Professor Zamorra Nr. 448: Der Nebel-Henker

Professor Zamorra Nr. 448: Der Nebel-Henker


Marianne Delaide fröstelte. Ein kühler Wind strich durch ihr Haar; ihr Atem stand wie eine weiße Wolke vor ihrem Gesicht. Ein Nebelschleier, der sich mit anderen Nebelschleiern vermischte. Ein blasser Fleck am Himmel wies darauf hin, daß der Mond schien, aber sein Licht drang kaum durch. Auch das Licht der Straßenbeleuchtung reichte kaum, ein paar Dutzend Meter des Weges zu erhellen. Marianne wünschte, sie wäre daheim geblieben. Aber nun mußte sie durch die Nebelnacht. Da waren Schritte. Unwillkürlich erschauerte sie. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Unheimliche Geschichten von Mördern, die ihren Opfern im Dunkel auflauerten. Und dann war er plötzlich da. Sie sah ihn nicht einmal mehr richtig, ihren Mörder, und der furchtbare Hieb, der ihr Leben auslöschte, erstickte auch ihren Schrei. Der Nebel schluckte die Gestalt des Unheimlichen so schnell wieder, wie er sie ausgespien hatte. Über den Häusern lag die Ruhe der Nacht.


von W. K. Giesa, erschienen am 30.07.1991, Titelbild: Nicolai Lutohin