Professor Zamorra Nr. 501: Der Biß der Kobra
Die Königskobra hob den Kopf. Sie lauschte einem lautlosen Befehl, der
aus weiter Ferne zu ihr getragen wurde. Die Kobra löste sich aus ihrer
metallenen Starre und bewegte sich fast lautlos aus ihrem Versteck. Über
den Boden gleitend, suchte sie ihr Ziel, um es zu ihrem Opfer zu machen und
damit zu einem treuen Diener Ssacahs, des Kobra Dämons, der auf seine
Wiedergeburt wartete. Ein dämonischer Geist steuerte den
Schlangenkörper, der blitzschnell zu einer harten, unbeweglichen
Messingskulptur erstarren konnte und dann harmlos wirkte wie ein wunderbar
lebensecht gefertigtes Kunstwerk. Doch barg es für jeden menschlichen
Betrachter den Tod in sich. Und was für Menschen den Tod bedeutete,
bedeutete für den Dämon Ssacah die Rückkehr ins Leben ...
Teil 2 von W. K. Giesa, erschienen am 10.08.1993
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Die Situation auf Llewellyn-Castle bleibt angespannt. Auf der einen Seite
versucht Zamorra Lord Bryont zu reanimieren, während Nicole Duval so
gut es geht die verletzte Hebamme zu ersetzt. Wider Erwarten verläuft
die Geburt von Sir Rhett jedoch ausgesprochen unproblematisch und auch Bryont
kommt noch einmal zu Besinnung. Er erklärt seinem Freund, dass er irgendwie
immer, kurz vor dem Wechsel in den Nachkommen in eine gewisse Panik
verfällt und dabei vergisst, dass es eine Überlappungsphase gibt,
in der sowohl die alte, als auch die junge Llewellyn-Inkarnation leben. Bryont
hat also genügend Zeit sich seinen Sohn anzuschauen und sich von seiner
Frau und seinen Freunden zu verabschieden, ehe er stirbt und seine Seele
(oder was auch immer es ist) in Rhetts Leib wandert.
Während nun eine Reihe von unausweichlichen, aber gut vorbereiteten
Geschehnissen ihren Anfang nehmen (Totenscheinausstellung, Beerdigung,
Testamentseröffnung und dergleichen), braut sich auf Caermardhin - Merlins
Burg - weiteres Unheil zusammen. Der Ssacah-Abkömmling, den Gryf ap
Llandrysgryf unbemerkt mit einschleppte, erwacht, geleitet von Mansur Panshurab
zu neuem Leben und beginnt die Burg zu durchforsten. Manshurab sucht ein
geeignetes Opfer, in welches er Ssacahs Keim einpflanzen kann, um dem
Kobra-Dämon zu neuer Macht zu verhelfen.
Gleichzeitig brütet Merlin immer noch über düsteren Gedanken
und Schuldgefühlen, die ihn plagen, weil er schließlich für
eine Fehlberechnung beim Silbermond-Desaster verantwortlich war. Sara Moon,
seine Tochter, befürchtet Merlin würde über diese Grübelei
ganz langsam den Verstand verlieren und überlegt gemeinsam mit Teri
Rheken, ob nicht eine fingierte Katastrophe (nicht wirklich gefährlich,
aber dennoch anspruchsvoll) seine Lebensgeister wecken würde. Teri
erklärt sich bereit Kontakt zu Zamorra aufzunehmen, damit sich dieser
dem gewagten Vorhaben anschließt und verlässt die Burg. Sara will
zu ihrem Vater, wird unterwegs jedoch von der Messingkobra angefallen, gebissen
und somit zu einer treuen Dienerin Ssacahs. Zamorra ist zunächst nicht
von dieser Idee angetan. Eigentlich hat er im Moment zu wenig Zeit sich um
Merlin zu kümmern, denn immerhin gilt es jetzt, den Erbfolger zu
schützen, der ja als Baby vollkommen hilflos ist. Aber Nicole beschwichtigt
den Meister des Übersinnlichen, so dass dieser von Teri nach Caermardhin
gebracht wird. Merlin folgt inzwischen einer eigenartigen Stimme, die ihn
immer wieder gemahnt das "Dunkleres Dunkel heller ist als dunkles Dunkel".
