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Ober dem Hügelland kochten die Wolken. Brodelnd wie gischtendes Meer
jagten sie vom Sturm gepeitscht über den nachtschwarzen Himmel, nur
vom gleißenden Zucken der Blitze zerrissen. Sie schleuderten ihr grelles
Licht auf eine karge Landschaft. Heulend und pfeifend strich der Wind um
die wenigen schroffen Felsbrocken, die aus dem dürren Gras ragten wie
alte, dem Verfall preisgegebene Grabsteine aus einem vergessenen Friedhof.
Nur war die Erde hier nicht geweiht. Sie war verflucht und verdammt für
alle Zeiten! Der alte Mann in dem langen, weißen Umhang wußte
das. Und trotzdem war er hier. Denn hier war sein Ziel. Jahrelang hatte Genc
Yedicule geforscht. Besessen war er von seiner Arbeit gewesen, und nun hatte
er es geschafft. Er hatte das Grab von Ahriman, dem verbannten Gott der
Finsternis, gefunden! Von einer Sekunde zur anderen öffnete der Himmel
seine Schleusen. Wasser rauschte auf das trockene Land und verschwand gurgelnd
in den Ritzen, die die Hitze in den Lehm gesprengt hatte. Die stammdicken
Arme eines weiteren Blitzes gruben ihr blauweißes Licht in das kochende
Firmament, an dem die Sterne und der Mond sich versteckt hatten. Für
Augenblicke hob sich die hagere Gestalt des Alten gegen den Horizont, die
Konturen von vibrierendem Schein umflossen. Sein Umhang klebte wie ein
Leichentuch an seinem knochigen Körper, schwer von Nässe triefte
der graue Bart, wirr hingen ihm die Strähnen seines langen Haares in
des wie aus Stein gemeißelte Gesicht. Dann war die Spukgestalt wieder
von der Dunkelheit verschluckt, der Donner grollte über das Land und
ließ die Erde unter den Füßen erbeben. Doch die Gestalt
stand noch immer auf dem Fleck.