Professor Zamorra Nr. 816: Der Todesbaum
Jules Leroc erwachte langsam, und jeder Knochen im Leib tat ihm weh. Er wollte
die Hand heben und sich über das Gesicht fahren, aber er konnte sich
nicht bewegen. Jemand hatte ihn mit dem Rücken an den rauen Stamm eines
großen Baumes gefesselt. Es war Nacht, und der Mond stand fast voll
am Himmel. Es war alles ganz still rundherum, kein Straßenlärm,
keine Stimmen. "Das ist doch ein Traum", wisperte Jules Leroc, glaubte es
aber selber nicht. Warum befand er sich nicht mehr in Paris? Dann senkte
er den Blick und bemerkte zum ersten Mal die Gestalten, die um den Baum herum
einen Kreis bildeten. Schweigende Männer und Frauen in hellen, langen
Roben, die langsam näher kamen.
von Sylke Brandt, erschienen am 06.09.2005
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Der Reporter Jules Leroc will Pascal Lafitte ein seltenes Buch verkaufen,
welches Zamorra noch in seiner Sammlung fehlt. Doch Jules Leroc verschwindet
spurlos. Die Dämonenjäger finden heraus, dass er mit einer Frau
namens Merille zusammen war, bevor er verschwand. Merille wohnt in dem
verschlafenen Ort Bocage-Noir, mitten in der Bretagne. Dort verhalten sich
alle Bewohner recht seltsam und einige scheinen sogar Magie zu beherrschen,
denn Nicole gelingt es nicht ihre Gedanken zu lesen. Als Zamorra und seine
Gefährtin dem Wald einen Besuch abstatten werden sie von mutierten Tieren
angegriffen, die aber mit den Blastern zurückgeschlagen werden können.
Doch die Anhänger des Todesbaums geben noch nicht auf. Sie trennen Zamorra
und Nicole voneinander und nehmen die Sekretärin des Professors gefangen,
um sie in einem uralten Ritual dem Baum zu opfern, so wie sie es schon mit
Jules Leroc getan haben....
Meinung:
Dies ist der erste Beitrag von Sylke Brandt zur Zamorra-Serie - und vermutlich
auch der einzige, denn laut der aktuellen Leserseite soll das Autorenteam
ab sofort auf vier Leute beschränkt werden: W.K. Giesa, Volker Krämer,
Christian Montillon und Andreas Balzer. Dabei liefert die junge Autorin einen
vielversprechenden Roman ab, der sich zwar nicht nahtlos in das Geschehen
einreiht aber dennoch ein kurzweiliges Abenteuer darstellt. Leider wird der
vorrangehende Fall mit keiner Silbe erwähnt, was wünschenswert
gewesen wäre, denn die Tatsache, dass sich Torre Gerret einfach aus
der Hölle der Unsterblichen meldet ist schon eine Erinnerung wert. Auch
wäre es interessant zu erfahren, wo sich jetzt Andrew und Diana aufhalten.
Im Chateau Montagne oder in Merlins Burg. Die eigentlich Story bietet zwar
insgesamt nicht unbedingt viel neues, was aber die Mischung angeht, kann
sich das Ergebnis durchaus sehen, bzw. lesen, lassen. Die Geschichte ist
flüssig und rasant geschrieben worden und die Charakterisierung der
Hauptpersonen ist auch ganz ordentlich ausgefallen. Nur schade, dass die
Helden sich immer nur auf die Blaster verlassen haben. Das wirkt bei
Dämonenjägern mit einem Erfahrungsschatz, wie Zamorra und Nicole
ihn haben, geradezu stümperhaft. Das Ende der Story ist nicht unbedingt
überraschend aber auch nicht einfallslos, ich würde sagen für
einen einzelnen Roman von 64 Seiten Umfang, jenseits von Zyklen und Roten
Fäden durchaus annehmbar.
Titelbild:
Miralles
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover soll vermutlich Merille darstellen. Einen einzelnen Baum kann man
aber in dem Mischmasch im Hintergrund nicht klar erkennen. Zudem wirkt das
gesamte Bild eher wie ein Cover für den Mitternachtsroman. Vom Stil
her gefällt es mir ganz gut, nur das Motiv ist ein wenig langweilig.
Coverbewertung: