Professor Zamorra Nr. 40: Die Nebelgeister

Professor Zamorra Nr. 40: Die Nebelgeister


Unruhig warf sich die junge Frau auf dem Bett herum. Noch schlief sie, aber etwas hatte ihr Unterbewußtsein beeinflußt. Ein Ton drang in ihr Gehirn. Erst schwach nur, wurde aber dann lauter und zu einem kreischenden Schrei. Madeleine Rimbaud erwachte übergangslos. Sie warf die Decken von sich und stürzte aus dem Bett. Schweißgebadet stand sie neben dem Schlaflager und horchte angestrengt. Nichts war zu hören, gar nichts! Unruhig lief sie zum Fenster ihres Zimmers und starrte in die Nacht. Der Mond war hinter fahlen Wolkenfetzen verborgen, Sternenlicht drang kaum durch. Madeleine schaltete das Licht ein und untersuchte ihr Zimmer. Es war alles wie immer. Sie steckte sich nervös eine Zigarette an und warf sich in einen Sessel. Nach einigen Minuten hatte sie sich beruhigt und ging wieder ins Bett. Fast übergangslos schlief die junge Frau ein. Es dauerte nur Minuten, bis sie sich wieder ruhelos umherwarf. Der Schein des Mondes fiel voll durch die Scheiben ihres Zimmerfensters. Wieder riß ein grauenvoller Schrei die junge Lehrerin aus dem Schlaf. Als sie ans Fenster stürzte, sah sie gerade noch, wie ein heller, verwaschener Fleck zwischen den Bäumen des nahen Waldes verschwand. Es konnte kein Mensch in heller Kleidung sein. In Madeleine festigte sich die Überzeugung, daß der Schrei aus dieser Richtung gekommen war. Sie griff nach ihren Kleidern und zog sich an. Trotz ihrer Erregung dachte sie daran, dunkle Sachen überzuziehen. Vorsichtig schlich Madeleine aus ihrem Zimmer und überquerte den Flur, an dem die Räume des anderen Lehrpersonals lagen.


von Mario Werder, erschienen am 30.12.1975