Professor Zamorra Nr. 170: Entführt in die Schattenwelt
"Das hat uns gerade noch gefehlt!" brummte Larringer und stieß einen
lästerlichen Fluch aus. Wütend schlug er mit der Faust auf die
rostige Kühlerhaube des uralten Buicks. "Mistkarre!" Larringer war ein
kleiner, schmaler Mann, dessen ständig gerötetes Gesicht von hellen,
flaumigen Bartstoppeln umrahmt wurde. Ein grauer, wasserabweisender Umhang
schützte ihn vor dem Regen und raschelte bei jeder Bewegung wie
vertrocknetes Laub. Er warf Higgins, der ihn hinter der Windschutzscheibe
mit staunenden, weit aufgerissenen Augen beobachtete, einen finsteren Blick
zu. "Was sitzen Sie da noch herum?" schrie er durch das Lärmen des
Herbststurmes. "Sie sehen. doch, daß dieses Wrack nicht mehr
weiterfährt! Kommen Sie gefälligst heraus!"
von Uwe Anton, erschienen am 02.12.1980
Rezension von
Wolfgang
Trubshaw:
Kurzbeschreibung:
Ein britischer Parapsychologe hat mit Eileen O'Shea ein extremst begabtes
Medium entdeckt, das Visionen der titelgebenden Schattenwelt hat. Er entscheidet
sich dazu, seinen Kollegen Zamorra aus Frankreich hinzu zu ziehen.
Auf dem Weg zu einer Tagung von Parapsychologen tappen Zamorra, Nicole und
einige Nebenfiguren in eine von Asmodis selbst gelegte Falle: Ein gewisser
Mhyrwidden Eldridge, letzter Herr von Eldridge Castle, hat in einem Amoklauf
seine ganze Familie ausgelöscht und daraufhin sich selbst. Nun spukt
er in einer Schattenwelt, in welcher auch eine höllisch-surreal verzerrte
Kopie von Eldridge Castle steht, als Skelett herum, wo er von Asmodis mit
Erlösung gelockt auf Zamorra angesetzt wird.
Während einer Seance werden zuerst das Medium O'Shea und ein anderer
Mann in jene Schattenwelt gerissen, später auch mehrere andere Leute
durch Werwölfe dorthin entführt.
Zamorra selbst reist auch in diese Zwischenwelt und steht am Ende des Hefts
Asmodis selbst gegenüber und vor einer sehr großen Versuchung
. . .
Meinung:
Ein Frühwerk von Uwe Anton, das sich leider überhaupt nicht in
die Serie integrieren lässt, obwohl dem Autor gewisses Bemühen
zur Integration nicht abzusprechen ist.
Die ganze Geschichte ist sehr undurchdacht, mit zu vielen Nebenfiguren, die
keinen rechten Sinn machen, meist auch nicht zu Ende charakterisiert werden.
Das erste Drittel liest sich äußerst zäh, was auch mit einer
absolut unnötigen Keilerei mit Werwölfen zu tun hat, die später
zwar nochmal im Heft vorkommen, aber ohne jegliche Erklärung.
Auch stilistisch wirkt der Roman unausgereift. Manche Sätze wirken einem
Sciencefictionroman entnommen, manche Worte sind schreiend unpassend für
einen Gruselroman.
Auch sprachlich ist das Heft fragwürdig. So finden sich mehrere
Grammatikfehler, etwa das (von einem einzigen Zufallstreffer im ganzen Heft
abgesehen) konsequent falsch deklinierte Wort Dämon mit seinem peinlichen
Genitiv Singular "des Dämonen". Auch eindeutige Rechtschreibfehler (nicht
Tippfehler) finden sich unkorrigiert, etwa
"Nachttopfentlehrer".
Das Heft selbst ist zwar trashig, wie es ärger kaum geht, schafft es
aber dennoch irgendwie, nie in echten Schund abzugleiten. Auch weiß
die bizarr und surreal geschilderte Schattenwelt zu gefallen. Daher doch
noch ein Gnadenkreuz, aber ein Pflichtheft sieht anders aus.
Besonderheiten:
Erster (und einziger) Beitrag Uwe Antons zur Serie.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Soll wohl allegorisch den als Skelett wandelnden Mhyrwidden Eldridge darstellen,
wie er das Medium Eileen entführt, im Hintergrund Eldridge Castle. Kommt
leider im Heft so nicht vor, auch wirkt es wie in der echten Welt, statt
in der verzerrten Schattenwelt. Da mich der Malstil auch nicht gerade vom
Hocker reißt, leider nur ein Kreuz.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Cover sieht zwar sonst ganz anders aus, aber zumindest die Frau vom Titelbild
des Professor Zamorra Romans wurde auch schon auf dem Cover des Comic-Magazins
"EERIE" Nr. 46 verwendet, was besonders gut an ihrer Kleidung erkennbar
ist:
Auf dem im Februar 1975 erschienenen australischen Comic-Magazin "EERIE"
5 war die Frau wegen Titelbildgleichheit zu oben genannter US-amerikanischer
Variante natürlich ebenfalls zu sehen:
Und auf dem spanischen Comic-Magazin RUFUS Nr. 1 war die Frau ebenfalls noch
einmal abgebildet. Allerdings war das Cover wohl etwas zensiert, denn ihre
Kleidung war nicht ganz so sparsam wie auf den anderen beiden Titelbildern:
Da auf dem schwedischen Magazin CHOCK Nr. 8 aus dem Jahr 1973 das gleiche
Motiv wie auf oben genanntem EERIE-Magazin verwendet wurde, war die Frau
hier natürlich ebenfalls wieder zu sehen. Im Vergleich zum RUFUS-Comic
war sie aber wieder etwas freizügiger gekleidet:
Auch auf dem brasilianischen Comic KRIPTA Nr. 1 (Rio Gráfica e Editora,
1976) war diese Szene zu sehen:
Auf dem französischen Comic-Magazin "Zara La Vampire" Nr. 83 war das
Motiv ein wenig anders, aber auch hier ist wieder die Frau zu sehen:
Und auf dem Bastei-Comic "Gespenster-Geschichten Spezial" Nr. 216 war die
Frau wieder etwas bedeckter verwendet worden: