Professor Zamorra Nr. 227: Gefangen in der Totenstadt

Professor Zamorra Nr. 227: Gefangen in der Totenstadt


Der Schreckensruf des Mädchens hallte schaurig von dem hohen Gewölbe wider. »Hilfe! Hilfe!« brach es sich an den nackten Wänden. »Hilfe - ilfe - ilfe!« äffte das Echo mehrfach. Aber dann war es wieder da. Und es schwoll an wie der gewaltige Klang einer mächtigen Orgel und erstickte die Laute des Entsetzens. Dumpfer, monotoner Gesang einer Litanei in einer toten Sprache, die in diesen Tagen nur noch von wenigen verstanden und gesprochen wurde. Unter den düsteren Kapuzen waren die bleichen Gesichter nur zu ahnen. Die wenigen Fackeln und Öllämpchen ließen das kalte Licht der Augen glitzern. Sandra Jamis versuchte vergeblich, ihren schlanken Körper aus den fest zupackenden Händen jener Männer zu winden, die sie zu einem mächtigen Steinblock in der Mitte der Versammlung trugen. Aus ihrem Mund drang nur noch ein Stöhnen. Sie merkte jetzt, daß ihr hier an der Stätte, wo einst die Altvorderen ihre Toten zur letzten Ruhe bestatteten, niemand helfen konnte. In der Hand eines Mannes blinkte etwas wie bläulicher Stahl...


von Rolf Michael, erschienen am 08.02.1983