Außerdem vermeint Merlin, eine Kobra gesehen zu haben, die er jedoch
als Halluzination abtun möchte.
Zamorra ist skeptisch! Er befürchtet (mit Recht) das Ssacah wieder aktiv
geworden ist und drängt darauf Caermardhin vollständig durchsuchen
zu können. Auf der Erde wird Nicole erneut mit Stan McMour konfrontiert,
der von Torre Gerret aus dem Knast geholt wurde, nachdem der erste Anschlag
auf Lord Saris fehlschlug. Gerret ist sehr ärgerlich darüber, dass
McMour sich einen neuen Auftraggeber suchen will, obwohl der eigentliche
Job noch nicht getan ist. Gerret befiehlt McMour, dass er sich dranhängen
soll, nur dass er jetzt nicht Lord Bryont, sondern Lord Rhett zu töten
habe. Einen Säugling. Das kann der Killer dann doch nicht und offenbart
den fiesen Plan der verdutzten Französin, die ihn immer noch gerne
inhaftiert sehen möchte. Sie schaltet ihn bei einem Fluchtversuch mit
dem E-Blaster aus und überlässt ihn anschließend der Polizei,
doch diese Beamten erweisen sich als Gerrets Gefolgsleute, die den Killer
eiskalt töten.
Später wird McMours Leiche in einem Wagen am Straßenrand gesprengt.
Unbemerkt von Merlin konnte zwischenzeitlich Sara Moon Caermardhin verlassen.
Ihr Ziel ist Schottland, denn der Ssacah-Keim in ihr will den kleinen Sir
Rhett ebenfalls in Besitz nehmen. Der Ableger des Kobra-Dämons schafft
es tatsächlich durch die M-Abwehr, die Llewellyn-Castle umgibt und dringt
bis zu jenem Raum vor, in dem der Säugling friedlich schlummert.
Meinung:
Es geht richtig spannend weiter in diesem Mehrteiler. W. K. Giesa brennt
Lunten an mehreren Stellen ab und nachdem der ersten Teil eher etwas langsam
(wenn auch nicht uninteressant) daherkam, wird hier im zweiten ein wahres
Feuerwerk an Geschehnissen losgelassen. Die Situation eskaliert und die
Mächte des Guten werden von mehreren Seiten bedroht. Was bei anderen
Gelegenheiten (auch innerhalb der PZ-Serie) schon konfus wirkte und den Leser
bisweilen überforderte, oder schlichtweg uninteressant war, funktioniert
hier ausgezeichnet. Mehrere Handlungsabläufe, die zunächst zeitgleich
geschehen, aber so auf den ersten Blick nicht zusammengehören, werden
eindrucksvoll geschildert und vermögen den Leser zu fesseln. Die Brisanz
des scheinbaren Scheiterns beim Überwechseln von Lord Bryont auf Lord
Rhett wird abgelöst durch das Unterwandern der Caermardhin-Sicherheit
durch einen einzelnen Ableger Ssacahs. Das er sich dann ausgerechnet Sara
Moon aussucht, um sie unter seinen finsteren Willen zu zwingen, erscheint
tragisch, weil es ja zu jenem Zeitpunkt noch nicht allzu lange her war, dass
Merlins Tochter von CRAAHN befreit worden war.
Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Roman und eine würdige Fortsetzung
des ersten Teils.
Besonderheiten:
Lord Bryont Saris ap Lllewellyn stirbt.
Lord Rhett Saris ap Lllewellyn wird geboren.
Die Erbfolge wird fortgesetzt.
Sara Moon wird von einem Ssacah-Ableger gebissen und zur Dienerin des
Kobra-Dämons.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Zum kann ich mir nicht vorstellen, dass die doch eher etwas sittsam beschriebene
Sara Moon so ungepflegt aussieht (nicht einmal nachdem der Ssacah-Ableger
sie gebissen hat). Zum anderen ist der Stil der Zeichnung für meinen
Geschmack etwas krude und die Farbgebung gefällt mir auch nicht.
Andererseits ist es dennoch eindrucksvoll und ich kann mich der Atmosphäre,
die es verströmt nicht so ganz entziehen. Deswegen nicht lange fackeln
sondern 3 Kreuze.
Coverbewertung: