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Die Mönchszelle lag im flackernden Schein der Butterlampen.
Süßlich breitete sich das Aroma der Räucheressenzen im Raum
aus. Die Gebetsmühlen knarrten leise, und die Priester murmelten dumpf
ihr Om mani padme hum. Der Tschöd-po-Lama starb ... Das nahende Ende
hatte das Gesicht des alten Mannes schon gezeichnet. Kleine Schweißtropfen
standen auf der hohen Stirn, die in den kahlgeschorenen Schädel
überging. Wie trübe Glaskugeln lagen die leicht geschlitzten Augen,
die so unendlich viel gesehen hatten, in den Höhlen. Tiefe Kerben zogen
sich von den vorstehenden Wangenknochen bis zu den Mundwinkeln. Die
pergamentfarbene Haut war blutleer, schien bereits einem Toten zu gehören.
Die Geshe, die hohen Mönche, die mindestens neun der zwölf magischen
Tschöd-Grade erfahren hatten, umstanden das Totenlager ihres Abts. Ihre
Blicke waren ernst, sorgenvoll. Bis jetzt hatte Ihnen der Tschöd-po-Lama
noch nichts über die näheren Umstände seiner Wiederkehr offenbart.
Bio-lugs-pa, mit elf Tschöd-Graden der ranghöchste unter den
Mönchen des Schlangenklosters, trat ganz dicht an das Lager des Sterbenden
heran.