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Dumpf und monoton wummerte die Trommel der Erkenntnis. Schrill mischte sich
das Schellen der Messingglöckchen in den hohlen Klang. Die kahlen
Wände der Katakombe warfen das Echo vielfältig zurück. Rayanagu
bearbeitete das Fell mit den Armstrünken. Er hatte keine Hände
mehr. Sie waren ihm vor Jahren abgehackt worden, als man ihn bei einem Diebstahl
ertappte. Rayanagu hatte auch keine Stimme mehr. Weil er nicht öffentlich
bereute, hatte der Herrscher von Gawilor verfügt, daß man ihm
mit einem silbernen Messer die Zunge spaltete. Die Reue kam erst später.
Und dann hatte Reyanagu sich einem Sadhu angeschlossen. Einem heiligen Mann.
Shandri war der Guru und Rayanagu sein Diener, der durch die Aufgabe eigener
Wünsche den Weg ins Nirwana buchte. Der Guru wiegte seinen abgemagerten,
knochigen Körper im Rhythmus der Trommelschläge. Die skelettartigen
Beine im Lotos-Sitz verschränkt, murmelte er die verbotenen Mantras,
die seit Jahrtausenden nicht mehr gesprochen werden durften. Shandri wußte
nicht daß die Formeln verboten waren. Auch wußte der heilige
Mann nicht, daß er als Mittel zum Zweck mißbraucht wurde. Er
diente dem Bösen. Ein greller Blitz schoß durch sein Bewußtsein,
als er die letzte Formel gesprochen hatte. Dann hielt das Grauen Einkehr
in diesem Keller unter der Altstadt der Millionenstadt New Delhi. Sadhu Shandri
versank in tiefe Trance. Dumpf und monoton wummerte die Trommel der Erkenntnis
weiter, obwohl Rayanagu, der Krüppel, aufgehört hatte, sie zu schlagen.
Wie fettgefroren hingen seine Armstrünke über dem vibrierenden
Fell.