe. Der Meister des Übersinnlichen kann den Angriff abwehren, jedoch nicht verhindern, dass van Zant die gewonnenen Daten löscht und sich dann mittels seines Speeres aus dem Staub macht.
Während der Physiker im Fluss der Speere in die Falle des Ductors Pykurr gerät, der ihn in die Welt der Herrscher bringen soll, kann Zamorra auf der Erde eine Sicherheitsdatei finden, die der Computer bei TI automatisch angelegt hat. Die Freunde erhalten Besuch von Maiisaro und Vinca von Parom, die sich aufgemacht haben, nachdem das Licht der Wurzeln spürte, dass irgendeine Bedrohung, die sich gegen Artimus van Zant richtete, im Gange war. Gemeinsam mit Zamorra brechen sie ebenfalls in den Fluss der Speere auf, wo sie van Zants Spur aufnehmen können und auf die Welt der Herrscher gelangen, wo der Physiker mittlerweile von einer gestaltlosen Stimme vor folgende Wahl gestellt wurde. Entweder er nimmt seine Tätigkeit als treuer Krieger der Weissen Stadt Armakath auf und reist dorthin oder Pykurr erhält den Auftrag ihn zu töten. Zamorra und Maiisaro stehen Artimus zur Seite und können sowohl das eine, als auch das andere verhindern. Gemeinsam können sie fliehen, nachdem van Zant Pykurr eines seiner kostbaren Augen ausgestochen hat. In ihm erwächst van Zant nun ein ganz persönlicher und äußerst gefährlicher Todfeind.
Die Freunde gelangen in den Fluss der Speere, wo Maiisaro offenbart, dass sie einmal eine Herrscherin gewesen ist, die sich aus Liebe von ihren Gleichgesinnten abwandte, ehe sie von einer Schwester verraten und verstoßen wurde. Diese Schwester steht auch hinter grausamen Veränderungen in Maiisaros Welt, die zur fast vollständigen Vernichtung aller Wurzeln und Ballgeschöpfe führt. Maiisaro zieht sich zurück, um die wenigen verbliebenen Wurzeln zu stärken und zu pflegen, dabei stehen ihr Vinca und seine Lakir zur Seite. Auf der Erde raufen sich Zamorra und van Zant wieder zusammen und beginnen Pläne zu schmieden. Die Gefahr durch den Plan und die Weissen Städte ist noch längst nicht überstanden.


Meinung:
Nun, ich bin ja ein Quasi-Neuling-oder-doch-Wiedereinsteiger und somit stehe ich der Thematik der Weissen Städte, ihrer Krieger, dem Band der Speere, dem Licht der Wurzeln, der Herrscher und auch dem Plan noch sehr unbeleckt gegenüber. Ich fand es interessant in eine Bereich einzutauchen, von dem ich nur sehr, sehr wenig erfahren hatte, denn außer einigen Begriffen und Namen wusste ich vor Beginn der Lektüre des vorliegenden Romans noch gar nichts. Ich hatte andererseits ein wenig Sorge, dass ich 64 Seiten lang nur mit einem comichaften Fragezeichen über dem Schädel herumsitzen und verwundert dreinblicken würde. Doch so kam es dann doch nicht. Zugegeben, einiges ist mir immer noch nicht so richtig klar (doch dem wird bald Abhilfe geschaffen werden, da ich einige Romane diesbezüglich habe ergattern können). Aber trotzdem war für mich erkennbar, dass Volker Krämers Weisse-Stadt-Thematik für mich lohnend sein wird.
Wie ich bereits beim Band 900 schrieb ist Krämers Stil flott und gut zu lesen, weshalb es mir keine Probleme machte mit den, mir unbekannten Figuren und Begebenheiten klar zu kommen. Am Ende fieberte ich gar mit, ob es Zamorra, Maiisaro und van Zant gelingen würde aus der Welt der Herrscher zu fliehen. Ich denke, die Eröffnung, dass Maiisaro einst eine Herrscherin war und jetzt nicht mehr über die Pläne der anderen informiert ist, weil man einen Teil ihres Gedächtnisses löschte, dürfte für eingefleischte Fans dieses Themenkomplexes eine überraschende Neuigkeit sein. Pykurr als neuer Gegner wird sich gut machen, denke ich, da er vor Wut beinahe vergeht, denn immerhin hat ihn van Zant teilweise geblendet. Die Zerstörung von Maiisaros Welt ist sehr eindringlich geschildert und der Tod der Wurzeln und vieler der Ballwesen hat sogar mich (der ich sie ja noch nicht kannte) betrübt. Nochmals ein Lob an den Autor. Insgesamt ein gelungener Roman, der das Rätselraten bezüglich der Weissen Städte und des Plans weiter anheizen dürfte. Ich bin gespannt!


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Pykurr (?)
Zamorra gelangt auf die Welt der Herrscher
Maiisaro entpuppt sich als ehemalige Herrscherin


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt die hochdramatische Szene, in der Artimus van Zant Professor Zamorra zu erwürgen droht. Die Männer sind stilistisch etwas gewöhnungsbedürftig dargestellt, doch sehr gut gefällt mir im Hintergrund die Abbildung der Sternenkarte. So dürfte die Oberfläche des Aramakath-Kokons aussehen. Sehr schön getroffen. Also insgesamt eine gute Bewertung.


Coverbewertung:
3 Kreuze