Professor Zamorra Nr. 789: Amoklauf der Werschnecke
Es war eine dunkle und stürmische Nacht. Einsam saß der Werwolf
auf dem Dach seiner kleinen Hütte am Stadtrand und hieb mit ungelenken
Pfoten die Geschichte seines verpfuschten Lebens in die Tasten einer alten
Olympia-Schreibmaschine. Der kalte Wind zerrte am Papier und fuhr ihm durch
den Pelz. Um sich wenigstens innerlich aufzuwärmen, griff er nach dem
Krug mit Glühblut, der neben ihm auf dem Schornstein stand. Er verfehlte
den Griff, der Krug stürzte in den Schacht, und sein Inhalt löschte
die Glut des offenen Kamins in der kleinen Wohnschlafküche. "Grrrr!"
Ein neuerlicher Windstoß riss ihm das Papier aus der Maschine. "Grrrrrrrr!"
Der Werwolf wollte das Blatt noch erwischen - und stürzte samt
Schreibmaschine in die Tiefe.
von W. K. Giesa und Martin Kay, erschienen am 10.08.2004
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In Dortmund wird durch die unselige Vereinigung eines Werwolfes mit einem
Ghoulmädchen eine monströse Gestalt geboren: Die Werschnecke! Der
englische Geisterjäger Colonel Christopher Sparks macht sich auf die
Kreatur zu vernichten und ruft auch seine Freunde Zamorra und Nicole zu Hilfe.
In der Kanalisation des Dortmunder Hafens kommt es zum Showdown, in welchem
Sparks zu einem altbewährten Hausmittel gegen Schnecken greifen muss,
um das Monster zu erlegen....
Meinung:
Wirklich super. Ein Roman zum totlachen. Auch wenn ich normalerweise Romane
nicht so gerne lese, wo den Charakteren irgendein Dialekt verabreicht wird,
weil dieser meistens den Lesefluss erheblich beinträchtigt. Aber hier
passt es wie der Arsch auf den Eimer. Zudem hält der geneigte Leser
mit diesem Heft einen Roman in der Hand, der aus Jux schon öfter (zumindest
im Internet) angekündigt wurde. Mit Sparks spielt dann auch sogleich
die richtige Type mit. Dem Roman kommt auch zu gute, dass eben nicht Fooly
wieder als Tollpatsch vom Dienst aushelfen musste. Ich denke das hätte
auch zu aufgesetzt gewirkt. Schön zu lesen waren auch diverse Anspielungen
auf andere Romanserien. Wenn z.B. ein Werwolf seine Lebensgeschichte auf
einer Olympia-Schreibmaschine tippt, der Karnickelzüchter aus dem
Schrebergarten Hellmann heißt und sich vorstellt ein
Dämonenjäger zu sein, und das Ghoulmädchen von einem
"Scotland Yard-Inspektor, der als Geisterjäger noch weitaus bekannter,
berühmter und in Dämonenkreisen berüchtigter war als Colonel
Sparks" getötet wird, "als er sich zufällig zu einem
Privatbesuch in Dortmund aufhielt und sie ihm noch zufälliger in die
Quere kam". Ebenso denkwürdig ist folgendes Zitat: "Er bekam
einen Papierfetzen, der von Schreibfehlern mehr strotzte als das schlecht
lektorierte Romanheft eines noch schlechteren Autors." Okay, niemand
will hier unterstellen, dass damit der Autor der erfolgreichsten deutschen
Horror-Serie gemeint ist, denn dessen Hefte werden bekanntlich gar nicht
lektoriert! ;-) Na ja, und schlecht is' er ja nun wirklich nicht.
Zum Schluss noch ein kleiner SPOILER-ALARM!!!
Irgendwie passt es zu solch einer Satire nicht so recht, dass wieder einer
der Helden gemeuchelt wird und noch dazu so ein liebenswerter wie Sparks,
auch wenn dessen Abtreten ebenfalls zu seinen Missgeschicken passt. Am Ende
des Romans hätte ich mir dann noch gewünscht, dass aufgeklärt
wird, wie es nun zu der Markierung der Opfer in der Hafenkneipe gekommen
ist, und ob der Wirt ebenfalls mit drinstecken tut.
Besonderheiten:
Zamorras erste Begegnung mit einer Werschnecke.
Colonel Christopher Sparks, königlicher Geisterjäger ihrer
britannischen Majestät, verstirbt im Dienst und wird posthum zum General
befördert und von der Königin geadelt.
Titelbild:
Fabian Fröhlich
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Passt wieder wie der oben bereits erwähnte Arsch auf den Eimer und ist
nebenbei auch noch hübsch anzusehen.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Titelbild kommt von Henning Z. und Easy:
Die "Werschnecke" auf dem Titelbild wurde ganz klar Jaba the Hutt aus Star
Wars nachempfunden.